Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
schließlich.
Tom nickte. »Kein Drama.«
»Davon bin ich überzeugt. Über nebensächliche Dinge wie Geld, Übergabe der Informationen und so weiter reden wir später.« Liv stand auf. »Kommen Sie, nehmen Sie Ihre Tassen mit. Wir wollen uns an die Arbeit machen.«
Wir folgten ihr den Korridor entlang. Das Zimmer rechts war ebenso weiß wie das übrige Haus: ein riesiger rechteckiger Raum mit zwei weißen Schreibtischen und zwei Drehstühlen. Auf einem Schreibtisch lag ein
Aktenkoffer aus Aluminium, auf dem anderen stand ein elegantes schwarzes IBM-Notebook - zugeklappt etwas kleiner als ein Blatt Schreibmaschinenpapier - mit dem Karton, in dem es verpackt gewesen war, zusätzlichen Kabeln und einer dünnen schwarzen Nylontasche mit Tragegurt.
Liv deutete auf das Notebook. »Tom, dieses ThinkPad ist für Sie. Nick, kommen Sie bitte mit.« Sie trat an den anderen Schreibtisch.
Während Tom und Liv über Firewalls fachsimpelten, ließ ich die Schlösser des Aktenkoffers aufschnappen und klappte den Deckel hoch. Der Aluminiumkoffer enthielt mehrere farbig markierte Landkarten in verschiedenen Maßstäben. Das Zielobjekt lag offenbar in der Nähe der Kleinstadt Lappeenranta - etwa 120 Kilometer östlich von hier nahe der finnisch-russischen Grenze.
Die Karte im kleinsten Maßstab zeigte, dass Lappeenranta inmitten eines riesigen Seengebiets lag, das insgesamt über 10000 Quadratkilometer mit Hunderten von Buchten und kleinen Inseln umfasste, die mit Dörfern und Kleinstädten übersät waren. Das Ziel lag etwas über 20 Kilometer nördlich von Lappeenranta an einer Straße, die einige der Inseln mit einem Gebiet verband, das auf der Karte als Kuhala bezeichnet war. Das Haus stand nicht am Seeufer, sondern ungefähr einen Kilometer von einem See entfernt im Wald.
Liv überließ uns unserer Arbeit, und ich sah ihr bewundernd nach, als sie ging. Sie war unglaublich cool, und ich merkte, dass ich anfing, sie sehr gern zu mögen.
»Hey, Tom?« Ich drehte mich nach ihm um. Er saß mit dem Rücken zu mir über den kleinen Bildschirm gebeugt da.
Er drehte sich mit seinem Stuhl um und hob den Kopf. »Was gibt’s, Kumpel?«
»Ich glaube, es wäre besser, wenn du mit Liv nicht über Geld reden würdest. Vielleicht bekommt sie weniger als wir und wäre sauer, wenn das rauskäme. Sollte sie nach unserem Honorar fragen, sagst du einfach, dass du nicht weißt, wie viel wir genau kriegen, okay?«
»Dann gehört dieses Haus also nicht ihr?«
»Bestimmt nicht. Sie hat nur einen Auftrag übernommen - genau wie wir. Wir lassen uns am besten nicht in die Karten schauen, okay?«
Tom drehte sich wieder nach dem Schreibtisch um. »Wie du meinst, Kumpel. Was auch immer.« Die Tasten begannen erneut unter seinen flinken Fingern zu klicken. »Ist mir piepegal.«
Ich beschäftigte mich wieder mit dem vor mir ausgebreiteten Kartenmaterial. Landkarten sind nützliche Hilfsmittel, aber sie zeigen natürlich nicht alles. Ich musste dringend nach Lappeenranta fahren und das Ziel selbst erkunden. Während ich dasaß und mir das Kartenbild einprägte, hörte ich hinter mir Toms Finger über die Tastatur klappern.
Aus Erfahrung wusste ich, dass es am besten war, sich die Route einzuprägen, die man fahren würde. Das war viel einfacher, als zu versuchen, sich Ortsnamen und Straßennummern zu merken. Ich saß da, starrte die kahle weiße Wand an und fuhr in Gedanken von Heinola zum Zielobjekt bei Lappeenranta, als mir auffiel, dass unter einer Steckdose ein kleines Stück aus der Gipskartonplatte der Wandverkleidung herausgebrochen war.
Ich kniete nieder, um die Stelle zu begutachten, bog den Gipskarton etwas weiter auf und entdeckte dahinter eine mit Kunststoff kaschierte dünne Bleifolie. Ich sah mich nach Tom um. Er hackte weiter wie ein Besessener auf seiner Tastatur herum.
Ich drückte die Gipskartonplatte wieder an, machte einen Rundgang durch den Raum und hielt Ausschau nach weiteren Löchern. Dann fiel mir auf, dass es hier keine Telefonsteckdosen gab. Selbst in einem modernen Haus war das etwas zu sehr auf die Spitze getriebener Minimalismus. Sollte so erreicht werden, dass hier niemand elektronisch erreichbar war? In diesem Fall nahm Val seine Arbeit sehr ernst, und das beunruhigte mich etwas. Ich entdeckte nicht gern Tatsachen, die ich längst hätte wissen sollen.
Ich ging zu Tom hinüber, blieb hinter ihm stehen und betrachtete den Bildschirm voller Zahlen und Buchstaben. Einige der senkrechten Linien veränderten sich bei
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