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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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konnten.
    Ich begann darüber nachzudenken, was Sarah mir über ihre Vergangenheit erzählt hatte, denn ohne Hilfe von außen war das mein einziger Anhaltspunkt. In Wirklichkeit wusste ich sehr wenig über sie – außer der Tatsache, dass sie vor einiger Zeit einen Freund gehabt hatte, dem sie den Laufpass gegeben hatte, weil er sie mit einer anderen betrogen hatte.
    Gerüchteweise hieß es, diese heftige Auseinandersetzung mit Sarah habe ihn einen Finger gekostet, aber mehr war darüber nicht bekannt. Vielleicht konnte der eisenköpfige Mickey Warner mir helfen, wenn ich so tat, als hingen meine Fragen mit einer Sicherheitsüberprüfung zusammen. Er würde mir ohnehin massenhaft Fragen beantworten müssen.
    Von ihren Familienverhältnissen hatte Sarah mir nie viel erzählt. Trotzdem wusste ich, dass unsere emotionale Prägung sehr ähnlich war, auch wenn wir an unterschiedlichen Enden des sozialen Spektrums aufgewachsen waren. Ihre Eltern hatten sich so wenig um sie gekümmert wie meine um mich.
    Sie war als Zehnjährige ins Internat abgeschoben worden, und ich … nun, ich war nur abgeschoben worden. Ihr
    Familienleben war eine Wüste, die keine Hinweise liefern würde. Je länger ich darüber nachdachte, desto kleiner schien die Nadel und desto größer der Heuhaufen zu werden.
    Das Ganze lief daraus hinaus, dass sie spurlos verschwinden konnte, wenn sie wirklich wollte – kein Mensch würde sie 123
    jemals finden. Ich konnte monatelang auf ihrer Fährte bleiben, ohne ihr wirklich näher zu kommen. Ich zermarterte mir vergeblich den Kopf, um mich an irgendetwas zu erinnern, das mir weiterhelfen konnte, um irgendeinen kleinen Hinweis aus der Vergangenheit zu entdecken, der mich auf ihre Spur führen würde.
    Ich drückte auf den Rufknopf und ließ mir ein paar Biere bringen – teils damit ich besser einschlafen konnte, teils weil es nach der Landung in Washington für mich keinen Alkohol mehr geben würde. Meinen Grundsatz, bei der Arbeit nicht zu trinken, befolgte ich eisern.
    Plötzlich kam mir der Gedanke, ein Teil meines Ichs hoffe im Stillen, ich würde Sarah nicht finden. Das war
    deprimierend, aber ich nahm mir vor, mich nicht davon beeinflussen zu lassen, sondern diesen Auftrag möglichst schnell hinter mich zu bringen. Ich würde als Erstes mit meinem neuen Kumpel Metal Mickey reden, mir dann ihre Wohnung vornehmen und dort hoffentlich fündig werden.
    Das Bier kam, und ich beschloss, für den Rest des Fluges abzuschalten. Während ich mir einen Film ansah, dachte ich wieder an Kelly. Sie saß jetzt wahrscheinlich mit Grandad am Tisch, malte Bilder, trank Tee und versuchte immer wieder, ihr T-Shirt aus ihrer Jeans zu ziehen, nachdem ihre Großmutter es ihr hineingestopft hatte. Ich nahm mir fest vor, sie bald anzurufen.
    Ich trank einen Schluck Bier und gab mir wirklich Mühe, an etwas anderes zu denken, aber Sarah ging mir nicht mehr aus dem Sinn.

    Im Jahr 1987, zwei Jahre vor dem Ende der sowjetischen 124
    Besetzung Afghanistans, schickten Großbritannien und die Vereinigten Staaten Ausbilderteams dorthin, um die
    Mudschaheddin, die islamischen Rebellen, militärisch ausbilden zu lassen.
    Die Sowjetunion war acht Jahre zuvor in Afghanistan
    eingefallen. Die Landbevölkerung machte erstmals
    Bekanntschaft mit moderner Technologie, als sie von Moskaus Düsenjägern, Panzern und Kampfhubschraubern beschossen wurde. Drei Millionen Menschen wurden verwundet oder getötet; sechs Millionen Afghanen flohen nach Westen in den Iran oder nach Osten nach Pakistan. Aber die
    Zurückgebliebenen kämpften gegen die Russen, lebten von trockenem Brot und Tee und schliefen in den Bergen unter freiem Himmel.
    Schließlich baten die Mudschaheddin das Ausland um
    Unterstützung, und der Westen reagierte mit
    Waffenlieferungen im Wert von sechs Milliarden Dollar. Da der US-Kongress jedoch keine Lieferung amerikanischer Stinger-Boden-Luft-Raketen zur Abwehr sowjetischer
    Erdkampfflugzeuge und Kampfhubschrauber genehmigte,
    erhielten wir den Auftrag, sie stattdessen in der Bedienung britischer Blowpipe-Fla-Raketen auszubilden. Die CIA stellte sich auf den Standpunkt, wenn sich nachweisen lasse, dass die Luftabwehrfähigkeit der Afghanen verdammt schlecht sei –
    was sie mit Raketen des Typs Blowpipe allerdings war, denn man brauchte die Fingerfertigkeit eines Gehirnchirurgen oder musste zwei rechte Hände haben, um die Dinger bedienen zu können –, würde die Lieferung von Raketen des Typs Stinger letztlich doch

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