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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Wollte ich verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen, blieb mir nichts anderes übrig, als über den Schneewall am Fahrbahnrand zu hechten.
    Das Brummen des Motors drang an mein Ohr, und die Bäume in meiner Umgebung gerieten in den äußersten Erfassungsbereich der Scheinwerfer. Ich wandte mich dem Fahrbahnrand zu, entschied mich hoffnungsvoll für eine Lücke zwischen zwei Bäumen, beugte mich zurück, um Schwung zu holen, und sprang. Ich schaffte es, den höchsten Teil der Wechte zu überspringen, rollte mich wie ein Fallschirmspringer ab und landete mit dumpfem Aufprall. Unter der Schneedecke lag gewachsener Fels, auf den ich mit voller Wucht knallte, sodass ich nach Atem ringend liegen blieb.
    Dann begann ich wie ein Tier auf allen vieren weiterzukriechen, um mich unter den tief herabhängenden Ästen des nächsten Baums zu
    verstecken. Das Fahrzeug kam unaufhaltsam näher.
    Ich kehrte der Fahrbahn weiter den Rücken zu, während ich mich in den eiskalten Pulverschnee eingrub und auf das herankommende Auto horchte. Dem Motorengeräusch nach musste es ein Geländewagen sein.
    Dann befand der Wagen sich auf gleicher Höhe mit mir, und ich hörte Breitreifen im Schnee an den Rändern der Fahrspuren knirschen. Er fuhr ohne zu zögern weiter.
    Ich richtete mich langsam auf den Knien auf und ließ mein rechtes Auge geschlossen; so konnte ich mir wenigstens die Hälfte der inzwischen gewonnenen Nachtsehfähigkeit bewahren. Der Geruch nach Dieselabgasen hing in der Luft. Der Geländewagen war nur fünf bis sechs Meter von mir entfernt vorbeigefahren, aber ich konnte weder seine Marke noch die Zahl der Insassen feststellen. Ich sah nur die nach vorn gerichteten Scheinwerferkegel und den roten Widerschein von Heckleuchten, die sich in einer Wolke aus Dieselqualm langsam in Richtung Straße bewegten.
    Während das Licht schwächer wurde, beobachtete und horchte ich. Dann musste der Wagen die Straße erreicht haben, denn ich hörte den Fahrer hochschalten, bevor das Motorengeräusch leiser wurde und endlich ganz verstummte.
    Ich kroch zur Aufschlagstelle zurück, richtete mich auf, stellte einen Fuß vor und hechtete über den Schneewall zurück. Mein rechtes Schienbein schrammte schmerzhaft über das aus Eis und Steinen gebildete erhöhte Mittelstück zwischen den Fahrspuren. Ich blieb auf dem Rücken in einer der Fahrspuren liegen, ertrug die
    Schmerzen und dachte an das Geld.
    Nachdem ich mich eine Minute lang selbst bemitleidet hatte, rappelte ich mich auf und überzeugte mich davon, dass der Schneewall am Fahrbahnrand unberührt war. Ich war höchst unelegant gelandet, aber die Schmerzen hatten sich gelohnt. Ich war wie ein miserabler Skiläufer von Kopf bis Fuß mit Schnee eingestäubt. Nachdem ich das meiste davon abgeklopft hatte, rückte ich meine Mütze zurecht und marschierte leicht hinkend weiter die Zufahrt entlang.
    Erst nach etwa einem Kilometer nahm ich meine Umgebung wieder deutlicher wahr. Gleichzeitig begann ich ein gedämpftes, monotones Brummen zu hören, das von einem Stromaggregat zu stammen schien.
    Was mich unterwegs am meisten beschäftigte, war die Frage: Wie viele Kämpfer? Wie viele würden kämpfen, falls ich entdeckt wurde und nicht flüchten konnte? Hielten sich in dem Haus beispielsweise vier Personen auf, konnten zwei davon Typen wie Tom sein, die zwar seit Jahren Quake spielten, aber noch nie eine Schusswaffe in der Hand gehabt hatten - und zwei Gangstertypen - Männer oder Frauen -, die mit Waffen umgehen konnten und ihre ziehen würden. Ich wusste nicht, mit wie vielen Personen ich rechnen musste, denn Liv hatte es mir nicht sagen können. Das Haus zu erreichen und zu entdecken, dass dort ein Gangsterkongress stattfand, hätte mir den ganzen Tag verderben können.
    Die Zufahrt führte leicht bergab, und ich kam dem Motorengeräusch näher. Es schien von einem ziemlich großen Dieselaggregat zu stammen; wenn im Haus viele Stromfresser liefen, würden sie mehr Strom brauchen als das bisschen Saft, das die nächste Umspannstation ihnen liefern konnte. Um zu kontrollieren, ob sie ans öffentliche Stromnetz angeschlossen waren, suchte ich über mir nach einer Stromleitung, aber in der Dunkelheit war nichts zu erkennen.
    Vor mir beschrieb die Zufahrt eine leichte Rechtskurve. Als ich ihr folgte, begann der Wald auf beiden Seiten etwas zurückzuweichen. Hier standen die Bäume nicht mehr unmittelbar am Fahrbahnrand. Geradeaus vor mir konnte ich in ungefähr 100 Metern Entfernung zwei

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