Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
körperliche Unbehagen, aber ich hatte schon oft genug durchnässt und frierend auf der Lauer gelegen, um zuletzt erfolglos abziehen zu müssen.
Ich musste schmunzeln, als mir dabei die Geschichte mit meinem Freund Lucas einfiel. Wir hatten den Auftrag gehabt, auf einem polnischen Bauernhof unweit der deutsch-polnischen Grenze einen Treff zu beobachten, bei dem Russen waffenfähiges Plutonium gegen Heroin eintauschen wollten.
Unser Plan sah vor, den Treff zu sprengen und das Plutonium sicherzustellen. Lucas, der ein begeisterter Taucher war, kam auf die Idee, sich in einem Nasstaucheranzug in den
Misthaufen des Bauernhofs einzubuddeln. Darin brachte er vier Tage zu. Zu dem Treff kam es dann doch nicht, und Lucas brauchte eine ganze Woche, um den Gestank wieder los zu werden – vor allem deshalb, weil wir den armen Kerl nicht gleich verständigt, sondern weitere achtundvierzig Stunden in seinem Misthaufen hatten schmoren lassen.
Als ich aufwachte, musste es kurz nach fünf Uhr sein, denn 216
draußen brach eben die graue Morgendämmerung des
kommenden Tages an. Sobald ich draußen richtig sehen konnte, wurde es Zeit, mein Versteck zu einer letzten Kontrolle zu verlassen. Natürlich würde jemand, der einen Gegenstand fand, nicht automatisch sagen: »Oh, da ist ja ein Beobachtungsposten.« Aber wenn jemand sich nach seinem Fund bückte, kam er einem so nahe, dass die Chancen, entdeckt zu werden, überproportional anstiegen. Ich stieß das Zweigbündel mit beiden Füßen aus der Tunnelöffnung und kroch langsam rückwärts ins Freie.
Draußen sah ich ein paar Stiefelabdrücke, die ich nachts übersehen hatte, und benutzte das Zweigbündel wie einen Reisigbesen, um sie zu verwischen. Dann begutachtete ich meinen Busch von außen. Man merkte ihm keine Veränderung an, und ich war ziemlich stolz auf meine Arbeit.
Ich verschwand langsam in meinem Tunnel – diesmal mit den Füßen voraus – und zog das Zweigbündel wieder in die Tunnelöffnung. Dann wickelte ich den überschüssigen Teil des Tarnanzuges um die Enden der Zweige, um sie vor zu raschem Austrocknen zu schützen. Zuletzt rollte ich mich mitten in der von mir gegrabenen kleinen Mulde zusammen und drehte mich um, wobei ich sorgfältig darauf achtete, den Busch nicht zu bewegen. Ich wusste schließlich nicht, was die Zielpersonen gerade taten; vielleicht stand jemand an einem der Fenster des Hauses, genoss den Blick bei Tagesanbruch über den See und sah dann plötzlich einen Busch, der sich auf unerklärliche Weise bewegte …
Als Nächstes musste ich meine Digitalkamera überprüfen, denn schließlich lag ich nur in diesem Versteck, um
festzustellen, ob Sarah hier war und ein Foto von ihr an die 217
Londoner Zentrale zu übermitteln. Lynn und Elizabeth, die nur glaubten, was sie selbst sahen, hätten sich nie allein auf mein Wort verlassen.
Inzwischen war es gerade hell genug, dass durch den Sucher etwas zu erkennen war. Ich schnitt ein kleines Loch in das Tarnnetz vor der Kamera. Es brauchte nicht die Größe des Objektivs zu haben; solange es Licht in die Objektivmitte fallen ließ, konnte es bleistiftdünn sein. Ich positionierte das Objektiv genau vor dem Loch, das jetzt als Blende fungierte –
und stellte es auf den Bereich zwischen Garagentor und Nebenausgang scharf. Damit war die Kamera schussbereit.
Falls jemand ins Freie trat, brauchte ich sie nicht erst in Stellung zu bringen, sondern nur den Drahtauslöser zu betätigen. Nicht nur bedeutete weniger Bewegung auch weniger Geräusch, sondern ich konnte die Leute beobachten und in aller Ruhe knipsen, statt versuchen zu müssen, das Objektiv hastig scharf zu stellen.
Als ich damit fertig war, umgab ich die drei Stativbeine mit Erde und Steinen, damit es stabiler stand. Nach einer letzten Kontrolle, ob das Tarnnetz nicht das Objektiv verdeckte, überzeugte ich mich davon, dass der Drahtauslöser richtig eingeschraubt war.
Nun wurde es Zeit, etwas zu essen und zu trinken, bevor der Spaß losging. Obwohl ich nicht durstig war, schraubte ich eine der Mineralwasserflaschen auf und trank zwei, drei große Schlucke. Ich hatte eigentlich auch keinen besonderen Hunger; trotzdem packte ich eine Scheibe Büchsenfleisch aus und aß sie langsam, ohne dabei das Zielobjekt aus den Augen zu lassen.
Nachdem ich aufgegessen hatten, knüllte ich die
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Frischhaltefolie zu einer kleinen Kugel zusammen und bedeckte sie mit Erde. Das sollte verhindern, dass ein Fliegenschwarm wie eine auf mein Versteck
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