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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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auf der Fahndungsliste.
    Das hieß jedoch auch, dass Nick Davidson als Tarnidentität, in die ich notfalls schlüpfen konnte, erledigt war, und darüber war ich sauer. Ich hatte monatelang gearbeitet, um ihm SozialVersicherungsnummer, Reisepass, Bankkonto und alle übrigen Dinge zu verschaffen, die seine Existenz bewiesen - und jetzt musste ich ihn aufgeben. Noch schlimmer war, dass ich die Ducati aufgeben musste. Sie würde überwacht werden, wobei die Länge der Überwachung davon abhing, für wie wichtig ich gehalten wurde. Und das E4-Team würde einen winzigen Peilsender an der Maschine anbringen. Aufheitern konnte mich nur der Gedanke, was dem Kerl zustoßen würde, der die Ducati klauen würde, nachdem er sie ein paar Tage dort stehen gesehen hatte. Er konnte sich auf eine Überraschung gefasst machen, wenn das Team ihn sich schnappte.
    Während ich durch das große viktorianische Fenster die Straße beobachtete, hatte ich langsam eine Cola getrunken. Jetzt war mein Glas leer, und wenn ich nicht auffallen wollte, musste ich mir ein neues Getränk holen. Ich kämpfte mich zur Bar durch, ließ mir ein großes Glas Orangen- und Zitronenlimonade geben und zog mich damit in eine Ecke zurück. Die Straße brauchte ich nicht mehr zu beobachten. Ich musste nur noch abwarten und die Türen für den Fall im Auge behalten, dass das Team anfing, die Pubs zu kontrollieren. In einer Stunde war Büroschluss. Ich würde bis dahin warten und dann in der Dunkelheit und im Gedränge der nach Hause strebenden Pendler untertauchen.
    Ich trank mit kleinen Schlucken meine Limonade und dachte dabei an Tom Mancini. Kennen gelernt hatte ich ihn schon im Jahr 1993. Einer meiner ersten Jobs als K war es gewesen, ihn aus North Yorkshire, wo er arbeitete, zu einer Einrichtung der Royal Navy bei Gosport in Hampshire zu bringen. Ich hatte den Auftrag, ihn so hart anzufassen, dass er froh sein würde, den Leuten der Firma übergeben zu wenden, zu denen ich ihn bringen sollte. Das war nicht weiter schwierig gewesen: ein paar Ohrfeigen, ein finsteres Gesicht und die Drohung, wenn er abzuhauen versuche, würde ich ihn kaltmachen, hatten genügt, um ihn völlig einzuschüchtern.
    Nachdem ich ihn in einem der »Forts« an der Küste abgeliefert hatte, durfte er sich nicht einmal frisch machen, bevor das Vernehmungsteam der Firma ihm die raue Wirklichkeit erklärte.
    Als Techniker der Horchstation Menwith Hill war Tom bei dem Versuch ertappt worden, sich Geheimmaterial zu verschaffen. Ich war nicht bei dem
    Verhör dabei gewesen, aber ich wusste, dass sie ihm mitgeteilt hatten, die Special Branch werde ihn am nächsten Tag wegen Verdachts auf Landesverrat und Gefährdung der äußeren Sicherheit verhaften. Das ließ sich nicht verhindern. Aber wenn er jetzt nicht clever war, würden seine Probleme damit erst beginnen.
    Er würde vor Gericht kein Wort darüber sagen, was er auszuspähen versucht hatte. Die Firma wollte offenbar verhindern, dass selbst die Special Branch davon erfuhr, denn die Anklage würde auf einen minder schweren Fall von Gefährdung der äußeren Sicherheit lauten. Er würde gestehen , für wen er das Material hatte beschaffen sollen, und würde sich selbstverständlich nicht an dieses Gespräch erinnern können. Er würde eine kurze Haftstrafe absitzen, und damit war die Sache erledigt. Ließ er jedoch auch nur ein Sterbenswörtchen über diesen Deal verlauten, würde jemand wie ich ihm einen Besuch abstatten.
    Tom hatte wirklich versucht, in der höchsten Liga mitzuspielen. Ich wusste, dass RAF Menwith Hill - mitten im Moor bei Harrogate in Yorkshire - zu den größten Horchstationen der Welt gehörte. Ihre Antennen unter weißen Kuppeln, die an Golfbälle erinnerten, überwachten den europäischen und russischen Funkverkehr. Dieser nach außen hin britische Stützpunkt war in Wirklichkeit ein kleines Stück USA auf britischem Boden, das von ihrer mächtigen National Security Agency (NSA) kontrolliert wurde. Dort arbeiteten etwa 1400 amerikanische Ingenieure, Physiker, Mathematiker, Linguisten und Computerfachleute. Dazu kamen ungefähr 300 Briten, was bedeutete, dass in Menwith Hill etwa so viele Leute arbeiteten wie in der gesamten Firma.
    Menwith Hill arbeitete eng mit dem Government Communications Headquarters (GCHQ) in Cheltenham zusammen, das elektronische Aufklärung bis ins asiatische Russland betrieb. Aber das GCHQ hatte nicht automatisch Zugang zu den in Menwith Hill gesammelten Informationen. Die gingen direkt in die

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