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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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machte ich diesen Scheiß, seit ich 1976 Infanterist geworden war, und beherrschte ihn unterdessen mit geschlossenen Augen. Man muss nur Geduld haben und die Verfahren kennen – und die spezielle Fähigkeit besitzen, es in einem solchen Versteck tage- oder sogar wochenlang auszuhalten, während man auf die fünf Sekunden wartet, in denen die Zielperson sich endlich zeigt. Manche Leute definierten diese Fähigkeit als
    Selbstdisziplin; ich führte sie auf bloße Faulheit zurück.
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    Um zu verhindern, dass ich außer Atem geriet und mich durch keuchende Atemzüge verriet, machte ich mich sehr langsam und bedächtig daran, die übrigen Dinge, die ich brauchen würde, aus meinem Rucksack zu holen. Normalerweise hätte ich alles darin gelassen, aber da dieser Beobachtungsposten so nah am Haus lag, wollte ich mich tagsüber möglichst wenig bewegen müssen. Meinen Proviant schob ich seitlich unter den Busch und bedeckte ihn mit einer dünnen Schicht sandiger Erde, damit der Essensgeruch keine Tiere und Insekten anlockte – und damit die Frischhaltefolie nicht in der Sonne glitzerte, obwohl das wegen der trüben Wetteraussichten nicht sehr wahrscheinlich war. Das Mobiltelefon, der 3C, mein Pass und andere wichtige Dinge blieben für den Fall, dass ich Hals über Kopf von hier flüchten musste, in meinen Taschen; so kam ich mir wieder wie ein Soldat vor, der alles, was er braucht, »am Mann« hat. Zuletzt schob ich den Rucksack vor mir her in den Tunnel.
    Nachdem ich lautlos die Gore-Tex-Sachen übergezogen
    hatte, ließ ich mich auf die Knie nieder und tastete mit beiden Händen die nähere Umgebung ab, um mich zu vergewissern, dass ich nichts verloren hatte, und um etwaige Spuren zu verwischen. Zum Schluss kontrollierte ich noch, ob alle Taschen zugeknöpft waren und ich meine persönliche
    Ausrüstung sicher darin verstaut hatte. Erst dann kroch ich in mein Versteck, wobei ich den Strauß aus
    zusammengebundenen Zweigen hinter mir herzog, bis er die Öffnung verschloss. So war der Tunnel von außen hoffentlich nicht mehr sichtbar.
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    Ich blieb einige Minuten still liegen, horchte nach draußen und gewöhnte mich dabei an meine neue Umgebung. Aus den beiden Häusern kam nach wie vor kein Laut, und in dem vorderen Haus, das mein Ziel war, brannte kein Licht mehr; das einzige Geräusch war der leise Wellenschlag am Seeufer.
    Die Schildkröten waren anscheinend zu Bett gegangen. Nach dieser Eingewöhnungsphase wurde es Zeit, mich hier
    einzurichten, alles nochmals zu kontrollieren und letzte kleine Veränderungen vorzunehmen. Ich holte Steine und feuchte Erde unter meinem Körper hervor, schichtete sie seitlich auf und grub so langsam eine flache Mulde, in der ich noch besser getarnt war. Sobald ich die feuchte obere Schicht abgetragen hatte, wurde das Erdreich lockerer und ließ sich leicht ausgraben.
    Ich hielt mein Handgelenk vor meine Augen und sah auf die Baby-G. Es war kurz nach zwei Uhr, was bedeutete, dass mir ungefähr drei Stunden bis Tagesanbruch blieben. Als Soldat sollte man in jeder Kampfpause essen oder schlafen, weil man nie weiß, wann man wieder Gelegenheit dazu hat. Am besten versuchte ich etwas Schlaf zu bekommen; die
    Morgendämmerung – oder jede Bewegung in meiner Nähe –
    würde mich automatisch wecken. Schließlich war ich dem Haus so nahe, dass ich die Klospülung hören konnte; wäre ich noch näher dran gewesen, hätte ich ihnen den Hintern abwischen können.
    Ich schloss auf dem Bauch liegend die Augen, aber mit dem Einschlafen klappte es nicht gleich. Der einzige Stein, den ich nicht ausgegraben hatte, drückte schmerzhaft gegen meine linke Hüfte. Als ich ihn ausgebuddelt und zur Seite geräumt hatte, machte sich prompt am rechten Oberschenkel ein 215
    weiterer Stein bemerkbar, den ich ebenfalls ausgraben musste.
    In meinen Gore-Tex-Sachen, die als eine Art Schlafsack fungierten, fühlte ich mich einigermaßen wohl, aber um diese Zeit am frühen Morgen kommt einem der Boden geradezu eisig vor, sodass man sich unwillkürlich fragt: Was zum Teufel habe ich hier zu suchen? Und selbst wenn das Wetter nicht schlecht ist, friert man trotzdem. Bei völliger Untätigkeit erzeugt der Körper keine Wärme, und man wird zu einer Echse, die sich nach Sonnenschein sehnt. Man grübelt darüber nach und weiß zudem genau, dass zu der Kälte bald auch Regen kommen wird – das gehört einfach zu einem richtigen Beobachtungsposten. Manchmal lohnt sich die Warterei, und man vergisst alles

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