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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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niemand ihn sich grapschen konnte. Dann verließen wir den Schuppen durch die Seitentür und folgten dem ausgetretenen Trampelpfad zum See hinunter. Im Freien war es stockfinster und bitterkalt. Der Wind hatte erheblich aufgefrischt und wirbelte Flugschnee auf, der mein Gesicht wie Eisnadeln traf, als wir uns vorwärts tasteten. Bei solchen Sichtverhältnissen würden die Hubschrauber am Boden bleiben müssen.
    Etwa 30 Meter vom Seeufer entfernt stand die kleine Holzhütte, in der die mit Holz beheizte Sauna untergebracht war. Dahinter lag ein hölzerner Bootssteg, der sich ungefähr einen Meter über dem Eis befand.
    Der Tschetschene stapfte weiter vor mir her, stemmte sich gegen den Wind und drehte seinen Oberkörper halb zur Seite, um sein Gesicht vor dem Flugschnee zu schützen. Als er die Sauna erreichte, blieb er stehen und schien zu erwarten, dass ich ihn mit einer Handbewegung zum Eintreten auffordern würde. Statt dessen schickte ich ihn nach rechts um die Hütte herum. Er gehorchte und betrat den Bootssteg.
    »Halt! Nicht weiter!«, rief ich. »Stopp! Stopp! Stopp!«
    Als er sich umdrehte, deutete ich mit meiner Pistole auf den zugefrorenen See. Er sah mich fragend an.
    »Dort runter. Aufs Eis, aufs Eis.«
    Er ging langsam in die Hocke, setzte sich auf den Bootssteg und rutschte mit den Füßen voraus über den Rand, um zu testen, ob das Eis sein Gewicht tragen konnte. Ich wusste, dass es dick genug war. In den vergangenen zwei Wochen war ich oft genug auf dem Eis unterwegs gewesen.
    Als er sich wieder aufrichtete, schickte ich ihn ein paar Schritte weiter, bevor ich selbst aufs Eis hinunterrutschte
    - nur für den Fall, dass er dieses Spiel satt hatte und versuchen wollte, den Volvo zu klauen und damit heimzufahren.
    Ich stieß ihn mit den Schaufeln vor mir her, damit er parallel zum Seeufer auf dem Eis weiterging. Auf dieser Route hinterließen wir keine Spuren, die vom Haus aus zu sehen waren, aber wir waren dabei dem Wind mehr ausgesetzt. Wir mussten uns nach vorn gebeugt weiterkämpfen, bis wir die 150 Meter bis zu den Bäumen am anderen Ufer der kleinen Bucht, an der das Haus lag, bewältigt hatten. Dort ließ ich ihn ein kleines Stück weiter gehen, bevor ich wieder »Stopp!« rief.
    Er drehte sich um, wartete auf neue Anweisungen und hielt sich eine Hand vors Gesicht, um es vor dem übers Eis heulenden Wind zu schützen. Ich hörte ihn vor Anstrengung keuchen und konnte kaum mehr als die Umrisse seines Gesichts erkennen, als ich auf die Bäume rechts von uns zeigte. Er wandte sich ihnen zu und setzte sich in Bewegung, während der Wind an den Rücken unserer Daunenjacken zerrte.
    Der lockere Schnee war anfangs kein Problem, weil er nur knietief war, aber bald reichte er uns bis zu den Hüften. Val, der spuren musste, leistete die ganze Arbeit; ich blieb einfach in seinem Kielwasser, während seine Stiefel durch den Schnee knirschten, bis sie die Eisfläche trafen, wieder gehoben wurden und diesen Vorgang wiederholten.
    So stapften wir 50 Meter weiter - immer unter den Bäumen und ungefähr zehn Meter vom Seeufer entfernt - , bis wir eine Stelle erreichten, von der aus das Haus bei Tageslicht zu sehen sein musste.
    Da ich in Wohnblocks in South London aufgewachsen war, hatte ich Wald und Flur immer nur als grüne
    Szenerie voller Tiere gesehen, die noch nicht tiefgekühlt oder gebraten waren. Ich hatte mich nie für die Fallenstellerei begeistern können, die wir im SAS- Regiment gelernt hatten. Tatsächlich hatte ich das meiste davon längst vergessen. Ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, mit einer Mütze aus einem frisch abgezogenen Kaninchenbalg herumzulaufen. Aber wie man brauchbare Winterunterkünfte baute oder fand, hatte sich in irgendeinem Winkel meines Gehirns festgesetzt. Ich erinnerte mich vage daran, dass unter den weit ausladenden unteren Ästen von Nadelbäumen meistens natürliche Schneehöhlen zu finden waren.
    Ich suchte mir den größten Baum in näherer Umgebung aus und rammte die große Schaufel dicht vor seinen zugeschneiten untersten Ästen in den Schnee. Dann trat ich zurück, damit Val mich nicht damit treffen konnte, und bedeutete ihm, er solle die Tasche absetzen. Das tat er bereitwillig. Dann gab ich ihm die andere Schaufel.
    Er brauchte keine zusätzliche Aufmunterung. Der heulende Wind presste meine Jacke flach an meinen Oberkörper; wollten wir überleben, mussten wir zusehen, dass wir irgendeinen Unterschlupf fanden. Die Nacht war ohnehin schon bitterkalt, aber der Wind

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