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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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noch
    schlimmer machte.
    Ich trat vorsichtig auf die Urinale zu. In allen
    schwappte eine dunkelgelbe Flüssigkeit, die langsam an 429
    den Zigarettenkippen vorbeisickerte, die den Abfluss blockierten. Ich fand ein Becken, das nicht schon übervoll war, stützte mich mit der linken Hand an der Stahlwand darüber ab, zog meinen Reißverschluss auf und horchte auf das unablässige Dröhnen der
    Schiffsmaschinen.
    Hinter mir wurde die Toilettentür aufgestoßen, dann kamen zwei junge Männer herein, die ich wegen ihrer GoreTex-Jacken für Finnen hielt. Ich versuchte eben, meinen Reißverschluss mit einer Hand hochzuziehen, während ich mich mit der anderen von der Wand
    abstützte, um nicht hinzufallen. Der Kerl in Schwarz steuerte auf die freien WC-Kabinen hinter mir zu, während der andere bei den Handwaschbecken links
    neben mir stehen blieb. Seine grüne Jacke spiegelte sich in den Edelstahlrohren, die von dem Wasserbehälter über mir zu den Urinalen führten. Ich konnte nicht genau erkennen, was er machte, weil die Rohre sein Bild wie ein Zerrspiegel verzerrten, aber irgendwie wirkte es verdächtig. Im nächsten Augenblick hörte ich GoreTex rascheln und sah nun auch die Reflexion einer schwarzen Jacke.
    Ich warf mich gerade noch rechtzeitig herum, um
    einen erhobenen Arm zu sehen, der mir offenbar
    irgendeine Art Messer in den Rücken stoßen wollte.
    Angriff ist die beste Verteidigung.
    Ich stieß einen lauten Schrei aus, der ihn hoffentlich verwirren würde, während ich zwei bis drei Schritte auf ihn zustürmte, wobei ich mich auf seinen Arm
    konzentrierte. Was der andere Kerl machte, war mir 430
    vorerst egal. Die Hauptgefahr ging von diesem hier aus.
    Ich bekam sein erhobenes Handgelenk mit der rechten Hand zu fassen, bewegte mich weiter und riss seinen Körper, dessen eigener Schwung mir dabei half, nach links. Als ich mit der linken Hand nachhalf, kehrte er mir den Rücken zu, während ich ihn zu den WC-Kabinen
    stieß. Wir stolperten in eine der Kabinen, deren dünne Sperrholzwände laut schepperten, als wir in dem
    beengten Raum miteinander rangen. Er ging vor der Kloschüssel auf die Knie. Der Klosettsitz fehlte; er war vermutlich schon vor Jahren abmontiert und mit
    heimgenommen worden.
    Ich hielt weiter sein rechtes Handgelenk umklammert, während ich ihm auf den Rücken sprang und mit beiden Knien seinen Hinterkopf traf. Lange durfte ich mich nicht mit ihm aufhalten; schließlich hatte ich’s hier mit zwei Kerlen zu tun. Ich hörte das Knacken eingeschlagener Zähne und spürte, wie sein Unterkiefer unter meinem Gewicht nachgab, während der Mann unter mir einen erstickten, fast kindlich klingenden Schrei ausstieß.
    Das Messer fiel ihm aus der Hand. Meine rechte Hand tastete auf dem Fußboden danach und bekam es zu
    fassen. Aber das Ding war kein Messer, sondern ein Autojet, eine amerikanische Marke. Ich kannte das Gerät und wusste, wie es funktionierte.
    Ich hielt die automatische Injektionsspritze so in meiner rechten Hand, dass vier Finger den Zylinder von der Dicke eines breiten Markierstifts umfassten, während mein Daumen auf dem Auslöseknopf lag, um den Typ in grünem GoreTex, das ich hinter mir rascheln hörte, 431
    abwehren zu können.
    Zu spät; der Kerl war schon über mir. Auch er hielt einen Autojet in der Hand. Ich spürte, wie die Nadel in meine Haut eindrang und den Inhalt der Spritze in meine linke Pobacke entleerte; das fühlte sich an, als wachse unter meiner Haut ein Golfball heran.
    Ich schoss hoch, warf mich mit meinem ganzen
    Gewicht nach hinten gegen seinen Körper und stieß ihn rückwärts gegen die Urinale. Das Schlingern der in schwerer See stampfenden Fähre ließ uns beide torkeln.
    Als wir gegen die Porzellanbecken knallten, fingen seine Fäuste an, von hinten die Seiten meines Gesichts zu bearbeiten, während ich ihn eingeklemmt festhielt. Er biss mich sogar in den Hinterkopf, aber davon spürte ich nicht viel. Der Autojet begann schon zu wirken:
    Herzrasen, trockener Mund, verschwommenes Sehen.
    Bestimmt war er mit einer Mischung aus Scopolamin und Morphium gefüllt gewesen, die nach der Injektion einen als Dämmerschlaf bezeichneten Zustand hervorrief; dieses früher in der Geburtshilfe verwendete
    Beruhigungsmittel galt längst als viel zu gefährlich –
    außer bei den britischen und amerikanischen
    Geheimdiensten, die sich wenig um die Rechte von
    Patienten kümmerten. Ich hatte Zielpersonen schon mehrmals dieses Zeug verpasst, um sie leichter in ihre

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