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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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schrieb.
    Sein Büro mochte neu sein, aber Lynn war eindeutig ein Gewohnheitstier. Die Einrichtung entsprach genau der seines früheren Büros . dieselben Möbel, dieselbe schlichte, funktionale, unpersönliche Atmosphäre. Dass er nicht nur eine Schaufensterpuppe war, die zur Dekoration an den Schreibtisch gesetzt wurde, bewies lediglich das gerahmte Foto auf dem Schreibtisch, das eine viel jüngere Frau - vermutlich Mrs. Lynn -, zwei Kinder und den Neufundländer der Familie auf dem Rasen vor ihrem Haus zeigte. Auch die beiden Rollen Weihnachtspapier, die hinter Lynn an der Wand lehnten bewiesen, dass er nicht nur für den Dienst lebte.
    An einer Wandhalterung rechts von mir hing ein Fernseher, über dessen Schirm die Ceefax-Schlagzeilen aus aller Welt liefen. Nicht sehen konnte ich nur den für Führungskräfte obligatorischen Squashschläger und den Wintermantel am Garderobenständer. Sie befanden sich vermutlich hinter mir.
    Ich blieb stehen und wartete darauf, dass er fertig wurde. Normalerweise hätte ich mich hingesetzt und es mir bequem gemacht, ohne eine Aufforderung
    abzuwarten, aber heute war das anders. Ich spürte förmlich, dass Lynn gereizt war, und ich wollte ihn nicht noch mehr gegen mich aufbringen. Bei unserer letzten Begegnung waren wir keineswegs als Freunde
    voneinander geschieden.
    Die Feder seines Füllers kratzte unnatürlich laut übers Papier. Mein Blick wanderte zum Fenster hinter ihm hinüber, und ich sah über die Themse hinweg zu dem neuen Apartmentgebäude hinüber, das an der nördlichen Brückenauffahrt fertig gestellt wurde.
    »Nehmen Sie Platz. Ich bin gleich so weit.«
    Meine Ledersachen knarrten, als ich mich auf denselben Holzstuhl wie beim letzten Besuch setzte und meinen Rucksack neben mich auf den Boden stellte. Mit wurde immer klarer, dass dies ein kurzes Gespräch, eine Besprechung ohne Kaffee werden würde, sonst hätte der Asiat mich vor dem Hineingehen gefragt, ob ich Milch oder Sahne wolle.
    Ich hatte Lynn seit der Befragung nach dem Einsatz in Washington im Jahr 1998 nicht mehr gesehen. Wie seine Einrichtung hatte er sich nicht im Geringsten verändert. Auch seine Kleidung schien unverändert zu sein: dieselbe senffarbene Cordsamthose, ein Sportsakko mit abgewetzten Lederflecken an den Ellbogen und ein Viyella-Hemd. Da sein Kopf weiter übers Papier gebeugt war, konnte ich feststellen, dass er nicht noch kahler geworden war, worüber Mrs. Lynn bestimmt sehr glücklich war. Er hatte wirklich nicht die richtigen Ohren für eine Vollglatze.
    Als er das Schriftstück beiseite legte, sah ich, dass es sich um einen mit der Maschine geschriebenen Text handelte, den er wie ein Lehrer, der eine Schularbeit korrigiert, mit Anmerkungen versehen hatte. Meine Aufmachung entlockte ihm ein halb amüsiertes Lächeln, als er jetzt seine Hände so auf die Schreibtischplatte legte, dass die Daumen sich berührten. Seit Washington behandelte er mich, als sei er ein Filialleiter einer Bank und ich ein Kunde, der einen höheren Überziehungskredit wollte - er gab sich große Mühe, nett zu sein, konnte aber seine Geringschätzung für mich nicht völlig verbergen. Das war mir egal, solange er nicht erwartete, dass ich ehrerbietig zu ihm aufblickte.
    »Was kann ich für Sie tun, Nick?« Er imitierte meinen Akzent, aber nicht jovial, sondern ausgesprochen sarkastisch. Er mochte mich offenbar wirklich nicht. Dass ich in Washington Scheiße gebaut hatte, hatte seine Abneigung erst recht zementiert.
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich musste nett zu ihm sein. Er konnte mir das Geld verschaffen, das ich für Kelly brauchte, und obwohl ich den deprimierenden Verdacht hatte, dass die liebenswürdige Masche bei ihm nicht verfangen würde, musste ich’s wenigstens damit versuchen.
    »Ich wüsste gern, wann ich damit rechnen kann, als fest angestellter Kader übernommen zu werden«, sagte ich.
    Er lehnte sich in seinen ledernen Drehsessel zurück und setzte die andere Hälfte seines Lächelns auf. »Wissen Sie, Sie können von Glück sagen, dass Sie noch frei herumlaufen, Nick. Sie haben allen Grund, dankbar zu sein, und ich muss Sie daran erinnern, dass Ihre Freiheit noch keineswegs garantiert ist.«
    Damit hatte er natürlich Recht. Ich hatte der Firma dafür zu danken, dass ich nicht in einem amerikanischen
    Gefängnis saß und einen Zellengenossen namens Big Bubba hatte, der mein spezieller Freund sein wollte. Auch wenn es ihr mehr darum gegangen war, sich weitere Peinlichkeiten zu ersparen,

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