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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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plötzlich, und ich hörte einen Anker ins Wasser klatschen. Die Angler waren ganz in der Nähe. Die leichte Brise trug manchmal sogar Stimmengemurmel zu mir herüber.
    Dann sah ich, wie sich der Vorhang eines der
    Erdgeschossfenster leicht bewegte. Vermutlich warf jemand einen prüfenden Blick auf die Angler – aber weshalb nicht den 221
    Vorhang aufziehen und sich die Leute richtig ansehen, wenn man schon wach war und sie hören konnte? Das erschien mir bedeutsam; vielleicht würde ich doch nicht mit leeren Händen nach Washington zurückkehren müssen. Für den Fall, dass die Seitentür sich plötzlich öffnete, lag mein Daumen auf dem Drahtauslöser bereit.
    Vom See her waren laute Rufe zu hören. Vielleicht hatte bei jemandem ein Fisch angebissen. Trotzdem zog im Haus
    niemand die Vorhänge auf, um zu sehen, was das alles sollte.

    Kurz nach acht Uhr traten zwei Männer aus der Seitentür ins Freie.
    Für eine Reaktion blieben mir höchstens vier bis fünf Sekunden. Ich konnte nicht auf perfekte Posen warten, weil die beiden keine Zeit haben durften, sich im Freien zu
    akklimatisieren. In den ersten Sekunden nach dem Verlassen des Hauses würden sie noch dessen Geräusche im Ohr haben –
    vielleicht die einer laufenden Waschmaschine oder eines Fernsehers –, die sich mit denen ihrer Schritte und ihrer eigenen Stimmen mischten. Aber sobald sie länger als vier bis fünf Sekunden im Freien waren, würden sie anfangen, auf das Rauschen der Bäume und den Wellenschlag am Seeufer zu achten. Bevor es dazu kam, musste ich blitzschnell handeln, um dann zur Bewegungslosigkeit zu erstarren, in der sich nur meine Augen bewegen durften. Ich betätigte den Drahtauslöser und machte fünf oder sechs Aufnahmen. Da ich eine
    Digitalkamera benutzte, brauchte ich mir keine Sorgen wegen der Geräusche von Verschluss und Filmtransport zu machen.
    Danach hatte ich Zeit, die beiden Männer mit eigenen Augen zu betrachten. Sie waren offensichtlich noch nicht sehr 222
    lange auf. Der eine trug Lederstiefel mit offenen
    Schnürsenkeln und ein verknittertes blaues Sweatshirt über ebenfalls verknitterten, ausgebleichten Jeans. Anscheinend hatte er in diesen Klamotten geschlafen. Sein pechschwarzes Haar war ungekämmt, und er trug einen Dreitagebart. Er war Anfang dreißig und wirkte nicht sehr bedrohlich: Er war kaum einen Meter fünfundsechzig groß und auffällig schlank. Zu mickrig, um gefährlich zu sein, hätte Josh bei seinem Anblick gesagt. Das Auffälligste an ihm war die Tatsache, dass er offenbar aus dem Nahen Osten stammte.
    Der andere Kerl hatte denselben dunklen Teint, aber er war gut einen Meter achtzig groß und breitschultrig. Er trug Laufschuhe, unter einer dunkelgrünen Vliesjacke ein Men in Black -T-Shirt und dazu eine Jogginghose. Auch er wirkte mit seiner im linken Mundwinkel hängenden Zigarette nicht gerade ausgeschlafen. Über Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand trug er eine Gebetskette, die einem Rosenkranz sehr ähnlich sah. Er brachte sie mit einem kleinen Ruck ins Kreisen, damit sie sich um seine Finger wickelte, und ließ sie sich dann wieder abwickeln.
    Die beiden blieben an der Tür mit Blick über den See stehen, und ich hörte sie etwas murmeln, während der Große eine Hand in den Bund seiner Jogginghose steckte und sich ungeniert kratzte. Aus Tonfall und Sprachmelodie ihres Murmelns schloss ich, dass die beiden Arabisch sprachen. Sie schlossen die Tür hinter sich, schlenderten an der
    Wäschespinne vorbei und kamen direkt auf mich zu.
    Ich erstarrte und gestattete mir nur noch kurze, flache Atemzüge. Ihre Schritte dröhnten wie das schwerfällige Trampeln von Godzilla.
    223
    Die beiden Männer blickten auf den See hinaus, während sie herangeschlendert kamen, und beobachteten vermutlich die Angler. Sie ahnten nichts von mir, aber ich musste akzeptieren, dass ich in die Scheiße geraten konnte. Ich war davon überzeugt, dass sie mich sehen würden; ich schaute nach rechts, wo der Sportbogen keine zehn Zentimeter von meiner Hand entfernt lag. Aber ich zwang mich dazu, abzuwarten und Ruhe zu bewahren.
    Mein Körper war angespannt, zu schneller Reaktion bereit.
    Was würde ich tun, wenn sie mich entdeckten? Kampf – das war die einzige Lösung. Ich konnte nicht nur freundlich grinsen und behaupten, ich hätte mich verlaufen. War ich schnell genug und verwickelte mich nicht in meinem Tarnnetz, konnte ich sie mir mit dem Bogen vom Leib halten. Nein, das würde nicht funktionieren. Ich würde

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