Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
Koffer voll Geld
verdienen, konnte ich rundum zufrieden sein.
»Was soll ich also genau tun?«
Mein Tonfall sagte ihr, dass ich den Auftrag
wahrscheinlich übernehmen würde. »Sie müssen die
Moonlight-Maze-Aktivitäten der Maliskija und ihre möglicherweise bei Echelon gemachten Fortschritte vernichten. Das bedeutet, dass Sie das gesamte
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Computerzentrum zerstören müssen – Computer,
Software, einfach alles.
Diesmal sind Sie jedoch völlig auf sich allein gestellt.
Valentin darf nicht den Eindruck erwecken, er wolle gegen die Maliskija vorgehen. Jeder Konflikt würde Unfrieden stiften und ihn von seinem eigentlichen Ziel ablenken. Sollten Sie also Probleme bekommen, können Sie leider nicht mit seiner oder meiner Hilfe rechnen.«
In Bezug auf England war ich vielleicht der größte Zyniker Englands, aber ich war kein Landesverräter. Und wenn alles, was Liv mir erzählt hatte, so stimmte, würde Val sicher nicht knauserig sein – vor allem nicht, wenn ich ganz allein losziehen musste Ich lehnte mich zurück und hielt drei Finger hoch.
Sie verzog keine Miene. »Dollar?«
Weil sie überhaupt gefragt hatte, lag die Antwort auf der Hand. »Pfund Sterling. Die Übergabe findet wie schon besprochen statt.«
Liv nickte. »Drei Millionen. Gut, die bekommen Sie.«
Ich war leicht beunruhigt, weil sie so rasch zugestimmt hatte.
»Welche Garantie habe ich dafür?«
»Keine. Und es gibt keinen Vorschuss. Aber Valentin weiß natürlich, mit welcher Hartnäckigkeit Sie ihn ursprünglich aufgespürt haben – und dass Sie das
zweifellos noch einmal tun würden.«
»Richtig.« Ich brauchte ihr nicht zu erklären, dass man nie Drohungen aussprechen sollte, die man nicht wahr machen kann. Das wusste sie selbst.
»Wie ich schon mehrmals gesagt habe, Nick, mag
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Valentin Sie. Keine Angst, Sie bekommen Ihr Geld.«
»Also, wo liegt dieses Computerzentrum?«
Liv zeigte über meine Schulter hinweg in Richtung Hafen und Meer. »Dort – in Estland.«
Ich runzelte die Stirn. Über Estland wusste ich nur, dass es zur ehemaligen UdSSR gehört hatte und jetzt der NATO, der Europäischen Gemeinschaft, Tescos
Stammkundenklub und jeder anderen Vereinigung
beitreten wollte, die seine Selbstständigkeit von Russland untermauern konnte.
»Die estnische Bevölkerung besteht noch immer zu
dreißig Prozent aus Russen. Für die Maliskija ist es leichter, von dort aus zu operieren.«
Sie setzte ihr Glas an die Lippen und verzog das
Gesicht. Ihr Tee war kalt.
Einen ziemlich wichtigen Punkt schien sie übersehen zu haben. »Hat die Maliskija Tom entführt«, sagte ich,
»dürfte er sich in dieser Einrichtung befinden. Soll ich ihn hierher bringen, wenn ich ihn befreit habe, oder einfach nach London mitnehmen?«
Liv starrte mich an, als sei ich ein Idiot. »Nick, ich dachte, Sie hätten mich verstanden. Tom ist als
Bestandteil ihrer Fähigkeiten zu betrachten.«
Sie fixierte mich einige Sekunden lang, während sie darauf wartete, dass der Penny fiel. Dann kapierte ich endlich. Das sah sie mir an. »Ich wollte das
Offenkundige nicht eigens erwähnen, Nick, aber wofür würde Valentin Ihnen sonst drei Millionen zahlen? Tom muss liquidiert werden.«
Ich rang nach Worten. »Aber warum? Ich meine,
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warum kann ich ihn nicht einfach dort rausholen?«
»Diese Möglichkeit scheidet aus, Nick. Diese Leute werden Tom sehr rasch dazu bringen, ihnen bei Echelon zu helfen. Wie wir beide wissen, kann er den Firewall knacken. Wir wissen, dass sie zumindest einen Teil der Software haben. Wir wissen darüber hinaus, dass sie Tom und vermutlich auch das ThinkPad haben. Sobald alles verknüpft wird, was er im Kopf hat, was das ThinkPad enthält, was in dem erbeuteten Fahrzeug war …« Sie fuhr zusammen. »Erhält die Maliskija Zugang zu Echelon und kombiniert ihn mit ihren Moonlight-Maze-Aktivitäten, steht uns allen eine Katastrophe bevor. Sie würde nicht nur Valentins Vision für den Osten gefährden, sondern auch den Westen in die Knie zwingen.
Hören Sie, Nick, Tom hat das ThinkPad. Und er kann damit umgehen. Das Risiko ist zu groß. Was wäre, wenn Sie getötet oder gefangen genommen würden, bevor Sie Ihren Auftrag ausgeführt haben? Selbst wenn Sie ihn befreien könnten, wäre er noch in Estland, und Valentin will auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass er erneut geschnappt wird. Aus Valentins Sicht ist es einfach besser, Tom und die Möglichkeit, selbst auf Echelon zugreifen zu können, zu opfern, als zu
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