Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
selbstbewusster, deutlicher Stimme gesprochen. Jetzt lächelte er. Anscheinend machte meine Reaktion ihm Spaß. »Da Sie jetzt allein sind, dürfte es ziemlich schwierig sein, mich außer Landes und an den Ort zu bringen, an dem die Maliskija mich haben will.«
Er machte eine Pause. »Vielleicht nach St. Petersburg?«
Ich hielt weiter den Mund. Er hatte Recht: Ich saß in der Tinte.
»Sie haben bestimmt einen Namen?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich heiße Nick.«
»Ah, Nicholas. Sie sind Engländer?«
»Yeah, genau.« Ich drehte mich wieder zum Haus um.
»Sagen Sie, Nicholas, wie viel hat die Maliskija Ihnen geboten? Eine Million Dollar? Glauben Sie mir, für diese Leute bin ich erheblich mehr wert. Was ist schon eine Million? Dafür bekommt man in London nicht mal eine anständige Eigentumswohnung. Das weiß ich, denn ich habe drei.«
Ich sah weiter nach draußen. »Ich weiß nicht, wer oder was die Maliskija ist; der Name klingt russisch, aber ich bin in London angeheuert worden.«
Valentin lachte. »London, Paris, New York, Tokio - spielt alles keine Rolle. Jedenfalls stecken sie hinter meiner Entführung. Sie würden sich liebend gern einmal mit mir unterhalten.«
»Wer sind sie?«
»Leute wie ich, nur viel, viel gefährlicher, das können Sie mir glauben.« Als er sich kniend aufrichtete, rieselte von dem Ast, an den er gefesselt war, ein kleiner Eisschauer auf ihn herab.
Ich konnte mir niemanden vorstellen, der noch gefährlicher sein sollte. Die längst weltweit operierende Russenmafia wuchs schneller als jede andere kriminelle Vereinigung in der Geschichte der Menschheit. Von Prostitution bis zu Erpressung, von Bombenanschlägen auf Hotels bis zum Kauf russischer U-Boote, um damit Drogen zu schmuggeln, reichten die Aktivitäten der vielen verschiedenen Banden und Splittergruppen, die in fast allen Staaten der Welt Milliarden von Dollar einnahmen. Diese Leute verdienten solche Unsummen, dass Bill Gates und Richard Branson im Vergleich zu ihnen wie Sozialhilfeempfänger wirkten. Wo so viel Macht und Geld auf dem Spiel standen, waren gelegentliche Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen Gruppen unvermeidlich.
Während ich weiter das Haus beobachtete, herrschte eine Zeit lang Schweigen, bis Val wieder das Wort ergriff. »Nick, ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, der Ihnen bestimmt gefallen wird.«
6
Ich gab keine Antwort, sondern behielt einfach das Haus im Auge.
»Mein Vorschlag ist sehr einfach: Sie lassen mich frei, und ich belohne Sie großzügig. Ich habe keine Ahnung, welchen Plan Sie jetzt haben. Ich habe jedoch vor, am Leben und in Freiheit zu bleiben. Ich bin bereit, Sie dafür zu bezahlen.«
Ich drehte mich um, sah ihn an. »Womit? In ihrer Geldbörse stecken nur alte Fotos.«
Val schüttelte geduldig den Kopf wie ein Vater, der mit einem störrischen Kind spricht. »Nick, ich mag mich irren, aber nachdem Ihr Plan jetzt fehlgeschlagen ist, wollen Sie vermutlich so schnell wie möglich aus diesem Land verschwinden. Lassen Sie mich frei, kehren Sie nach London zurück, dann sorge ich dafür, dass Sie ihr Geld bekommen. Eine meiner Wohnungen gehört einem Mr. P. P. Smith.« Er lächelte, als amüsiere ihn dieser Name. »Die Adresse lautet 3 a Palace Gardens, Kensington. Soll ich sie für Sie wiederholen?«
»Danke, nicht nötig.«
Ich kannte dieses Viertel. Es entsprach meinen Erwartungen. Dort wohnten lauter Russen und Araber - Leute mit so viel Geld, dass sie Wohnungen besaßen, die Millionen wert waren, und sie nur alle Jubeljahre einmal benutzten.
»Ich sorge dafür, dass ab übermorgen und an den folgenden sieben Tagen jeweils von zwölf bis sechzehn Uhr jemand in der Wohnung ist. Sie gehen hin und erhalten hunderttausend Dollar in bar.«
Ein kalter Wassertropfen traf meine linke Backe. Während ich eine Hand voll Schnee aufnahm und die tropfende Stelle damit einrieb, war meine Stimmung so finster wie die Nacht, in die ich hinausstarrte. Was zum Teufel hatte ich in dieser Eishöhle verloren? Hier saß eine halbe Million Dollar neben mir, die ich mit etwas gekapert hatte, für das die Firma mir bestenfalls ein paar Hunderter pro Tag gezahlt hätte. Aber ich kam nicht an das Geld heran. Nur Sergej konnte mir dazu verhelfen - aber der Teufel mochte wissen, wo er sich herumtrieb.
Val wusste, wann er reden und wann er die Klappe halten musste, damit andere Leute in Ruhe nachdenken konnten. Ich konzentrierte mich ungefähr eine Stunde lang darauf, das Haus zu
Weitere Kostenlose Bücher