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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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über den nächsten Hügel galoppieren wird. Das hatte sich auch im Golfkrieg gezeigt, als amerikanische Kriegsgefangene im Verhör keine Fragen beantwortet, sondern selbst Forderungen gestellt hatten – weil sie wussten, dass sie zu den Siegern gehörten. Im SAS-Regiment wusste man immer, dass man unter keinen Umständen zurückgelassen werden würde, und das war manchmal das Einzige, an was man sich klammern konnte, aber die Amerikaner hegen diese Überzeugung auf nationaler Ebene. Ich hatte mir oft etwas von diesem durch nichts zu erschütternden Selbstvertrauen gewünscht.
    Sarah wollte ihren Ohren nicht trauen. »Was?«
    »Das tue ich nicht«, sagte Josh einfach.
    Es entstand eine Pause, in der ich Sarahs Reaktion
    beobachtete. Sie ließ nicht lange auf sich warten. »Josh, das sollten Sie sich noch mal überlegen – und zwar schnellstens.
    Denken Sie an Ihre Kinder. Wollen Sie wirklich Ihre Familie gefährden, Josh? Bringen Sie mich hin, sonst erschieße ich Sie auf der Stelle. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Ich habe ohnehin nicht mehr lange zu leben.« Sie hatte gut zugehört, als ich ihr erklärt hatte, wie sie Josh dazu bringen konnte, alles zu tun, was sie von ihm verlangte. Sie sah erneut auf ihre Uhr.
    Wenn sie den Salon noch in der Kaffeepause erreichen wollte, blieb ihr nicht mehr viel Zeit.
    »Sie haben wunderbare Kinder, Josh, die ihren Vater
    brauchen. Oder sollen die drei bei Geri aufwachsen?
    Außerdem …«, sie lächelte ihr seltsames kleines Lächeln, »…
    könnten Sie sogar versuchen, mich an der Ausführung meines Vorhabens zu hindern. Das können Sie nicht, wenn Sie tot sind. Ich gehe mit Ihnen – oder ich gehe allein, wenn Sie tot 560
    sind. Sie haben zehn Sekunden Zeit, sich die Sache zu überlegen, Josh.«
    Ich sah, wie seine Brust sich hob und senkte, als sein Körper vermehrt Sauerstoff aufnahm, um den Schock zu unterdrücken, unter dem er stand. Was er dabei dachte, konnte ich nur vermuten: Muss ich jetzt sterben? Oder akzeptiere ich, was sie sagt, und versuche, sie unterwegs an der Ausführung ihres Plans zu hindern? Dann habe ich zumindest noch etwas länger zu leben.
    Ich hatte Blut im Rachen, und meine Stimme war ein
    Krächzen, als ich heiser sagte: »Bring sie hin, Josh. Tu’s einfach.«
    Er sah zu mir herüber, und als unsere Blicke sich
    begegneten, wusste ich genau, was er jetzt dachte: Du verdammtes Arschloch! Unabhängig davon, ob ich in Sarahs Attentatsplan eingeweiht gewesen war oder nicht, war ich für ihn jetzt der größte Dreckskerl der Welt. Verständlich.
    Ich blickte zu Sarah auf, als sie die letzte Warnung aussprach. »Wofür entscheiden Sie sich, Josh?« Bis zum Ende der Kaffeepause blieb ihr nicht mehr viel Zeit.
    Josh starrte weiter die Wand vor sich an, überlegte noch einige Sekunden und sagte dann ruhig: »Okay.«
    »Versuchen Sie mich reinzulegen, Josh, sollten Sie eines wissen: Ich erschieße Sie, bevor jemand reagieren kann. Ich habe es nicht auf Ihren Präsidenten abgesehen. Ich will nur die beiden anderen. Aber falls Sie versuchen, mich reinzulegen …
    Sie verstehen mich?«
    Er schloss die Augen und nickte. Als er sie wieder öffnete, fixierte er mich durchdringend. Ich konnte nur hoffen, dass mein Blick besagte: Ich habe nicht geahnt, was sie vorhatte, 561
    Kumpel, und es tut mir verdammt Leid.
    Aber Joshs Gesichtsausdruck zeigte mir, dass es für
    Entschuldigungen viel zu spät war.
    Da Sarah jetzt einen Begleiter vom Sicherheitsdienst des Weißen Hauses haben würde, nahm sie Davys Dienstausweis ab und befestigte ihren Besucherausweis wieder an ihrer Jacke.
    Das war nur ein Detail, aber auf solche Einzelheiten konnte es ankommen.
    »Also los!«, sagte sie dann.
    Sie trat von der Tür zurück, als Josh sich umdrehte und darauf zuging. »Ich trage meine Waffe verdeckt, Josh, aber beim geringsten Anzeichen dafür, dass Sie mich reinzulegen versuchen, erschieße ich Sie, bevor jemand an mich
    herankommt.«
    Er nickte, sah sich nochmals nach mir um und trat auf den Korridor hinaus.
    Sarah folgte ihm, ohne mich eines zweiten Blickes zu würdigen.
    28
    Ich sah alles nur verschwommen; der kleine Raum schien sich vor meinen Augen zu drehen. Ich verlor zu viel Blut.
    Gemeinsam mit Davy hatte ich schon fast das gesamte
    Linoleum voll geblutet. Aber darüber konnte ich mir jetzt keine Sorgen machen; ich musste akzeptieren, dass ich angeschossen war, und irgendwie weitermachen.
    Ich schaffte es mühsam, mich auf Händen und Knien
    aufzurichten, atmete

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