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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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war die Zündtaste für den Sprengsatz, den ich als Ablenkungsmanöver installiert hatte. Er bestand im Prinzip aus einer Schwarzpulverladung, die mit einem ausreichend starken Knall detonieren würde, um die Aufmerksamkeit Londons zu erregen, ohne Todesopfer zu fordern. Klar, es würde Sachschäden geben, vielleicht auch ein paar Schnittwunden oder Prellungen, aber aller Voraussicht nach keine Toten. Die Schutzkappe hatte ich darüber geklebt, weil ich nicht wollte, dass der Sprengsatz versehentlich hochging. Die rechte Taste lag frei. Über sie würde ich meinen Scharfschützen den Feuerbefehl erteilen.
    Neben der Kunststoffbox hatte ich ein auf einem Ministativ montiertes Fernglas stehen, das aufs Zielgebiet gerichtet war. Ich würde es brauchen, um den Jasager zu beobachten, wenn er sich zwischen den Gästen bewegte und dabei die Zielperson identifizierte.
    Die Lunchbox enthielt eine große, grüne, quadratische Lithiumbatterie und ein Durcheinander aus Drähten und Schaltkreisen. Ich versuchte nie, solche Dinge hübsch sauber und ordentlich anzuordnen; ich wollte nur, dass sie funktionierten. Hinten aus der Box kamen zwei mit Kunststoff überzogene Antennendrähte heraus, die über den Schreibtisch und das Fensterbrett führten, an das ich ihn geschoben hatte, und an der Außenwand des Gebäudes herabhingen. Ich hatte das Schiebefenster bis zu ihnen heruntergezogen, damit möglichst wenig Lärm hereindrang.
    Das lauteste Geräusch im Raum waren meine Atemzüge, die sich beschleunigten, je näher die Geisterstunde kam. Übertönt wurden sie nur gelegentlich von einem entzückten Aufschrei einer Touristin auf der Straße unter mir oder einer besonders durchdringenden Lautsprecheranlage auf dem Fluss.
    Ich konnte nur warten. Ich verschränkte die Arme auf dem Schreibtisch, ließ meinen Kopf auf ihnen ruhen, beobachtete die Lämpchen, die ich jetzt in Augenhöhe vor mir hatte, und versuchte sie zu hypnotisieren, damit sie blinkten.
    Als der Big Ben zwei Uhr schlug, schreckte ich aus meiner Trance auf.
    Ich wusste, dass die Scharfschützen ihre Feuerstellungen erst im letzten Augenblick beziehen würden, um nicht länger als unbedingt nötig exponiert zu sein, aber ich wünschte mir wirklich, diese Lämpchen würden endlich blinken.
    Ungefähr zum millionsten Mal in den letzten zwanzig Minuten drückte ich die nicht abgedeckte Taste, ließ dabei meinen Kopf auf einem Unterarm ruhen und starrte in die Box wie ein Schuljunge, der sich fragt, was seine Mum ihm zum Lunch eingepackt hat. Ein in dem Drahtverhau steckendes weiteres Lämpchen leuchtete zur Kontrolle auf, als ich meine Sendetaste drückte. Ich wünschte mir jetzt, ich hätte ein weiteres Loch in den Deckel gebohrt und die Kontrollleuchte neben den anderen Lämpchen angebracht, aber als ich dieses Gerät gebaut hatte, war mir das zu lästig gewesen. Ich ließ die Taste los und drückte sie nochmals. Wieder leuchtete das Lämpchen auf. Das Gerät funktionierte. Aber was war mit den drei anderen, die ich für die Scharfschützen gebaut hatte? Das würde ich einfach abwarten müssen.
    Ebenfalls zum millionsten Mal stellte ich mir die Frage, weshalb ich zu solchen Aufträgen nicht einfach Nein sagen konnte. Abgesehen davon, dass ich im Kopf nicht ganz richtig war, lautete die Antwort wie immer: Weil dies das Einzige war, was ich konnte. Das wusste ich; das wusste die Firma. Und sie wusste auch, dass ich schon wieder mal in verzweifelten Geldnöten steckte.
    War ich mir gegenüber ehrlich, was keine leichte Sache war, gab es einen weiteren, viel tiefer gehenden Grund. Ich setzte mich auf, um die drei Lämpchen auf der Oberseite sehen zu können, und atmete tief durch. In Kellys Therapie, an der ich teilnahm, hatte ich einiges dazugelernt.
    Schon in der Schule hatte ich den verzweifelten Drang gespürt, irgendwo dazuzugehören — ob das nun die Schnitzgruppe oder eine Jugendbande war, die jüdischen Mitschülern ihr Geld fürs Mittagessen abnahm, das sie in Taschentücher eingewickelt trugen, damit wir es nicht klimpern hören konnten, während sie an uns vorbeigingen. Aber das hatte nie funktioniert. Dieses Gefühl, irgendwo dazuzugehören, hatte sich nur in der Army eingestellt. Und jetzt? Ich schien mich
    einfach nicht von diesem Drang befreien zu können.
    Endlich! Das mittlere Lämpchen, das von Scharfschütze 2, leuchtete in Sekundenabständen fünfmal für je eine Sekunde auf
    Ich legte meinen Daumen auf die Taste, vergewisserte mich blitzschnell, dass ich

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