Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
können. Aus ihrer Sicht war der gestrige Tag ein voller Erfolg.«
Lofti schaltete einen Gang herunter, um eine Steigung zu überwinden.
»Also, passt auf. Vielleicht hat die Sache mit der Alarmanlage und der Polizei sie verschreckt. Vielleicht hat Fettkloß Unrecht, vielleicht wechseln sie jeden Tag den Hafen … vielleicht liegt sie noch immer dort unten
…«
Inzwischen war ich wieder zu Atem gekommen. Ich
tupfte die Platzwunde vorsichtig ab, wühlte in dem Badetuch herum und brachte eine Flasche Mineralwasser zum Vorschein, aus der ich trank, bevor ich mit etwas Wasser Hände und Gesicht ganz säuberte. »Vielleicht haben sie uns entdeckt, sind abgehauen und hoffen nun, uns bei den beiden nächsten Touren abschütteln zu können. Eventuell bereiten sie für den Fall, dass wir sie wieder aufspüren, sogar einen Hinterhalt vor.«
Die beiden ersten Möglichkeiten wären mir weit lieber gewesen. Auf Loftis Gesicht stand ein nachdenklicher Ausdruck, während er sich auf die Straße konzentrierte.
»Wählen wir sofort die Nummer des Piepsers, können wir sie vielleicht daran hindern, Algerien zu erreichen.
Aber was ist, wenn sie noch hier sind? Dann fahren wir nicht nur unser Unternehmen an die Wand, sondern
bringen vielleicht auch Unbeteiligte um – und das ist etwas, das wir durch unseren Einsatz verhindern sollen.
Deshalb finde ich, wir sollten die Polizei vergessen, wir sollten das verschwundene Boot vergessen. Mit solchen Dingen werden wir fertig. Wir sind wegen der
Hawallada hier, stimmt’s? Einer ist weg, zwei sind noch übrig.«
Ich lehnte mich zurück. »Hört zu, wir sitzen in der Scheiße, und im Augenblick erscheint mir eine Kontrolle der Jachthäfen als beste Methode, um da wieder
rauszukommen. Was denkt ihr?«
Es hatte keinen Zweck, ihnen einfach vorzuschreiben, was meiner Ansicht nach geschehen sollte. Den Diktator zu spielen führt unweigerlich dazu, dass irgendwann alles schief geht. Leute, auf die man angewiesen ist, muss man überzeugen. Die Brüder wechselten einen Blick,
murmelten auf Arabisch miteinander und nickten dann beide.
»Ich war schon bei den Recyclingtonnen und habe
weitere Informationen über diesen Kerl, den ich am Mittwochabend mit Fettkloß und gestern Abend auf der Jacht gesehen habe. Die Neunter Mai gehört ihm. Er ist ein kleiner Dealer und ein weiterer gottverdammter Pädophiler. Fettkloß und er sind alte Kumpel.«
Ich hörte die beiden schwer und zornig atmen.
»Ich weiß, wie euch zumute ist, aber davon müsst ihr euch frei machen, sonst können wir unseren Auftrag nicht ausführen. Denkt daran, wozu wir hier sind. Wir müssen die Jacht finden. Haben wir sie, haben wir die Hawallada . Darauf müssen wir uns konzentrieren.«
Diese Ermahnung ließ ich einen Moment so stehen,
was mir Zeit zum Nachdenken verschaffte. Einen
richtigen Plan gab es eigentlich nicht: Es handelte sich nur darum, herumzufahren und die Jacht zu finden.
Gelang das nicht, mussten wir den Kerlen morgen in Cannes und Nizza auflauern, wo sie hoffentlich wie angekündigt aufkreuzen würden.
»Okay, jeder von uns muss die Marinas in seinem
Sektor kontrollieren. Ich erkundige mich inzwischen mal, was Fettkloß weiß. Um sechs Uhr treffen wir uns auf dem Parkplatz, auf dem Hubba-Hubba steht, wenn ich in der Beobachtungsstelle bin. Ich möchte, dass wir uns noch bei Dunkelheit treffen, damit wir – falls jemand die Neunter Mai entdeckt hat – noch vor Tagesanbruch eine neue Beobachtungsstelle einrichten und die Romeos überwachen können.«
Sie nickten.
»Schafft einer von uns es aus irgendeinem Grund
nicht, zu diesem Treff zu kommen, müssen die beiden anderen selbstständig weitermachen.«
Ich sprach rasch weiter, erläuterte ihnen meinen
improvisierten Alternativplan.
»Wer’s heute Morgen nicht zu diesem Treff schafft, überwacht die Adresse in Nizza. Seht zu, ob ihr
jemanden über Funk erreichen könnt. Meldet sich keiner, habt ihr Pech gehabt. Unabhängig davon, ob wir
inzwischen schon einen weiteren Hawallada abgeliefert haben, treffen wir uns morgen um zwölf Uhr dreißig alle auf dem bewussten Parkplatz. Finden wir die Jacht nicht, können wir nur die Adressen in Cannes und Nizza
überwachen und darauf hoffen, dass die Kerle dort aufkreuzen. Das tun wir zwei Tage lang, und wenn sie nicht kommen, war’s das dann – wir haben Scheiße
gebaut. Noch Fragen?«
Lofti hob den rechten Zeigefinger. »Was ist, wenn es nur einem von uns gelingt, zu diesem Morgentreff zu
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