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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Richtung Aufzug davon. Hinter mir wurde die
    Schiebetür geschlossen; Sekunden später hörte ich den Previa davonfahren.
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    Ich ging zum Aufzug und bemühte mich, nicht in Wut zu geraten. Eigentlich wusste ich gar nicht recht, worüber ich mich mehr ärgern sollte – über die Tatsache, dass die Firma von Sarah und Kelly wusste, oder darüber, dass ich dämlich genug gewesen war, mir einzubilden, sie wisse nichts von den beiden. Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich mir sagte, dass ich an ihrer Stelle nicht anders gehandelt, sondern dieses Wissen als Hebel benutzt hätte, um mich dazu zu bringen, den Auftrag zu übernehmen. Das war nur logisch, aber es konnte mich nicht damit versöhnen, dass ich das Opfer dieser Intrige geworden war.
    Ich erreichte den Aufzug und drückte den Rufknopf. Dann sah ich auf die rote Digitalanzeige über der Tür. Sie stand still.
    Ein älteres Ehepaar gesellte sich zu mir. Die beiden stritten sich darüber, wie ihre Koffer auf ihrem Gepäckkarren gestapelt waren. Wir warteten.
    Der Aufzug hielt auf jeder Ebene außer der unseren. Ich drückte mehrmals rasch nacheinander auf den Rufknopf. Das ältere Ehepaar verstummte und zog sich auf die andere Seite des Gepäckkarrens zurück, um mir nicht in die Quere zu kommen.
    Vielleicht war ich sauer auf Sarah; vielleicht war ich auch nur auf mich sauer, weil ich mich mit ihr eingelassen hatte.
    Elizabeth hatte völlig Recht gehabt: Sie war an meiner Scheidung schuld gewesen.
    Die Warterei auf den Aufzug wurde allmählich lächerlich.
    Weitere Leute kamen mit ihren Gepäckkarren und drängten sich vor dem Aufzug. Ich benutzte die Treppe. Zwei Ebenen 115
    tiefer folgte ich den Wegweisern zum Abfluggebäude und kämpfte mich auf einer Fußgängerbrücke gegen lauter
    sonnengebräunte Menschen vorwärts. Anscheinend waren mehrere Chartermaschinen fast gleichzeitig gelandet.
    Ich musste immer wieder an unsere Einsatzbesprechung von vorhin denken. Wie kam es, dass der Dienst offenbar genau wusste, was letztes Jahr passiert war? Dabei hatte ich die ganze Zeit den Mund gehalten und nur erzählt, was sich nicht vermeiden ließ.
    Jedenfalls würde ich mir das Geld unter keinen Umständen wieder abnehmen lassen. Wussten Lynn und die anderen überhaupt davon? Dann fiel mir etwas ein, das mich wieder etwas aufheiterte. Sie konnten nicht alles wissen. Wussten sie’s doch, mussten sie auch wissen, dass ich genug in der Hand hatte, um einige von ihnen lebenslänglich hinter Gitter zu bringen – und wenn sie das wussten, würden sie nicht wagen, mir zu drohen. Im nächsten Augenblick schlug meine
    Stimmung wieder um: Sie konnten tun, was sie wollten, weil sie von Kelly wussten. Ich hatte schon erlebt, wie erwachsene Männer weich wurden, wenn man ihnen mit Gewalt gegen ihre Kinder drohte, aber ich hätte nie gedacht, dass mir das eines Tages auch passieren könnte. Dann verbannte ich alle Mutmaßungen aus meinen Gedanken und begann zu arbeiten.
    Im Abfluggebäude herrschte das übliche Chaos: Leute
    versuchten ihre Gepäckkarren zu lenken, die in andere Richtungen wollten, und Eltern machten Jagd auf ausgerissene Zweijährige. Ein ganzer Schwarm Schulmädchen mit
    Zahnspangen war irgendwohin unterwegs, und die Mitglieder eines amerikanischen Schülerorchesters hockten sichtlich gelangweilt neben ihren Instrumentenkoffern, während sie 116
    darauf warteten, einchecken zu können.
    Ich ging erst an einen Geldautomaten, dann zum Bureau de Change. Als Nächstes musste ich mir ein glaubhaft aussehendes Gepäckstück kaufen. Ich entschied mich für eine geräumige Ledertasche, stopfte meine Nylontasche hinein und ging in die Drogerie, um mir Wasch- und Rasierzeug zu kaufen. Danach kaufte ich mir noch Jeans, ein paar
    Oberhemden, Unterwäsche und Socken.
    Dann checkte ich bei American Airlines am Business-Class-Schalter ein und gelangte sofort in die Lounge, in der ich gleich mein Mobiltelefon benutzte, um meine »Angehörigen«
    anzurufen. Das waren brave Leute, James und Rosemary. Sie liebten mich wie einen Sohn, seit ich vor vielen Jahren einmal bei ihnen zur Untermiete gewohnt hatte … so lautete
    zumindest die Legende. James war mir immer so erschienen, wie ich mir einen Vater vorstellte; er hätte jedenfalls mit seinem Achtjährigen die HMS Belfast besichtigt. Beide waren im öffentlichen Dienst gewesen und hatten sich vorzeitig pensionieren lassen; sie hatten aus beruflichen Gründen keine Kinder gehabt und taten noch immer das Ihre für Königin

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