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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Eingang frei zu machen und sich unter die Gäste zu mischen, sobald sie eintrafen. Sie nahmen ihre Champagnergläser mit, schlenderten zu den Knabbersachen hinüber und verschwanden aus meinem Gesichtsfeld. Ich beobachtete weiter die Bogentür.
    Da sie jetzt nicht mehr von Leuten verstellt war, konnte ich sogar halbwegs erkennen, was im Schatten hinter ihr lag. Offenbar eine Cafeteria, die Art Schnellrestaurant, in dem man sich sein Essen selbst auf ein Tablett stellt und am Ende der Theke zahlt. Was für eine Enttäuschung! Ich hatte ein bisschen mehr Prunk erwartet.
    Bald erschien wieder jemand in der Bogentür: eine weitere Frau, die mit dem Handy am Ohr telefonierte. Die Neue trug ein Klemmbrett in ihrer freien Hand; sie trat auf die Terrasse hinaus, klappte ihr Handy zu und sah sich um.
    Die blonde PR-Tante kam wieder in Sicht. Die beiden redeten miteinander, nickten viel und deuteten im Zielgebiet herum, dann verschwanden sie dorthin, wo sie hergekommen waren. Unbehagen überflutete mich. Ich wollte diese Sache zu Ende bringen und meinen Eurostar erreichen.
    »Einer aus dem Team«, hatte der Jasager behauptet.
    Einer aus dem Team? Lachhaft. Die einzigen Dinge, die mir helfen würden, falls hier etwas schief ging, waren meine Sicherheits Vorkehrungen und
    schleunigstes Verschwinden in die Staaten.
    Sekunden später begannen menschliche Gestalten den Raum hinter der Bogentür zu füllen, und wenig später strömten sie ins Zielgebiet hinaus. Hinter ihnen tauchte die Frau mit dem Klemmbrett auf, die sie mit starrem Profilächeln wie Schafe vor sich hertrieb. Sie führte sie zu den Gläsern auf dem Tisch am Eingang — als ob sie die hätten übersehen können. Dann fielen die Bedienungen über sie her wie Fliegen über Scheiße und drängten ihnen Hors d’œuvres von Silbertabletts und noch viel mehr Champagner auf.
    Das südamerikanische Kontingent war leicht zu erkennen — nicht an brauner oder schwarzer Haut, sondern weil die Männer weit besser angezogen waren; sie trugen gut geschnittene Anzüge mit elegant gebundenen Krawatten. Selbst ihre Körpersprache hatte mehr Stil. Die Gruppe bestand überwiegend aus Männern, aber keine der Frauen in ihrer Begleitung hätte in einem Modejournal fehl am Platz gewirkt.
    Klemmbrett tat mir den Gefallen, die Gäste vom Eingang wegzulocken und aufs Zielgebiet zu verteilen.
    Dort vermengten sie sich mit dem Vorauskommando. Wie sich bald zeigte, zogen es alle vor, stehen zu bleiben, statt zu den Bänken hinüberzugehen. Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn sie sich alle wie Schießbudenfiguren in eine Reihe gesetzt hätten, aber das würde nicht passieren. Wir würden uns mit einem beweglichen Ziel abfinden müssen.
    Der Jasager sollte zehn Minuten nach der Hauptgruppe eintreffen. Der Plan sah vor, dass er fünf Minuten lang an der Tür stehen und telefonieren würde, damit wir alle Zeit hatten, seine Anwesenheit zu registrieren. Danach würde er sich unter die Gaste mischen und die Zielperson identifizieren.
    Alle drei Scharfschützen würden jetzt langsam und tief atmen, um ihrem Körper reichlich Sauerstoff zuzuführen. Und sie würden bis zum letzten Augenblick die Windanzeigen kontrollieren, damit sie wussten, ob ihre Zielfernrohre richtig eingestellt waren.
    Mein Herz pumpte jetzt merklich schneller. Aber die Herzen der Scharfschützen würden keinerlei Reaktion zeigen. Hätte man ein EKG gemacht, hätte es wahrscheinlich ausgewiesen, dass sie klinisch tot waren. In ihrer Feuerstellung konnte sie an nichts anderes denken als an diesen einzelnen, alles entscheidenden Schuss.
    Weitere Leute bewegten sich durch mein Gesichtsfeld, dann tauchte der Jasager an der Tür auf. Er war einsfünfundsiebzig groß und enttäuschte mich nicht, indem er den gleichen dunklen, schlecht sitzenden Geschäftsanzug wie die übrigen Briten anhatte.
    Darunter trug er ein weißes Hemd und eine scharlachrote Krawatte, mit der er wie ein Kandidat von Old Labour aussah. Die Krawatte war wichtig, denn sie war sein hauptsächliches Unterscheidungsmerkmal. Die Scharfschützen hatten eine detaillierte
    Personenbeschreibung erhalten, aber er war wegen seines ständig rot anlaufenden Gesichts über einem mit Pickeln übersäten Hals ohnehin unverkennbar.
    An der linken Hand trug er einen Ehering. Ich hatte auf seinem Schreibtisch nie ein Foto von seiner Frau gesehen und wusste nicht, ob er Kinder hatte. Tatsächlich hoffte ich, dass er keine hatte — oder dass sie wenigstens ihrer Mutter ähnlich

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