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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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so sorgfältig durch wie zuvor die Nummern von Time. Einmal war ich schon ganz aufgeregt, als ich in einem Buch über politischen Terrorismus Anstreichungen und
    Randbemerkungen entdeckte; dann sah ich weiter vorn nach und stellte fest, dass es sich um ein Lehrbuch aus ihrer Studienzeit handelte.
    Das Ganze dauerte ungefähr eine Stunde, aber zuletzt gelangte ich doch zum untersten Regalfach. Beim
    Durchblättern eines Bildbands über North Carolina bewunderte ich Aufnahmen von bewaldeten Bergen, Seen und Wildtieren mit idiotischen Begleittexten wie »Ohne sich stören zu lassen, trinken Weißwedelhirsche aus einem Teich, an dessen Ufer sich Familien dem Genuss der herrlichen Natur hingeben.« Ich bildete mir ein, Kelly ächzen zu hören: »Yeah, klar doch!«
    Ich blätterte auch die übrigen Bildbände über Algerien, Syrien und den Libanon flüchtig durch, aber sie enthielten nichts als Fotos von Moscheen, Zypressen, Sanddünen und Kamelen.
    Ich warf sie auf den Boden, um sie mir später genau
    anzusehen, und fing an, den Atlas durchzublättern. Dann 161
    überlegte ich mir die Sache anders und beschloss, mich mit dem Atlas und den drei Bildbänden in einen Sessel zu setzen und die Arbeit zu Ende zu bringen. Während ich eine Seite nach der anderen kontrollierte, merkte ich, dass meine Aufmerksamkeit sich auf den Verkehrslärm verlagerte, der eben noch hörbar durch die Isolierglasscheiben hereindrang.
    Aber eigentlich dachte ich an etwas ganz anderes. Aus irgendeinem Grund war ich in Gedanken wieder bei dem Bildband über North Carolina.
    Im Allgemeinen lohnt es sich, auf diese innere Stimme zu hören. Ich blätterte nicht weiter in den Büchern, sondern starrte nur die Wand an und versuchte zu begreifen, was sie mir sagen wollte. Als ich es zu wissen glaubte, stand ich auf und ging ins Schlafzimmer hinüber.
    Ich hob den Schuhkarton auf und kippte ihn auf dem Bett aus. Als ich gefunden hatte, was ich suchte, ging ich damit ins Wohnzimmer zurück.
    Ich blätterte den Bildband über North Carolina nochmals durch und versuchte, eine Übereinstimmung zwischen dem Foto und dem dortigen Gelände zu finden – mit der
    Bewaldung, den Hügeln, den Seen. Nichts. Der
    Hoffnungsfunke erlosch wieder. Das hätte nicht unbedingt etwas bedeuten müssen, aber es wäre wenigstens ein Anfang gewesen. Ich bekam allmählich Kopfschmerzen. Es wurde Zeit für einen Hamburger. In einer Stunde würde ich hier
    weitermachen. Ich trat vor meine Stiefel, stieg hinein und stopfte die Schnürsenkel oben rein, weil ich zu faul war, um sie zu verknoten.
    Als ich zwei Minuten später auf den Aufzug wartete und dabei nachdenklich meine Stiefel anstarrte, hatte ich plötzlich 162
    eine Idee.
    Ich rannte zur Tür von Apartment 612 zurück, sperrte auf und lief ins Schlafzimmer – genauer gesagt in den begehbaren Kleiderschrank.
    Sarah musste die Imelda Marcos der britischen Botschaft in Washington gewesen sein. Hier standen mindestens dreißig Paar Schuhe, aber keine Trekkingstiefel. Dabei hatte sie immer welche getragen, wenn wir im Gelände unterwegs gewesen waren. Was Schuhzeug betraf, war sie genau wie ich ein Gewohnheitstier.
    Allmählich kam ich wieder in Fahrt. Ich richtete mich auf und ließ meinen Blick über die Kleiderstangen gleiten. Wo war ihre Gore-Tex-Jacke? Wo war die Vlies-Innenjacke? Solche Sachen hatte sie immer getragen – auch auf dem Foto. Wichtig war nicht, was ich sah, sondern was fehlte. Und hier fehlten ihre Trekkingsachen: Stiefel, Anorak und Vliesjacke.
    Zu McDonald’s konnte ich vorläufig nicht gehen. Ich
    musste weiter über diese Sache nachdenken. Auf einmal war mir klar, womit mein Unterbewusstsein sich die ganze Zeit über beschäftigt hatte. Ich hatte gleich etwas geahnt, aber nicht erfasst, worum es sich handelte. Und eine Ironie des Schicksals war, dass ausgerechnet Sarah mir beigebracht hatte, auf solche Dinge zu achten.
    Sie befand sich mitten in einer ihrer hitzigen, lautstark geführten Verhandlungen. Wir hockten seit Stunden in dieser Höhle an einem großen Feuer, von dessen Rauch mir die Augen brannten und das dort Schatten warf, wo ich lieber mehr gesehen hätte. Zwei Mudschaheddin hockten in Decken gehüllt mit untergeschlagenen Beinen im Hintergrund und hielten ihre russischen Sturmgewehre in den Armen. Ich hatte 163
    sie noch bei keiner der bisherigen Verhandlungen gesehen, und sie schienen nicht recht zu den am Feuer sitzenden anderen drei Mitgliedern ihrer Gruppe zu passen.
    Auch Sarah saß in

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