Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
Waffe dieser Leute zu sein. An der Sicherheitsfront stellte der Streckmetallzaun die Spitze ihrer Hightech-Errungenschaften dar, wenn man von dem freien Streifen zwischen Zaun und Wald absah. Er verhinderte nicht nur, dass jemand einen Baum erkletterte, um über den Zaun zu gelangen, sondern gab ihnen auch die Möglichkeit, morgens beim Zähneputzen aus dem Fenster zu sehen und sofort festzustellen, ob Leute wie ich sich vor dem Zaun herumgetrieben hatten.
Ich lag in der vereisten Fahrspur und überlegte, wie ich mit den wenigen Informationen, die ich besaß, dort hineingelangen sollte. Die klirrende Kälte drang allmählich durch meine Kleidung, und der Schnee, der mir in den Nacken geraten war, als ich mich unter die Bäume gewühlt hatte, taute und lief mir als Eiswasser über den Rücken. Meine Zehen begannen gefühllos zu werden, und meine Nase lief. Ich durfte keinen Lärm machen, indem ich in den Schnee schnäuzte, und musste mich damit begnügen, sie mit meinem eiskalten Handschuh abzuwischen.
Dann hörte ich ein Geräusch hinter mir. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, um mit dem rechten Ohr in Richtung Zufahrt horchen zu können. Der Geländewagen kam zurück. Ich überlegte nicht lange, sondern sprang auf und rannte zur nächsten Stelle zurück, die ich mir als Versteck gemerkt hatte. Um über den Schneewall und unter die Bäume zu gelangen, bevor die Scheinwerfer um die Kurve kamen, musste ich einen Meter hoch und zwei Meter weit hechten. Ich sprang los, schaffte die zwei Meter nicht ganz und schlug wieder hart auf. Dabei tat ich mir vermutlich weh, aber das würde ich erst später spüren; vorläufig sorgte ein Adrenalinschub dafür, dass ich keinen Schmerz empfand.
Dann wühlte ich mich durch den Schnee und versuchte, wieder unter Zweige zu kommen, während der Geländewagen näher kam. Das Motorengeräusch wurde plötzlich lauter, als er die Kurve hinter sich ließ.
Ich drehte mich auf allen vieren um, hob langsam den Kopf und bemühte mich, in eine Position zu gelangen, von der aus ich die Zufahrt beobachten konnte. Weil ich fürchtete, diese Bewegung könnte zu sehen sein, verzichtete ich darauf, mir den Schnee vom Gesicht zu wischen.
Sekunden später fuhr der Geländewagen an mir vorbei. Seine Scheinwerfer beleuchteten das Tor, und die Heckleuchten ließen den Schnee rot erstrahlen.
Mein Gesicht brannte, aber ich hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern. Ich musste beobachten, was die Insassen des Geländewagens taten, und versuchen, im Scheinwerferlicht möglichst viel von dem Haus und seiner Umgebung zu erkennen. Dass ich danach wieder schlechter sehen würde, musste ich in Kauf nehmen.
Das Fahrzeug hielt unmittelbar vor dem Tor, und der rote Lichtschein wurde heller, als die Bremsleuchten ansprachen und der Motor im Leerlauf weiterlief.
Für einen Augenblick war das Rasseln der Kette lauter als das Motorengeräusch. Sie blieb am Tor hängen, als beide Torflügel quietschend und knarrend gerade so weit geöffnet wurden, dass der Wagen hindurchfahren konnte.
Als er dann weiterrollte, war im Scheinwerferlicht zu erkennen, dass der Schnee hinter dem Tor und in der Umgebung des Zielobjekts von Fußspuren zertrampelt und von Autoreifen zerfurcht war. Ebenso wichtig war meine Beobachtung, dass der Fahrer offenbar keine Alarmanlage hatte ausschalten müssen, bevor er das Tor geöffnet hatte.
Die Scheinwerfer glitten über das Haus, das ich durchs offene Tor erstmals unbehindert sehen konnte. Das Gebäude war mit ausgebleichten rotbraunen Holzschindeln verkleidet und hatte im Erdgeschoss Fensterläden, die alle geschlossen waren. Der Lichtschein, den ich vorhin gesehen hatte, trat durch einen defekten Fensterladen aus, in dem einige Lamellen fehlten.
Die Kette rasselte wieder, aber ich achtete jetzt kaum noch auf den Torschließer. Was ich angestrahlt vor mir sah, war jetzt wichtiger; ich musste möglichst viel davon in mich aufnehmen, um später analysieren zu können, was ich dort gesehen hatte.
Mein Blick folgte den Autoscheinwerfern, als sie jetzt nach rechts schwenkten. Vor der rechten Hälfte des Gebäudes war eine geschlossene Veranda angebaut.
Der Torschließer kam wieder in Sicht, als der Geländewagen parallel zur Veranda hielt. Als Bremslichter, Scheinwerfer und Rückleuchten erloschen und der Motor abgestellt wurde, hörte ich das Rascheln einer Daunenjacke aus Nylon und das Knirschen von Moon Boots. Der Beifahrer rief dem Fahrer, der jetzt seine Tür aufstieß, laut etwas zu, das
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