Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Regierungssitz gehörte, seit die Pennsylvania Avenue für den Durchgangsverkehr gesperrt war, und der an die Mall angrenzenden Ellipse, die anscheinend zu einem riesigen Parkplatz für Besucher und Angestellte des Weißen Hauses umfunktioniert worden war.
Das Weiße Haus stand zwischen dem Old Executive Office im Westen und dem Schatzamt im Osten. Zwischen diesen Gebäuden und dem Regierungssitz verlief je eine Straße; beide waren jedoch für den Durchgangsverkehr gesperrt. Während die West Executive Avenue auch für Fußgänger gesperrt war, blieb die East Executive Avenue offen, damit Besucher den Ostflügel des Weißen Hauses erreichen konnten.
Wir bogen links ab und fuhren langsamer, fast im Schritttempo weiter. Auf dem Gras der Ellipse parkten lange Reihen von Autos, zwischen denen zehn oder elf gelbe Schulbusse standen.
Josh setzte wieder seinen Blinker. Die Straße hatte ursprünglich vom Weißen Haus weggeführt, war aber seither abgesperrt worden, um einen weiteren Parkplatz zu schaffen. Wir fuhren am Tor zur West Executive Avenue vorbei und hielten an der Einfahrt zum State Place. Josh ließ sein Fenster herunter und streckte seine Hand ins Freie. »Hallo!«
Ein Mann in einem grauen Einreiher mit rötlicher Krawatte, der am Tor gewartet hatte, hob grüßend die Hand und kam auf uns zugeschlendert.
»Davy Boy! Endlich sehen wir uns mal wieder!«
»Josh, alter Junge, freut mich, dich zu sehen!«
Während die beiden sich begrüßten, wechselten Sarah und ich einen besorgten Blick. Wir hatten beide die gleiche Sorge: Würde dieser Kerl uns etwa ständig begleiten?
»Wie sieht’s aus, Davy, hast du einen Platz für mich?«
Davy kam weiter auf unseren Pick-up zu. Ich konnte jetzt seine Krawatte erkennen: lauter kleine Dalmatiner auf rotem Untergrund. »Hey, am besten parkst du einfach zwischen den Dienstfahrzeugen an der West Executive Avenue.«
Als wir ausstiegen, legte Josh seinem Kollegen Davy einen Arm um die Schultern. »Komm, ich möchte dich mit meinen englischen Freunden bekannt machen. Das hier ist Sarah.« Die beiden schüttelten sich die Hand. »Und das hier ist Nick.« Wieder ein Händedruck.
»Hey. Freut mich, Sie kennen zu lernen. Willkommen.« Davy war Mitte dreißig und sehr offen und freundlich. Außerdem war er groß und durchtrainiert, sah sehr gut aus und hatte ein strahlend weißes Lächeln. Wäre er nicht beim Secret Service gewesen, hätte er als der Diät-Coke-Mann viel Geld verdienen können.
Davy hatte schon alles vorbereitet. »Ich bringe Sie zum Wachlokal, lasse Ihnen Besucherausweise ausstellen und nehme Sie mit rein. Wie Sie wissen, stehen wir heute etwas unter Druck, aber wir tun für Sie, was wir können.«
Sarah und ich bedankten uns überschwänglich, während wir in Davys Begleitung weitergingen. »Ich komme gleich nach!«, rief Josh, bevor er einstieg, seine Tür zuknallte und davonfuhr,
um zu parken.
Davy bemühte sich, Konversation zu machen. »Wie war die Herfahrt? Haben Sie lange gebraucht?«
Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war 10.16 Uhr. »Nein, eigentlich nicht, nur etwas über eine Stunde.«
»Das ist gut. Hat er sich über den Verkehr beklagt?«
»Er hat die ganze Zeit nur gejammert.«
Das gefiel Davy Boy. Sein alter Kollege hatte sich offenbar nicht im Geringsten verändert.
Joshs schwarzer Dodge fuhr an uns vorbei, um zu dem Tor zu gelangen, das auf die West Executive Avenue hinausführte. Auch wir waren dorthin unterwegs, allerdings würden wir zuerst die Sicherheitskontrolle im Wachlokal passieren müssen. Josh hielt vor dem massiven schwarzen Eisentor, das sich automatisch vor ihm öffnete. Links davon befand sich das Wachlokal mit einem Drehkreuz und einer Sicherheitsschleuse wie auf Flughäfen. Aus einiger Entfernung glich es einem modernen Gewächshaus aus Kunststoff und Glas, aber als wir näher herankamen, sah ich, dass die weiße Farbe Stahlstreben verbarg und das Panzerglas so dick war, dass die Bewegungen dahinter nur undeutlich zu erkennen waren.
Als das Tor sich hinter dem Pick-up schloss, sah ich Josh ungefähr fünfzig Meter weiter auf der linken Seite vorwärts einparken, bis die Vorderräder den Gehsteig berührten.
Rechts von uns brandete Beifall auf, in den sich das aufgeregte Kreischen zahlreicher Kinderstimmen mischte; beides kam aus dem großen Zelt, das im rückwärtigen Teil des Gartens des Weißen Hauses errichtet worden war. Davy grinste. »Da sind ungefähr zweihundert drin. Sie üben schon den ganzen Morgen.« Als
Weitere Kostenlose Bücher