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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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linken Fahrspur, wo wir im
    festgefahrenen Schnee keine Spuren hinterließen, und gingen langsam um die Kurve. Ich hörte nichts außer dem Rauschen des Windes in den Kiefernwipfeln hoch über uns, das leise Knirschen von Toms Schritten hinter mir und das allmählich lauter werdende Brummen des Stromaggregats. Ich sah zum Himmel auf. Scheiß drauf, mir war’s jetzt egal, ob es zu schneien begann oder nicht
    – ich war ganz auf das Unternehmen konzentriert. Selbst Nase und Ohren fühlten sich weniger kalt an als letzte Nacht. Das Wetter konnte ich so wenig ändern wie die Auftragsbedingungen, auf die ich mich eingelassen hatte: Die Sache musste heute Nacht klappen, denn ich
    brauchte das Geld dringend.
    Kurz bevor wir das Haus direkt vor uns hatten, blieb ich erneut stehen, horchte, sah mich gründlich um und ging dann acht oder neun Schritte weiter. Meine
    Nachtsichtfähigkeit war jetzt voll entwickelt. Ich hatte Tom erklärt, wie er Gegenstände bei Nacht fixieren 303
    musste – dicht darüber oder darunter, um sie schärfer hervortreten zu lassen – und was er tun konnte, um sich seine Nachtsichtfähigkeit zu bewahren. Ihm die Gründe dafür zu erläutern, wäre Zeitverschwendung gewesen; er brauchte nur zu wissen, was er tun sollte.
    Soviel aus der Entfernung zu erkennen war, schien nirgends im Haus Licht zu brennen, und ich sah auch keine anderen Anzeichen dafür, dass noch jemand wach und auf den Beinen war. Trotzdem dachte ich nicht daran, jetzt einfach ans Tor vorzupreschen. Stattdessen blieb ich alle paar Schritte stehen, sah mich nach Tom um und machte ihm mit hochgerecktem Daumen ein
    Zeichen, das er mit einem Nicken quittierte. Das alles tat ich in erster Linie seinetwillen; ich wollte, dass er sich besser fühlte, weil er wusste, dass jemand sich um ihn kümmerte.
    Wir waren noch einige Meter von dem abgeholzten
    Streifen zwischen Waldrand und Zaun entfernt, als ich nochmals Halt machte, um zu horchen. Zwei Schritte hinter mir folgte Tom meinem Beispiel. Falls jemand vom Haus aus das Vorfeld mit einem Nachtsichtgerät überwachte, würden wir das sehr bald erfahren. Dagegen ließ sich nichts tun; wir konnten das Haus nur auf diesem Weg erreichen.
    Ich drehte den Kopf so zur Seite, dass mein rechtes Ohr aufs Haus gerichtet war, und versuchte noch etwas genauer zu horchen. Während mein Gehör sich bemühte, die Windgeräusche auszublenden, verdrehte ich die Augen weit nach rechts, um gleichzeitig das Haus
    beobachten zu können. Tom musste den Eindruck haben, 304
    ich wollte eine Pantomime vorführen.
    Hinter dem linken Fensterladen im Erdgeschoss
    erkannte ich einen Lichtschein, der viel schwächer als gestern Nacht war. Ich konnte ihn nur mit Mühe
    wahrnehmen. Bedeutete er, dass alle im Bett waren –
    oder hockten sie alle gemeinsam vor dem Fernseher?
    Ich hob meine Hand vor Toms Gesicht und bedeutete ihm, er solle hier warten. Dann imitierte ich mit Zeige-und Mittelfinger eine kleine Gehbewegung.
    Als Tom nickte, ging ich ins Dunkel weiter und folgte der Fahrspur bis zum Tor. Sowie ich aus dem Wald trat, war ich dem Wind voll ausgesetzt. Er war jetzt heftig genug, um an meiner Jacke zu zerren, aber nicht stark genug, um mich beim Gehen zu behindern. Auf der
    anderen Seite des Zauns schien sich nicht viel verändert zu haben; sogar der Geländewagen parkte noch an der gleichen Stelle.
    Bei meiner gestrigen Erkundung hatten Tor und Zaun nicht unter Strom gestanden; das hätte ich gemerkt, als ich sie berührte. Sollte das heute Nacht anders sein, würde ich es gleich wissen. Ich zog meinen rechten Handschuh mit den Zähnen ab, streifte den
    Baumwollhandschuh vom Handballen und berührte rasch das Tor, ohne vorher auch nur tief Luft zu holen. Scheiß drauf, ich wollte diesen Test nur hinter mich bringen.
    Stand das Tor unter Strom, würde der Schlag nicht anders ausfallen, nur weil ich gezögert hatte. Während ich meine Handschuhe wieder anzog, begutachtete ich das
    Vorhängeschloss. Es war natürlich eingerastet, aber ich hatte auch nicht erwartet, es offen vorzufinden. Das wäre 305
    einfach zu viel Glück gewesen.
    Ich durfte weder Kette noch Zaun durchschneiden,
    weil das unser Eindringen verraten hätten. Der
    tonnenschwere Bolzenschneider in meinem Rucksack
    sollte uns nur einen Fluchtweg öffnen, falls wir im Haus überrascht wurden – ohne ihn wären wir auf dem
    Gelände innerhalb des Zauns herumgerannt wie Ratten in einem Käfig. Mit heiler Haut aus einem Zielobjekt herauszukommen, war

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