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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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klappte seine Klinge heraus und stach ihm mit der Spitze in die Zunge. Keine Reaktion. Das Ende war nur noch eine Frage der Zeit.
     

 
15
    Mittwoch, 6. September
    Der Tote ist Kevm, Kellys Vater. Er hegt im Wohnzimmer auf dem Fußboden, seine Augen glasig und blicklos, sein Schädel mit dem Baseballschläger aus Aluminium eingeschlagen, der neben ihm liegt.
    Ich sehe Blut auf der Glasplatte des Couchtischs und dem hochflorigen Teppichboden, sogar auf den Verandafenstern. Ich setze einen Fuß auf die unterste Stufe der Treppe. Der Treppenläufer dämpft meine Schritte, aber ich komme mir trotzdem vor wie auf dünnem Eis, als ich eine Stufe nach der anderen vorsichtig teste, ob sie nicht knarrt, stets nur an der Innenkante auf trete und mich langsam und präzise nach oben vorarbeite. Schweiß läuft mir übers Gesicht. Ich mache mir Sorgen, ob dort oben jemand lauert, um über mich herzifallen.
    Ich erreiche den Treppenabsatz, ziele mit meiner Pistole über meinen Kopf, stütze mich mit einer Hand an der Wand ab und schiebe mich Stufe für Stufe weiter nach oben ...
    Im Erdgeschoss beendet die Waschmaschine rumpelnd ihren abschließenden Schleudergang; aus dem Küchenradio kommt weiter kuschelweiche Rockmusik.
    Als ich mich Kevins und Marshas Zimmer nähere, sehe ich, dass die Tür einen Spaltweit offen steht, und nehme einen schwach kupfrigen Geruch wahr ... Ich rieche auch Scheße, mir wird fast schlecht, ich weiß, dass ich dort hineinmuss.
    Marsha: Sie kniet vor dem Bett, auf dem ihr Oberkörper mit ausgebreiteten Armen liegt, und die Tagesdecke ist mit ihrem Blut getränkt:.
    Ich zwinge mich dazu, sie zu ignorieren, und gehe ins Bad weiter. Die fünfjährige Aida liegt mit beinahe abgetrenntem Kopf auf den Fliesen; ich kann sehen, dass die Halswirbel ihn gerade noch halten.
    Peng, ich torkle rückwärts gegen die Wand und sacke zu Boden. Überall ist Blut; ich bekomme es aufs Hemd, an meine Hände, ich sitze in einer Blutlache, Blut tränkt meinen Hosenboden. Über mir zersplittert Holz mit lautem Krachen ... ich lasse meine Pistole fallen, rolle mich zusammen und bedecke meinen Kopf schützend mit den Händen. Wo ist Kelly? Verdammt, wo steckt Kelly?
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    Ich hörte das Knacken abbrechender Äste, dann folgte ganz in meiner Nähe ein dumpfer Schlag, der den Dschungelboden unter mir erzittern ließ — kein Wunder, wenn ein zwei Tonnen schwerer abgestorbener Baum den Willen verlor, sich weiter aufrecht zu halten.
    Sein Fall jagte nicht nur mir, sondern auch den Vögeln in den Zweigen hoch über mir einen Schrecken ein. Ich hörte ein Kreischen und die langsamen, schweren Schläge großer Flügel, die ihre Besitzer schleunigst in Sicherheit brachten.
    Der umstürzende Baum hatte mich mit fünfzehn oder zwanzig Liter Regenwasser aus dem Laubdach überschüttet. Ich wischte mir das Wasser aus dem Gesicht und stand mühsam auf. Scheiße, die Albträume werden immer schlimmer. Ich habe sie noch nie im Einsatz gehabt — und ich habe noch nie von Kevin und seiner Familie geträumt. Das muss daher kommen, dass ich total erledigt bin, dass ich mich total ausgepumpt fühle ...
    Ich strich mir die Haare aus der Stirn und riss mich zusammen. Total erledigt? Na und? Mach einfach weiter. Denk an deinen Auftrag; halt dich nicht mit solchem Scheiß auf. Du weißt, wo sie ist, sie ist in Sicherheit, tu also deine Arbeit und sorg dafür, dass ihr weiterhin nichts zustößt.
    Abbrechende Äste und umstürzende Bäume waren im Dschungel ein ständiges Problem, und die Kontrolle, ob der ausgewählte Schlafplatz vor ihnen sicher war, war ein übliches Verfahren, das ernst genommen wurde. Ich vertrieb mir die Zeit damit, meinen eingeschlafenen, fast gefühllosen Beinen etwas Bewegung zu verschaffen. Sie begannen wieder einmal zu kribbeln. Bitte nicht hier, nicht jetzt.
    Die Baby-G zeigte 2.23 Uhr an. In gut einer halben Stunde musste Aaron kommen.
    Seit ich hier war, regnete es nicht mehr, aber gelegentlich löste sich ein Eimer voll Wasser aus dem Blätterdach und plätscherte auf dem Weg nach unten übers Laub. Ich hockte nun fast sechs Stunden auf dem Dschungelboden. Das war nicht besser, als eine Nacht lang mit dem auskommen zu müssen, was man in den Koppeltaschen mitführte: keine Hängematte, um nicht auf dem Boden liegen zu müssen, keinen Poncho als Regenschutz, sondern nur Munition, Verpflegung für vierundzwanzig Stunden, Wasser und Verbandmaterial. Aber ich hatte nicht einmal das. Nur

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