Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
Smith, Kumpel.«
Er nahm den Hörer des Haustelefons ab, tippte eine Nummer ein und schaltete sofort auf zuckersüß um, als jemand sich meldete. »Hallo, hier Empfang, bei mir ist ein Kurier, um etwas abzuholen. Soll ich ihn raufschicken? Natürlich. Auf Wiederhören.« Er legte auf und wurde wieder mürrisch, als er auf den Lift zeigte. »Dritte Etage, vierte Tür links.«
Als die Kabinentüren sich hinter mir schlossen, sah ich mich rasch nach einer Überwachungskamera um und zog dann meine USP. Nachdem ich die Kammer überprüft hatte, drückte ich auf den dritten Knopf. Ich wusste selbst nicht, warum ich die Kammer so oft überprüfte. Vielleicht verschaffte mir das die Illusion, alles unter Kontrolle zu haben.
Während der Aufzug leicht ruckend anfuhr und mich nach oben brachte, legte ich meine Pistole in den Helm, bedeckte sie mit der Sturmhaube und umfasste ihren Griff mit der rechten Hand. Gab es ein Drama, konnte ich einfach den Helm fallen lassen und reagieren.
Der Lift wurde langsamer. Ich legte meinen Daumen auf den Sicherungsknopf und war bereit.
Die Tür öffnete sich mit einem vornehmen ding! Trotzdem blieb ich noch einige Sekunden lang stehen, um zu horchen, und behielt den Helm in meiner linken Hand, damit ich mit der rechten ziehen konnte.
Die Temperatur änderte sich, als ich in den Korridor trat und hörte, wie die Lifttür sich hinter mir schloss. Hier war es sehr warm, fast heiß, aber das Dekor war kalt: weiße Wände, cremefarbener Teppichboden, sehr helle
Beleuchtung.
Die vierte Tür rechts wies keine Klingel, keinen Türklopfer, nicht einmal eine Nummer auf. Ich klopfte mit den Fingerknöcheln ans massive Holz, blieb dann seitlich neben der Tür stehen, hielt den Pistolengriff mit der rechten Hand umklammert und entsicherte die USP mit dem Daumen.
Dieses Spiel hasste ich. Natürlich erwartete ich keine Probleme; damit war nach all den Kontrollen, die ich hatte passieren müssen, nicht zu rechnen. Trotzdem hasste ich es, an Türen zu klopfen, ohne zu wissen, wer oder was dahinter auf mich wartete.
Übers Parkett kamen Schritte näher, dann wurden Schlösser aufgesperrt. Die Tür begann sich zu öffnen, wurde aber sofort durch die eingehängte Sicherheitskette gestoppt. In dem acht bis zehn Zentimeter breiten Spalt erschien ein Gesicht oder vielmehr ein halbes Gesicht. Aber das genügte; ich erkannte seine Besitzerin sofort. Ich war angenehm überrascht. Es würde viel angenehmer sein, mit ihr zu verhandeln als mit irgendeinem Quadratschädel.
Vals Begleiterin aus Helsinki, die diesmal fast unschuldig wirkte, zeigte mir nur ein leuchtend blaues Auge und eine mittelblonde Haarsträhne. Wahrscheinlich war ihr Haar im Sommer heller, wenn die Sonne es bleichte. Sonst war durch den Türspalt nur ihr dunkelblauer Rollkragenpullover zu sehen.
Sie betrachtete mich ausdruckslos, wartete darauf, dass ich etwas sagte.
»Ich heiße Nick. Sie haben etwas für mich.«
»Ja, ich habe Sie schon erwartet.« Sie zuckte mit keiner Wimper. »Haben Sie ein Handy oder einen Piepser bei sich?«
Ich nickte. »Yeah, ich habe ein Telefon.« Zum Teufel mit Valentins Anweisungen. Ich brauchte eines, damit Dr. Hughes mich später anrufen konnte.
»Schalten Sie es bitte aus?«
»Es ist ausgeschaltet.« Es ist zwecklos, die Akkuladung zu vergeuden, während man auf einem Motorrad sitzt.
Ich kippte den Sturzhelm leicht, damit die Pistole nicht herausfiel, griff in die rechte Tasche, zog mein Handy heraus und zeigte ihr das Display.
»Danke sehr«, sagte sie höflich, dann wurde die Wohnungstür wieder geschlossen, und ich hörte, wie die Sicherungskette ausgehakt wurde. Als die Tür aufging, stand die Blondine wider Erwarten nicht da, um mich hereinzubitten, sondern hatte sich abgewandt und ging in die Wohnung zurück. »Machen Sie bitte die Tür hinter sich zu, Nick?«
Als ich über die Schwelle trat, roch ich Bohnerwachs. Ich folgte ihr den Korridor entlang und registrierte dabei den Grundriss der Wohnung. Auf beiden Seiten lagen mehrere Räume, deren Türen geschlossen waren; nur die Tür am Ende des Flurs stand offen. Der helle Holzfußboden war frisch gebohnert, die Wände und Türen glänzten makellos weiß. Hier im Flur gab es weder Möbel noch Bilder, nicht mal einen Kleiderhaken.
Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf Vals Gespielin. In Helsinki hatte ich geglaubt, ihre hohen
Absätze ließen sie so groß erscheinen, aber jetzt sah ich, dass das von ihren langen Beinen kam. Ich schätzte
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