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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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sehen. Das Gelände war hier anders; die Parkverwaltung hatte den Uferstreifen nicht gerodet, sodass der Wald bis fast ans Wasser hinunterreichte.
    Im Erdgeschoss des Hauses brannte Licht, aber die
    Vorhänge waren zugezogen, und ich konnte keine Bewegung erkennen. Jetzt ging es darum, ein Versteck zu finden, das genügend Deckung und zugleich einen guten Blick auf das Haus bot. Finden konnte ich es jedoch nur, indem ich die Umgebung des Hauses bei einem Rundgang erkundete.
    Ich ließ mir Zeit, hob behutsam einen Fuß nach dem
    anderen, um kein Geräusch zu machen, indem ich an
    Felsbrocken, Steine oder auf dem Boden liegende Äste stieß, und trat mit der Außenkante meiner Stiefel auf, bevor ich die ganze Sohle belastete. Diese Methode beansprucht die Beinmuskeln ziemlich stark, aber nur so hat man das Geräusch 205
    seiner Schritte einigermaßen unter Kontrolle.
    Als ich am Wasser angelangt war, blieb ich nach etwa zehn Metern stehen, horchte in Richtung Ziel und öffnete dabei leicht den Mund, um etwaige Störgeräusche – beispielsweise durch Kieferbewegungen – auszuschalten. Außer schwachem Wellenschlag am Seeufer war nichts zu hören, jedenfalls nicht aus dem größeren Haus, das mein Ziel war. Ich überlegte, wohin ich als Nächstes gehen wollte, und suchte vorsichtig einen Weg zwischen den Felsbrocken hindurch. Auch in dem kleineren Haus brannte noch Licht, aber ich konnte nicht viele Einzelheiten erkennen, weil es zu weit entfernt war. Über mir hatte der Himmel sich wieder verdunkelt, aber es regnete wenigstens nicht.
    Diese nächste Etappe brachte mich bis auf ungefähr vierzig Meter ans Ziel heran. Weil das Gelände sehr uneben war, würde es fast unmöglich sein, das Haus aus sicherer
    Entfernung zu überwachen. Machte ich mir die Sache einfach und wich ins höher gelegene Gelände dahinter aus, würde ich lediglich das Dach des Hauses sehen. Andererseits durfte ich meinen Beobachtungsposten auch nicht zwischen die beiden Häuser legen: Kinder können verdammt neugierig sein, und ich wollte nicht riskieren, dass die beiden Jungen, die ich gesehen hatte, schon morgen Vormittag neben mir lagen und sich Pizza und Schokoriegel mit mir teilten. Ich erkannte, dass meine Möglichkeiten so beschränkt waren, dass ein Rundgang ums Haus sich nicht lohnte; er war die Mühe nicht wert, weil er nichts bringen würde.
    Ich kehrte ans Ufer zurück, ließ den Rucksack von meinen Schultern gleiten und versteckte ihn unter einem gewaltigen überhängenden Baum. Dort würde ich ihn wieder finden, selbst 206
    wenn ich aus irgendeinem Grund hastig verschwinden musste: Ich brauchte nur auf dieser Seite des Hauses zum See hinunterzurennen und mich dort rechts zu halten … gar nicht zu verfehlen. Und je leichter ich war, je weniger ich zu tragen hatte, desto leiser konnte ich mich auf der Suche nach einem guten Versteck bewegen. Obwohl ich noch nichts davon gehört oder gesehen hatte, konnte es hier Hunde geben – vielleicht sogar Gänse, die noch schlimmer gewesen wären; da sie massenhaft natürliche Feinde hatten, schnatterten sie bei jeder verdächtigen Bewegung wie die kapitolinischen Gänse der alten Römer los. Das wusste ich aus leidvoller Erfahrung: Ein Nachbar in Norfolk hielt Gänse, und die verdammten Viecher weckten mich praktisch jede Nacht. Zwei von ihnen waren bereits in meinem Bratrohr gelandet. Kelly glaubte, ich hätte ihren liebsten Sonntagsbraten im Coop gekauft.
    Ich ging in Richtung Haus zurück, ließ mir Zeit, bewegte mich langsam, blieb zwischendurch mehrmals stehen,
    begutachtete das Haus und seine Umgebung, horchte und visierte das nächste Zwischenziel an, bevor ich mich wieder in Bewegung setzte. Je näher der Beobachtungsposten am Ziel liegt, desto besser sind die Überwachungsmöglichkeiten – aber umso größer ist auch die Gefahr, entdeckt zu werden. Mit wachsender Entfernung nimmt diese Gefahr ab, aber dafür riskiert man, gar nichts mehr zu sehen. Das ideale
    Beobachtungsmittel wäre in diesem Fall vermutlich eine ferngesteuerte hoch empfindliche Kamera gewesen, deren Bild ich am gegenüberliegenden Seeufer empfangen konnte. Aber da mir die entsprechende Ausrüstung fehlte, musste ich mit dem zurechtkommen, was ich hatte.
    Die Wolken hatten sich größtenteils wieder verzogen, 207
    sodass jetzt einige Sterne zu sehen waren. Außer dem leichten Wellenschlag am Seeufer hörte ich ein gelegentliches Platschen von Schildkröten, die an die Oberfläche kamen und wieder tauchten.
    Ich kam

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