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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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auf das Riesenrad London Eye und die Brücken auf beiden Seiten des Parlamentsgebäudes aufmerksam machte.
    Die Zielperson war ein Halbchinese — aber was mich wirklich verblüffte, war die Tatsache, dass es sich um einen Jungen von sechzehn oder höchstens siebzehn Jahren handelte. Er trug einen modischen Blazer mit weißem Hemd und blauer Krawatte und sah wie ein Junge aus, den jedes Elternpaar sich als Freund seiner Tochter gewünscht hätte. Er schien bester Laune zu sein, wirkte sogar überschwänglich, grinste jeden an und beteiligte sich erneut an der Unterhaltung, als der Jasager und er sich wieder zu der Gruppe umdrehten.
    Ich hatte das Gefühl, noch tiefer in der Scheiße zu sitzen, als ich bisher gedacht hatte.

 
4
    Ich zwang mich dazu, wieder an meinen Job zu denken. Scheiß drauf, Sorgen über das alles konnte ich mir auf dem Flug in die Staaten machen.
    Die Unterhaltung auf der Terrasse ging weiter, als der Jasager sich von der Gruppe verabschiedete, einer anderen zuwinkte und aus meinem Gesichtsfeld verschwand. Er würde noch nicht gehen — das hätte verdächtig gewirkt —, aber er wollte natürlich nicht in der Nähe des Jungen sein, wenn er erschossen wurde.
    Sekunden später leuchteten unter mir drei Lämpchen auf. Die Scharfschützen warteten darauf, dass ich ihnen mit drei leisen Summtönen den Feuerbefehl erteilte.
    Irgendwie kam mir das nicht richtig vor, aber ich handelte völlig automatisch. Ich schnippte den Rasierschaumdeckel von der Box und legte beide Daumen auf die Sendetasten.
    Als ich sie gerade drücken wollte, erloschen binnen einer Zehntelsekunde alle drei Signalleuchten.
    Ich sah wieder durchs Fernglas, nur mit dem rechten Auge, und ließ meine Daumen auf den Sendetasten. Die Gruppe mit dem Jungen bewegte sich geschlossen von links nach rechts. Ich hätte mich auf die Lämpchen konzentrieren müssen, aber ich wollte sehen, was dort drüben vorging. Der Chinese hatte dem Jungen — der offenbar sein Sohn war — einen Arm um die Schultern gelegt, während sie sich einer kleineren Gruppe von Südamerikanern näherten, die sich über einen Tisch mit Essen hermachten.
    Eine Signalleuchte flammte auf: Scharfschütze Drei traute sich zu, sein Ziel zu treffen, indem er leicht vorhielt, sodass der Junge beim nächsten Schritt in die Schussbahn hineingehen würde.
    Das Lämpchen brannte weiter, als sie an dem Tisch bei der anderen Gruppe von Südamerikanern stehen blieben, die sich mit Pasteten voll stopften.
    Signalleuchte drei erlosch wieder.
    Ich wurde plötzlich von Zweifeln befallen, wusste selbst nicht, warum, und versuchte mich wieder in den Griff zu bekommen. Was kümmert mich der Junge? Wäre es darum gegangen, wer von uns beiden überleben sollte — er oder ich —, hätte ich keine Sekunde gezögert. Was in meinem Kopf vorging, war höchst unprofessionell und völlig lächerlich.
    Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. Machte ich mit diesem Scheiß weiter, würde ich irgendwann Bäume umarmen und als Freiwilliger bei Oxfam arbeiten.
    Ich hätte mich einzig und allein auf die Box konzentrieren sollen. Was sich drüben auf der Terrasse abspielte, ging mich nichts mehr an — aber ich konnte einfach nicht anders: Ich beobachtete den Jungen weiter durch das Fernglas.
    Das Lämpchen von Scharfschütze Zwei leuchtete auf. Vermutlich hatte sie sein Ohrläppchen im Visier.
    Dann drängte der Junge sich durch die Menge und trat an den Tisch. Er fing an, sich einen Teller voll zu laden, und sah sich dabei nach seinem Vater um, als überlege er, ob er ihm etwas mitbringen sollte.
    Jetzt brannten alle drei Signalleuchten. Wie denn auch nicht?
    Ich beobachtete, wie er das Zeug auf den Silbertabletts begutachtete, nach einem Kanapee griff und es dann lieber doch nicht nahm. Ich studierte sein glänzendes junges Gesicht, während er sich fragte, was am besten zu seiner halb ausgetrunkenen Cola passen würde.
    Alle drei Lämpchen brannten, während ich durchs Fernglas starrte. Der Junge war exponiert, als er sich jetzt mit Erdnüssen voll stopfte.
    Los, mach schon! Sieh zu, dass du diesen Scheßjob hinter dich bringst!
    Ich konnte es nicht glauben. Meine Daumen verweigerten mir einfach den Dienst.
    In diesem Augenblick beschloss ich, den Anschlag platzen zu lassen und eine stichhaltige Begründung dafür zu finden. Ich konnte nicht anders.
    Keiner der Scharfschützen wusste, wer das Ziel außer ihm erfasst hatte, und wir würden uns nicht morgen früh beim Kaffee zusammensetzen, um

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