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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland. Von dort aus flossen für Großbritannien relevante Informationen an Security Service, Special Branch oder Scotland Yard zurück. Unser Vertrag mit den USA sieht vor, dass wir amerikanische Atomwaffen nur unter der Bedingung kaufen dürfen, dass die Amerikaner auf britischem Boden Stützpunkte wie Menwith Hill betreiben und Zugang zu allen Erkenntnissen britischer Geheimdienste erhalten. Traurig, aber wahr: Amerika ist der große Bruder. Großbritannien muss sich mit der Rolle eines schwächlichen kleinen Bruders zufrieden geben.
    Soweit ich mich erinnerte, bestand Tom bloß aus Schnauze und Pimmel. Er spielte Jack Tue Lad, den typischen Cockney, was verwunderlich war, weil er aus Milton Keynes stammte und ungefähr so langweilig wie die dortige Postleitzahl war. Auf der letzten Etappe unserer Fahrt nach Süden hatte er sich jedoch wie ein kleiner Junge verhalten und zusammengerollt auf dem Rücksitz geschlafen.
    Mir machte Sorgen, dass Val wusste, dass ich Tom kannte, dass er Zugang zu Informationen über eine 24- stündige Episode in meinem Leben hatte, die ich schon fast vergessen hatte. Aber mir ging es um das Geld, um sonst nichts, deshalb schob ich diesen Gedanken beiseite, bevor ich mir die Sache anders überlegte.
    Ich kippte den Rest meiner Limonade, nahm den Sturzhelm mit und ging auf die Toilette hinaus. Dort legte ich meinen Helm in einer der WC-Kabinen auf den Spülkasten, setzte mich aufs Klosett, zog den Reißverschluss meiner Jacke auf und holte den Umschlag heraus.
    Als Erstes begutachtete ich den Luftpolsterumschlag aus dickem Papier von außen. Ich fegte ihn auf meine Knie und benutzte beide Hände, um die Oberseite abzutasten und die Umrisse seines Inhalts mit den Fingerspitzen zu erfühlen. Dann drehte ich ihn um und wiederholte den Vorgang mit der Rückseite.
    Ich konnte keine Drähte und nichts Solideres als das ertasten, was hoffentlich Geldscheinbündel waren, aber das besagte vorerst nichts. Eine zwischen die Scheine gesteckte dünne Batterie eines Polaroidfilms hätte genügend Saft geliefert, um eine Briefbombe zu zünden. Das konnte Vals ganz spezielle Art sein, sich bei mir zu bedanken.
    Dann nahm ich den Umschlag in die Hand und hielt die Verschlussklappe an meine Nase. Falls dies eine Briefbombe mit einem exotischen oder altmodischen Sprengstoff war, würde ich ihn vielleicht riechen können. Manchmal riecht das Zeug nach Marzipan, manchmal nach Leinsamenöl. Auch wenn ich etwas Raffinierteres erwartete, durfte ich diese Geruchsprobe nicht auslassen.
    Jetzt blieb mir nur noch übrig, den Umschlag zu öffnen. Sein Inhalt fühlte sich wie Geldscheine an, hatte das richtige Gewicht für Geldscheinbündel. Täuschte ich mich, würde der ganze Pub bald davon erfahren, und eine erboste Versicherungsgesellschaft würde die Renovierungskosten ausspucken müssen.
    Ich holte meinen Leatherman aus der Tasche, klappte die Klinge heraus, schnitt die Umschlagmitte der Länge nach auf und machte nach jedem Zentimeter Halt, um zu kontrollieren, ob etwa Drähte sichtbar wurden. Der Inhalt sah viel versprechend aus. Ich begann grüne Dollarscheine zu sehen. Jedes Bündel gebrauchter Hundertdollarscheine, das ich herauszog, trug eine Banderole mit dem Aufdruck $ 10,000; der Umschlag enthielt zehn davon. Ein sehr befriedigender Anblick. Val hatte sein Versprechen gehalten. Jetzt respektierte ich den Mann nicht nur, sondern mochte ihn geradezu. Noch nicht genug, um ihn mit meiner Schwester bekannt zu machen, aber andererseits hatte ich gar keine Schwester.
    Ich grinste zufrieden, während ich die Geldscheinbündel in meiner Lederjacke verstaute, warf den leeren Umschlag in den Abfallkorb unter dem Waschbecken und ging wieder in den Pub hinaus.
    Ich blieb noch eine halbe Stunde sitzen, trank eine zweite Limonade, blätterte den Evening Standard zum dritten Mal durch und fragte mich, ob das Team schon aufgegeben hatte. In neunzig Prozent aller Fälle ist so etwas eine Geldfrage. Sie hofften wahrscheinlich, sich mit mir einen kleinen Weihnachtsbonus verdienen zu können. E4-Mitarbeiter werden so schlecht behandelt wie Pflegepersonal: Sie schuften für einen Hungerlohn und
    sollen trotzdem gut arbeiten.
    Inzwischen würden sie wissen, dass ich nur eine Postfachadresse hatte, und das würde alle Alarmglocken schrillen lassen. Bestimmt würden sie morgen zum Postamt fahren, mein Schließfach öffnen und nachsehen, was sich darin befand. Danach würden sie mich auf ihre

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