Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
der Applaus anhielt, verzog er das
Gesicht. »Na ja, wenigstens finden die sie gut.«
Nachdem wir durch das Fußgängertor im Zaun gegangen waren, uns nach rechts gewandt hatten und nun vor der Sicherheitsschleuse standen, war das Innere des Wachlokals deutlicher zu erkennen. Unmittelbar hinter dem Metalldetektor befand sich das Drehkreuz. Die Tür des Wachlokals öffnete sich, und einer der beiden Männer, die ich darin gesehen hatte, trat ins Freie. Das Drehkreuz summte elektrisch, als Josh herauskam, um sich zu uns zu gesellen. Der Wachmann war ein ziemlich dicker Weißer, den ich auf Anfang vierzig schätzte. Seine Secret-Service-Uniform bestand aus einem frisch gebügelten weißen Hemd mit schwarzer Krawatte, einer schwarzen Hose mit gelben Biesen, schwarzen Halbschuhen und einem schwarzen Lackledergürtel, an dem er seine Pistole und zwei Reservemagazine trug. Er konnte es kaum erwarten, Josh zu begrüßen.
»Hier scheint’s ja ziemlich schlimm zu stehen, wenn sie dich zurückholen!«
Josh lachte nur; er musste die Sprüche dieses Mannes offenbar schon seit Jahren aushalten, denn er zeigte ihm den Finger, während er antwortete: »Ich soll hier alle
rausschmeißen, die nichts taugen - nimm dich also in Acht, Lahmarsch.«
Auch Davy mischte sich in diese scherzhaft gemeinte Unterhaltung ein, bei der sich der Dicke mehrmals auf den Bauch klatschte. Als unbeteiligte Zuhörer hielten Sarah und ich den Mund und konzentrierten uns darauf, beeindruckt zu wirken, weil wir dem Amtssitz des mächtigsten Mannes der Welt so nahe waren.
Ich stellte fest, dass Lahmarsch und ein jüngerer Schwarzer, der im Wachlokal geblieben war, auch für eine Reihe von Funkgeräten und Überwachungsbildschirmen zuständig waren. Davy holte sich ein Schreibbrett und machte sich daran, die Vordrucke für die Ausstellung von Besucherausweisen auszufüllen. »Ihr Familienname, Nick?«
»Stone.« Da wir mit Josh zusammen waren, blieb mir nichts anderes übrig, als die Frage wahrheitsgemäß zu beantworten.
»Okay, S-t-o-n-e.« Danach folgte eine kurze Pause, bis er das hingeschrieben hatte. »Und Sarah?«
»Darnley.«
Er runzelte die Stirn, und sie buchstabierte ihm den Namen, während sie ihre neue Brille mit einem Papiertaschentuch putzte. »Okay, jetzt unterschreiben Sie mir bitte hier und hier.«
Die erste Unterschrift war für den Besucherausweis, die zweite fürs Besucherbuch bestimmt. Nach uns trug auch Josh sich ein. Davy gab das Schreibbrett dem Wachmann zurück, der Sarah und mir unsere Besucherausweise gab. Lahmarsch lächelte Sarah dabei an. »Sie wollen sich doch nicht etwa von diesen beiden Typen herumführen lassen?«
»Ich bin vorerst auf sie angewiesen, fürchte ich.«
Er schüttelte grinsend den Kopf. »Wirklich gut kennen die beiden hier nur die Kantine. Sie werden den ganzen Tag Kaffee trinken und Doughnuts essen - und wohin das führt, sehen Sie an mir.« Er blickte auf seinen Wanst hinab.
Wir stimmten alle in sein Lachen ein. Ich lachte aus bloßer Erleichterung darüber, überhaupt bis hierher gelangt zu sein. Wir waren keine wirklich prominenten Besucher, weil unsere Ausweise nicht an Nylonkordeln um den Hals zu tragen waren; auf unseren Ausweisen, die mit Clips befestigt wurden, stand ein schwarzes V auf weißem Grund, das nicht »Visitor« (Besucher), sondern »Volunteer« (freiwilliger Helfer) bedeutete. Das gehörte anscheinend zu dem Deal, der notwendig geworden war, weil heute keine Besucher ins Weiße Haus eingelassen wurden. Josh und Davy hatten sich wirklich große Mühe gegeben, um uns diesen Besuch zu ermöglichen. Das war mir peinlich. Es machte mich noch schuldbewusster, aber das würde ich überleben. Ich hoffte es zumindest.
Unsere Besucherausweise unterschieden sich erheblich von den Dienstausweisen, die Josh und Davy umgehängt trugen. Auf ihren war das Passfoto blau umrahmt, und sie trugen eine rote Kennziffer. Nachdem wir die Ausweise an unseren Jacken befestigt hatten, klatschte Davy einmal in die Hände. »Okay, Leute, jetzt nur noch die Schleuse.« Er ging um den Metall detektor herum und wartete mit Josh auf der anderen Seite, bis wir hindurch waren.
Als wir nacheinander durch das Drehkreuz gingen, wusste ich nicht, welches Gefühl in meinem Inneren stärker war: Siegesfreude darüber, dass die erste Hürde genommen war, oder Besorgnis, weil ich jetzt eingesperrt war und die Uhr ticken zu hören glaubte.
Wir gingen auf der West Executive Avenue nach Norden, befanden uns aber noch
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