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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Wasserflasche in die Außentasche
    zurückgesteckt hatte, rieb ich mich für den Fall, dass die Moskitos doch eine Lücke in meiner Abwehr entdeckten, nochmals mit Diet ein. Die winzigen Blatt- und
    Rindenstücke an meinen Händen kratzten über mein
    Gesicht und meine Bartstoppeln.
    Ich hockte da, kratzte mir den Rücken, hatte einen
    pelzigen Geschmack im Mund und wünschte mir, ich
    hätte in London dreimal auf den Feuerknopf gedrückt.
    Ungefähr fünfundvierzig langweilige Minuten später
    begann ich einen ersten blassen Lichtstreifen über den Bäumen zu sehen. Der Tag brach trüb an. Für die Vögel war die Morgendämmerung das Signal, ihre Stimmen zu erheben, und jenseits des Hauses weckten die Brüllaffen den Rest des Dschungels auf – nur die Zikaden nicht, die anscheinend nie schliefen.
    Ich begann tiefe Nebelschwaden über dem Schlamm
    der Lichtung und etwas höher darüber eine dunkelgraue, an einigen Stellen fast schwarze Wolkendecke zu
    erkennen. Für mich war es gut, wenn der Himmel
    bewölkt blieb, weil ich dann nicht befürchten musste, das Sonnenlicht könnte vom Objektiv des Zielfernrohrs reflektiert werden.
    Nach weiteren zehn Minuten begann Tageslicht
    durchs Laubdach zu dringen. Ich konnte jetzt meine
    Füße sehen. Es wurde Zeit, den Sprengsatz
    anzubringen.
    417
    Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass die
    Markierungen am Zielfernrohr übereinander standen
    und das Gewehrvisier weiterhin auf vierhundert Meter eingestellt war, nahm ich meinen Rucksack wieder über die Schulter, stellte den Plastikbehälter darauf und machte mich langsam auf den Weg zum Tor. Ich setzte meine Traglast ungefähr zwei Meter davor ab und legte das Gewehr auf den Erdboden, statt es an die Mauer zu lehnen, von der es hätte abrutschen können.
    Ich brauchte nicht lange, um einen Baum zu finden,
    der in Bezug auf Höhe und Belaubung für meinen
    Sprengsatz geeignet war – Bäume gab es hier reichlich.
    Ich zog das Nylonabschleppseil aus der Deckeltasche des Rucksacks, knotete ein Ende um den Tragegriff des
    Plastikbehälters und nahm das andere zwischen die
    Zähne. Von dem Benzingeschmack wurde mir fast
    schlecht, als ich nach oben sah und mir überlegte, wie der von mir ausgewählte Baum sich am besten
    erklettern ließ. Meine Wade klopfte schmerzhaft.
    Meine Kletterei verlief nicht geräuschlos, aber
    manchmal muss man einfach darauf achten, vorwärts zu kommen, und mir kam es darauf an, meine Arbeit zu
    beenden, bevor das ganze Haus auf den Beinen war. In muldenförmigen Blättern gespeichertes Wasser ergoss sich über mich, sodass ich durchnässt war, als ich
    meinen Beobachtungsposten erreichte.
    Immerhin konnte ich von dort aus über die Mauer
    und zum anderen Waldrand halb rechts von mir sehen, an dem noch tiefe Nebelschwaden zwischen den Bäumen hingen. Meine Feuerstellung würde sich irgendwo dort 418
    drüben befinden; der Waldrand war ungefähr
    dreihundert Meter entfernt, und der Plastikbehälter müsste durchs Zielfernrohr leicht zu finden sein. Ich überlegte, ob ich zusätzlich ein großes Blatt als
    Markierung auf die Mauer legen sollte, aber das wäre zu riskant gewesen. Konnte ich es sehen, war es auch für die Insassen eines Autos sichtbar. Ich musste
    voraussetzen, dass sie wachsam waren und bei jedem
    ungewohnten Anblick misstrauisch wurden. Ich würde
    einfach die Augen offen halten und den Behälter finden müssen, sobald ich in Position war.
    Ich war noch dabei, mir zu überlegen, wie ich den
    Sprengsatz befestigen sollte, als ich hörte, wie vor dem Haus ein Automotor ansprang. Ich wandte mich diesem Geräusch zu. Was dort drüben passierte, war nicht zu erkennen. Ich sah keine Scheinwerfer, sondern hörte nur das Schnurren eines Automotors im Leerlauf.
    Ich musste handeln. Unter Umständen war dies meine
    einzige Chance.
    Ich ließ das Abschleppseil über einem Ast hängen und wäre fast aus mehreren Metern Höhe abgestürzt, als ich eilig hinunterkletterte. Ein Adrenalinstoß beflügelte mich, als ich mir mein Gewehr schnappte und damit zum Ende der Mauer zurücklief, während ich in verzweifelter Hast die Plastikfolie abriss, die Markierungen zu
    kontrollieren versuchte und mich unterwegs davon
    überzeugte, dass ich die Bereitschaftsmunition und
    meine Papiere noch hatte.
    Ich sank aufs rechte Knie, zog den Gewehrkolben an
    meine Schulter, sah durchs Zielfernrohr, atmete
    419
    mehrmals tief durch, um meinem Körper vor dem Schuss Sauerstoff zuzuführen, und wischte mit Diet

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