Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
»Estland, Nordosten.« Sie legte eine Hand auf das Exemplar von Vogue . »Sie werden auch brauchen, was Sie hier drinnen finden.«
Ich nickte.
Ihre Hand lag weiter auf der Modezeitschrift. »Von diesem Zentrum aus haben ihre Leute das Unternehmen Moonlight Maze durchgeführt; da sie jetzt Tom und das 414
ThinkPad haben, werden sie versuchen, von dort aus auf Echelon zuzugreifen. Um nicht entdeckt zu werden, ziehen sie alle paar Wochen um – und nach allem, was hier passiert ist, werden sie bald wieder umziehen. Sie müssen also rasch handeln.«
Ich nickte erneut, und sie legte ihre Hände aneinander, als sie sich nach vorn beugte. »In der Zeitschrift steckt auch ein Zettel mit einer Adresse. Dort finden Sie Leute, die Ihnen Sprengstoff und alles, was Sie sonst noch brauchen, besorgen können. Nach Narva fahren Sie am besten mit dem Zug. Einen Wagen zu mieten, ist viel zu schwierig und umständlich. Und noch etwas, Nick …«
Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Diesen Leute in Narva dürfen Sie nicht trauen. Sie sind völlig
unzuverlässig, und die Art und Weise, wie sie ihren Drogenhandel betreiben, schadet uns allen. Aber sie sind die einzigen Einheimischen, an die Valentin Sie
verweisen kann.«
Ich lächelte, um ihr zu zeigen, dass sie mit ihrer Warnung bei mir offene Türen einrannte.
»Denken Sie auch daran, dass Sie Valentin im
Umgang mit diesen Leuten nicht erwähnen dürfen.
Zwischen ihm und Ihrem Auftrag darf es keine
Verbindung geben. Nicht die geringste, Nick. Sollten sie eine Verbindung herstellen, ist unser Deal geplatzt, weil diese Leute Sie einfach umbringen.«
Liv faltete ihre Hände. »Dort drinnen steckt auch ein
…« Sie zögerte, als suche sie das richtige Wort, fand aber keines, das sie zufrieden stellte, und zuckte schließlich mit den Schultern. »… ein Brief von einem Freund, von 415
dem Mann mit Kontakten in Narva. Er verschafft Ihnen von diesen Leuten, was Sie brauchen, aber Sie dürfen ihn nur im äußersten Notfall verwenden, Nick. Er hat
Valentin sehr viel Geld gekostet und sollte nicht missbraucht werden.«
Ich stellte die auf der Hand liegende Frage. »Was steht darin?«
»Nun, er ist eine Art Versicherungspolice.« Sie
lächelte humorlos. »Eine tschetschenische
Versicherungspolice. Wieder ein Beweis dafür, dass Valentin Sie mag.«
Diese Auskunft genügte mir vorläufig. Im Augenblick gab es wichtigere Fragen – zum Beispiel die nach der Zahl der Kämpfer. »Wie viele Leute arbeiten in dem Computerzentrum?«
Liv schüttelte den Kopf. »Darüber haben wir keine Informationen, aber es sind bestimmt mehr als letztes Mal. Dies ist ihre wichtigste Einrichtung, mit der sie bewusst nach Estland gegangen sind – die geografischen Gegebenheiten sind das beste Verteidigungssystem.«
Mich interessierte noch etwas anderes. »Woher wissen Sie, ob ich Erfolg gehabt habe?«
»Sie machen sich Sorgen, dass Valentin ohne Beweis nicht zahlen wird? Nicht nötig. Er erfährt binnen Stunden davon – wie, braucht Sie nicht zu kümmern. Keine
Angst, Sie bekommen Ihr Geld, Nick.«
Ich beugte mich etwas weiter zu ihr hinüber. »Woher kennen Sie Tom?«
»Ich kenne ihn nicht, Valentin kennt ihn. Als Tom in Menwith Hill geschnappt wurde, hat er für Valentin 416
gearbeitet. Aber das habt ihr Briten nie rausbekommen, weil eure Drohungen im Vergleich zu Valentins blass waren.«
»Womit hat er Tom gedroht?«
Ihr Gesichtsausdruck forderte mich auf, meine
Fantasie zu gebrauchen.
Vor meinem inneren Auge erschien Tom, der auf dem Rücksitz meines Wagens zusammengerollt lag, nachdem das Vernehmungsteam ihm die raue Wirklichkeit erklärt hatte.
»Tom hat in Menwith Hill versucht, Valentin Zugang zu Echelon zu verschaffen?«
Sie nickte. »Nachdem er aufgeflogen war, hat er dem britischen Geheimdienst nur erzählt, was sich ohnehin nicht abstreiten ließ, und vor Gericht nur ausgesagt, was man ihm eingetrichtert hatte. An sich eine sehr einfache Sache. Nun, für alle Beteiligten außer Tom.«
»Und woher haben Sie gewusst, dass ich mit Tom zu tun gehabt hatte?«
»Valentin hat Zugang zu vielen Geheimnissen. Nach seiner Entführung aus dem Hotel wollte er etwas mehr über Sie wissen. Dank Moonlight Maze war es ganz
leicht, diese Informationen von der Maliskija zu ordern.
Ein umso größerer Anreiz, loszuziehen und das
Computerzentrum flachzulegen, finden Sie nicht auch?«
Scheiße, da hatte sie Recht. Das alles gefiel mir nicht.
Ihre flache Hand schlug leicht auf die
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