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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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kaltem
    Zigarettenrauch überwältigend war. Er stand vollständig bekleidet neben dem Couchtisch und nahm nervöse
    Schlucke aus einer kleinen Flasche Evian. Auf dem Tisch lag eine gebrauchte Spritze neben einer Folienpackung mit länglichen Filmtabletten.
    Sein Haar war fettig wie immer, aber heute stand es in sämtliche Richtungen zu Berge. Sein rot gestreiftes Hemd war verknittert und hing ihm hinten aus der Hose.
    Der als Kopfkissen zerknautschte Kaschmirpullover auf dem Sofa bewies, dass Fettkloß hier geschlafen hatte.
    »Ist außer Ihnen jemand hier?«
    »Nein. Was wollen Sie schon wieder? Ich habe Ihnen alles erzählt –«

    Ich berührte seine Lippen mit der Pistolenmündung.
    »Maul halten!« Ich nickte zu der Tür hinüber, die das Wohnzimmer von dem kleinen Gang mit Bad und
    Schlafzimmer trennte, ging dann rückwärts und drückte die Wohnungstür mit dem Hintern zu. »Los! Sie wissen, was Sie zu tun haben.«
    »Hier ist niemand, das habe ich Ihnen schon gesagt.
    Wozu sollte ich Sie belügen? Wozu?«
    Er hob die Hände, als ergebe er sich, und schwankte dabei sichtbar.
    »Tun Sie’s einfach.«
    Nach zwei Anläufen gelang es ihm, den Verschluss auf die Mineralwasserflasche zu drehen; er warf sie aufs Sofa und ging nach nebenan. Ich folgte ihm mit etwas
    Abstand, überzeugte mich davon, dass nirgends jemand lauerte. In seiner Wohnung hatte sich nicht viel verändert
    – überall sah es beschissen aus. Als wir ins Wohnzimmer zurückkamen, ließ er sich aufs Sofa fallen und sackte gegen die Rückenkissen.
    »Wo ist die Neunter Mai ?«
    Er hatte Mühe, meine Frage zu begreifen. »Sie liegt dort, wo ich gesagt habe.«
    »Nein, das tut sie nicht. Sie war gestern da, aber jetzt nicht mehr. Wohin ist Jonathan mit dem Boot gefahren?«
    Nun wirkte er erst recht verwirrt. »Wer? Ich verstehe nicht, was Sie –«
    »Ich rede von Jonathan Tynan-Ramsay. Ich weiß alles über ihn, was er macht, was er früher gemacht hat, mit wem er’s gemacht hat. Ich habe ihn am Mittwochabend sogar mit Ihnen gesehen. Vor dem Fiancée du desert in Juan-les-Pins, erinnern Sie sich?«
    Ich bückte mich nach den Polaroidfotos, die in dem Wandregal gehangen hatten, aber sie blieben
    verschwunden.
    Ich richtete mich wieder auf. »Hören Sie mir
    überhaupt zu?« Ich hob sein Kinn mit einer Hand hoch und konnte ihm nun endlich in die Augen sehen. »Ich habe keine Zeit, hier herumzuhängen. Sagen Sie mir, wo die Neunter Mai ist.«
    Fettkloß wirkte ehrlich verwirrt und sehr besorgt, als er in die Kissen zurücksank. »Das … das verstehe ich nicht«, murmelte er. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden. Er sollte –«
    »Die Sache ist ganz einfach«, unterbrach ich ihn. »Die Neunter Mai hat Beaulieu-sur-Mer verlassen, und ich will wissen, wohin sie gefahren ist. Zurück nach Marseille?«
    Er sollte merken, dass ich weit mehr wusste, als er vielleicht gedacht hatte.
    Ich durfte keine Zeit mehr verlieren. Hier vergeudete ich wertvolle Minuten. Ich ging in die Küche und
    benutzte die Pistolenmündung dazu, um Schubladen
    aufzuziehen und darin herumzustochern. Dann kam ich mit einem scharfen Brotmesser mit Kunststoffgriff ins Wohnzimmer zurück. Als er das Messer sah, drückte er sich noch tiefer in die Polster. Ich merkte, dass er mir jetzt viel aufmerksamer zuhörte.
    »Ich frage Sie noch mal: Wo ist die Jacht?«
    Fettkloß zögerte, dann begann er zu stottern. »Das weiß ich nicht … sie sollte im Hafen liegen. Sie ist nicht nach Marseille unterwegs, das war nur, um die beiden Kerle von der Fähre aus Algier abzuholen. Nein, nein …
    Beaulieu-sur-Mer … dort sollte sie …« Er rieb sich jetzt mit beiden Händen das Gesicht, beugte sich nach vorn und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Sie müsste dort sein, ich …«
    Ich versuchte gar nicht erst, Blickkontakt mit ihm aufzunehmen, sondern stieß ihn in die Polster zurück und hielt ihm das Messer unter die Nase. Er musste es deutlich sehen können.
    »Hören Sie mir jetzt gut zu. Wissen Sie nicht, wo sie ist, sind Sie für mich wertlos. Wie wichtig Sie für andere Leute zu sein glauben, ist mir scheißegal. Mir bedeuten Sie absolut nichts, und mir wär’s lieber, Sie wären tot, statt allen möglichen Leuten von mir erzählen zu können.
    Falls Sie bei Ihrem Drogenkonsum überhaupt lange
    genug leben.«
    Sein glasiger Blick glitt über die Spritze und die Pillen hinweg. »Bitte, ich weiß wirklich nichts. Die Jacht sollte im Hafen liegen. Sie war schließlich schon da.

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