Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
bewirkte, dass die Temperatur weit tiefer zu liegen schien. Auch wenn Val vorhin einen Smoking getragen hatte und auf dem Weg ins Theater gewesen war, verstand er sich offensichtlich auf körperliche Arbeit. Man merkt immer, ob jemand mit einer Schaufel umgehen kann.
Val schaufelte flott, ohne sich den Arsch abzuarbeiten
- er war clever genug, nicht in Schweiß zu geraten, der später an ihm festfrieren würde. Nach einiger Zeit hörte er zu schaufeln auf, kniete nieder und begann den Schnee mit behandschuhten Händen wegzuräumen; dann verschwand er in der Höhle. Kurz danach kam er wieder zum Vorschein und steckte den Kopf ins Freie. Ich glaubte, unter seiner tief ins Gesicht gezogenen Mütze die Andeutung eines stolzen Lächelns erkennen zu können.
Ich bedeutete ihm, er solle zurückkriechen und warf die Reisetasche hinter ihm her. Bevor ich ihm folgte, zog ich den Zeigefinger meines rechten Skihandschuhs lang und steckte meinen Finger durch den Schlitz, den ich auch in diesen Handschuh geschnitten hatte.
Dann kroch ich mit dem Kopf voraus hinter ihm her, hielt die 88 schussbereit und schaltete meine Taschenlampe ein, sobald ich drinnen war. Die Schneehöhle war groß genug, um drei Männern kniend Platz zu bieten. Ich drehte mich darin um und landete mit erhobener Pistole auf dem Hintern. Die Taschenlampe nahm ich zwischen meine Zähne.
Als Nächstes musste ich Val wieder fesseln. Ich zog einen Kabelbinder aus der Jackentasche und rammte Val meine Pistole in den Nacken.
Ich fesselte sein linkes Handgelenk an den Ast über ihm.
Schnee fiel auf uns herab, als ich das Kunststoffband festzog. Wir schüttelten beide den Kopf, um den Schnee von unseren Gesichtern abzuschütteln. Mit seinem über dem Kopf festgebundenen Arm erinnerte Val mich an einen Gibbon, während ich Streichhölzer und eine Kerze aus der Reisetasche holte. Weil ihr Licht von den blendend weißen Schneewänden zurückgeworfen wurde, leuchtete die Kerze ungewöhnlich hell. Ich kroch zum Eingang zurück, zog die Schaufeln herein und benutzte eine davon, um einen Schneewall aufzuhäufen, der den Wind abhalten würde.
Dann wurde es Zeit, sich hier häuslich einzurichten. Ich leerte die Reisetasche aus und machte mich daran, die Steppdecken auf dem Boden auszubreiten. Kontakt mit dem Schnee hätte unsere Körperwärme ungefähr zwanzigmal schneller abgeleitet, als wenn wir auf den Daunendecken saßen.
Als Nächstes glättete ich die Höhlenwände mit meiner behandschuhten Hand, damit der bei ansteigender Temperatur schmelzende Schnee keine Tropfpunkte bilden konnte, von denen es auf und herabregnen würde. Als ich damit fertig war, kratzte ich entlang der Wände eine Bodenrinne aus, in denen das herablaufende Schmelzwasser sich sammeln und wieder gefrieren konnte. In solchen Situationen bringen fünf Prozent zusätzliche Anstrengung immer 50 Prozent mehr Komfort.
Das lauteste Geräusch war nun nicht mehr das Heulen des Windes. Das Rascheln von Nylongewebe und unser Schniefen oder Husten waren jetzt lauter.
Die Höhle begann an ein Dampfbad zu erinnern, als unser Atem in dem beengten Raum Wolken bildete. Ich nahm einen Schaufelstiel und bohrte ein Loch in den Schneewall am Eingang. Ich musste zum Haus hinübersehen können, und außerdem brauchten wir frische Luft. Die Kerze würde vom Haus aus nicht zu sehen sein, weil sie auf dem Höhlenboden in einer Nische stand; ich konnte nur hoffen, dass ihr Leuchten nicht hell genug war, um durch den Schnee nach außen zu dringen, denn wir konnten unmöglich auf sie verzichten. Selbst das kleine bisschen Wärme, das eine Kerzenflamme abgab, konnte dazu beitragen, die Temperatur in der Schneehöhle auf über null Grad zu bringen.
Ich sah auf den Knien liegend zum Haus hinüber ... nun, es musste irgendwo dort draußen in der Dunkelheit stehen. Obwohl ich dick eingemummt auf zwei Daunendecken kniete, fror ich jetzt, weil wir uns nicht bewegten. Ich veränderte meine Haltung, um es bequemer zu haben und trotzdem hinaussehen zu können. Val beobachtete mich weiter aufmerksam.
Mindestens zwei bitterkalte, langweilige Stunden, in denen ich auf den Wind horchte und Val sich dauernd bewegte, damit sein Arm nicht einschlief, mussten verstrichen sein, als er plötzlich sagte: »Die Maliskija muss Ihnen eine beträchtliche Summe dafür geboten haben, dass Sie mich lebend entführen. Sie halten mich offenbar für gefährlicher, als ich bisher dachte.«
Ich fuhr verblüfft herum.
Er hatte mit sehr
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