Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
Container links neben dem mit der Coladose hinüber und tastete darunter nach dem
zerbrochenen Ziegel, der dort liegen musste, wenn eine Nachricht für mich da war. Bingo! Ich zog den Ziegel heraus, der viel leichter als ein gewöhnlicher Ziegel war, und nahm auch die Coladose mit.
Ich setzte mich wieder ans Steuer, wendete und fuhr die gleiche Straße zurück, um dieses Gebiet möglichst schnell zu verlassen. Sobald ich wieder an der
Hauptstraße war, bog ich links nach BSM ab und ließ das Kriegsschiff, das die gesamte Bucht erhellte, hinter mir zurück. In der Parkbucht hinter dem Beobachtungspunkt stellte ich den Motor des Wagens ab, holte meinen Leatherman heraus und machte mich mit der Zange über den halben Ziegel her.
Jemand hatte ihn in der Mitte ausgehöhlt und die
Öffnung mit Gips verschlossen. Ich zog die in
Schrumpffolie verpackte kleine Papprolle heraus und wickelte sie aus, während ich mir gleichzeitig den Gips von der Kleidung wischte. Die Rolle enthielt ein eng bedrucktes Blatt Papier im Format A5. Ich öffnete das Handschuhfach und legte das Blatt aufs Getränketablett.
Der Text enthielt keine Anrede, sondern nur die Message.
George wusste von der Verbindung zwischen Fettkloß und Lockenkopf. Darüber hinaus schien die französische Polizei die Neunter Mai gut zu kennen. Sie vermutete, die Jacht habe schon mehrmals Heroin von der Riviera zu den Kanalinseln gebracht.
Lockenkopf hieß in Wirklichkeit Jonathan Tynan-
Ramsay und stammte von der Insel Guernsey. Sein
richtiger Name war mir scheißegal; für mich würde er Lockenkopf bleiben. Er war wegen kleinerer
Drogenvergehen vorbestraft und hatte sich gerichtlich angeordneten Drogentherapien unterziehen müssen, die er jedoch alle abgebrochen hatte. In England hatte er wegen seiner Beteiligung an einem Pädophilenring eine fünfjährige Gefängnisstrafe abgesessen, und er hatte das Land verlassen, nachdem er auf die Liste überführter Sexualverbrecher gesetzt worden war. Seit nunmehr vier Jahren lebte er in Südfrankreich. Fettkloß und er gehörten beide mehreren Clubs an. Das waren Clubs von der Art, die Hubba-Hubba am liebsten in die Luft gejagt hätte.
George schloss mit einer Warnung. Die hiesige Polizei interessierte sich für die Neunter Mai , seit sie wieder unterwegs war; vor drei Tagen war sie zuletzt in
Marseille gesehen worden. Die Polizei wusste nicht, was dort passiert war – George vermutete, sie habe die aus Algerien kommenden Romeos von der Fähre abgeholt –, aber sie behielt die Jacht im Auge, um zu sehen, wo sie als Nächstes aufkreuzen würde. Eine
Routineüberwachung, schrieb George; trotzdem sollten wir vorsichtig sein.
Ich zerriss das Blatt in kleine Papierschnitzel, steckte sie in den Mund und begann zu kauen. Dabei fragte ich mich, warum zum Teufel George mir das alles nicht schon vorher erzählt hatte. Gelegenheit dazu hätte er reichlich gehabt.
38
SAMSTAG, 24. NOVEMBER, 1.38 UHR
Bei meiner Kontrollfahrt kam ich an Loftis Position auf dem Hotelparkplatz vorbei, ohne etwas Verdächtiges zu sehen. Unter und vor mir lag die Marina, in der noch ziemlich viele Jachten beleuchtet waren. Auch als ich die Einfahrt erreichte, war nichts zu sehen, das Besorgnis hätte erregen können: kein in der Nähe der Bushaltstellen geparktes Fahrzeug, keine umherschleichenden finsteren Gestalten. Ich fuhr zur Parkbucht hinter meiner
Beobachtungsstelle zurück. Sie war leer; Hubba-Hubbas Wagen war nirgends zu sehen. Gut gemacht: Er hatte an die Dritten gedacht, hatte seinen Fiat anderswo abgestellt und war zu Fuß zurückgekommen, um meinen Renault
zu holen.
Bisher wirkte alles ganz normal – was überhaupt
nichts zu bedeuten hatte.
Ein Auto kam mir in schneller Fahrt entgegen. Der Fahrer vergaß abzublenden, fuhr an mir vorbei und raste weiter. Ich folgte der Küstenstraße in Richtung Monaco, weil ich für den Fall, dass der Campingbus wieder da war, nicht hinter der Beobachtungsstelle parken wollte; das hätte um diese Zeit am frühen Morgen auffallen können. Der beleuchtete Jachthafen verschwand aus meinem Rückspiegel, als ich die erste Kurve nahm und ins Dunkel weiterfuhr. In einer Parkbucht standen acht oder neun Autos parallel zur Straße. Abgesehen von Hubba-Hubbas Scudo gehörten sie vermutlich zu der kleinen Gruppe von Häusern, die sich auf der
gegenüberliegenden Straßenseite den Hang hinaufzog.
Ich parkte am Ende der Linie.
Ich stieg aus, kontrollierte meine Bauchtasche und schob den Hammer der
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