Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
Oberlichter auf und schüttelte den Kopf, als er zurückkam. Er starrte zu Hubba-Hubba hinunter, dann konzentrierte er sich auf Spitzbart.
»Er spricht mit einer Frau«, flüsterte er. »Er sagt, dass er heute später heimkommt, weil er noch zu arbeiten hat.«
Im nächsten Augenblick schien irgendwo ein Schalter betätigt worden zu sein: Das Handy wurde wieder eingesteckt, und Spitzbart ging mit großen Schritten zur Montagegrube zurück. Sein Lächeln war verschwunden.
Die beiden Romeos lagen auf den Knien, flehten ihn verzweifelt auf Arabisch an. Ich sah zu Lofti hinüber. »Was sagen sie?«
Er legte sein Ohr an die Stelle, wo eine Scheibe fehlte, hielt sich das andere mit dem Daumen zu, als eine Verkehrsmaschine über uns hinwegflog, und runzelte vor lauter Konzentration die Stirn. Während ich auf seine
Antwort wartete, steckte ich die Browning hinten in meine Jeans und schob die Bauchtasche nach hinten, bevor ich mich wieder aufs Bitumen sinken ließ. Das machte allerdings nicht viel Unterschied, denn ich war bereits über und über mit dem schwarzen Zeug bedeckt. Ich kam mir vor, als wäre ich durch heißen Vulkanschlamm gekrochen.
»Die beiden wissen nicht, wer mein Bruder ist. Sie haben ihn noch nie gesehen.«
Ich beobachtete, wie Spitzbart sich eine Zigarette anzündete, während er finster die beiden Männer anstarrte und dabei einen Tabakkrümel von seiner Unterlippe entfernte.
»Sie sagen, dass sie nur hier sind, um an drei verschiedenen Orten Geld abzuholen. Einmal gestern, zweimal heute. Sie kapieren nicht, was hier passiert. Sie wissen lediglich, wo sie das Geld in Empfang nehmen sollen.«
Lofti hatte den gleichen Gedanken wie ich. »Nick, heute wollten sie zweimal kassieren?«
Scheiße! Ich sah zu ihm hinüber, dann wieder auf Spitzbart hinunter, der eine Hand ausstreckte, als der Mercedesfahrer ihm Hubba-Hubbas gelbes Sony brachte. Er hielt es an seine Lippen und sagte hämisch lächelnd: »Bonjour, bonjour, bonjour!«
Er schnippte seine nur halb gerauchte Zigarette in die Grube, beugte sich zu Hubba-Hubba hinunter und brüllte Fragen. Der Ägypter ließ jedoch keine Reaktion erkennen. »Er will wissen, mit wem er über Funk gesprochen hat.« Lofti wischte sich Schweiß von der
Stirn. »Er will wissen, wer wir sind, wo wir sind, was wir tun.« Dann lächelte Lofti seltsamerweise. Er sah mir ins Gesicht. »Er sagt kein Wort, Nick. Weil er weiß, dass ich komme.«
Hubba-Hubba starrte weiter den Boden der Grube an, ohne zu reagieren. Vielleicht hatte Lofti Recht: Er glaubte wirklich an seine Rettung. Spitzbart war sauer, weil er nicht reagierte, und schleuderte das Sony aufs Gitter. Plastikstücke und elektronische Bauteile regneten wie Granatsplitter in die Grube hinab. Dann schien er vor Frustration zu explodieren, packte den Besenstiel mit beiden Händen und rammte ihn von oben in Hubba- Hubbas Nacken. Hubba-Hubba, der keinen Laut von sich gab, sackte so nach vorn zusammen, dass sein blutiger Kopf im Schoß von Romeo zwo landete.
Lofti starrte nach unten, während Spitzbart weiter Hubba-Hubba ankreischte. Er wirkte viel zu ruhig - als hätte er einen Plan. »Was sagt er noch, Kumpel?«
Er schloss die Augen und brachte sein Ohr an die zerbrochene Scheibe. »Er glaubt den Romeos nicht. Er sagt, dass es keine Rolle spielt, wer hier lügt und wer die Wahrheit sagt. Es spielt keine Rolle, wenn er sie umbringt, weil er ihnen nicht glaubt. Dann holt eben irgendein anderer das Geld ab.« Lofti öffnete die Augen und sah mich an. »Es wird höchste Zeit, Nick.«
Ich nickte zustimmend. »Wir können aber nur durchs Fenster ...«
Er horchte nicht mehr nach unten, sondern richtete sich kniend auf. Während er die Hände an seinen Jeans abwischte, um das schwarze Zeug wegzubekommen, nickte er zur Einfahrt hinüber. Die Hitze verbrannte mir die Handflächen, als ich mich hochstemmte, um zu sehen, was er beobachtet hatte. Lofti war schon dabei, zum Fallrohr der Dachrinne hinüberzukriechen.
Auf der Straße gegenüber den vor dem Lagerhaus geparkten Wagen, zu denen auch mein Scudo gehörte, hielt ein mit Police beschrifteter Peugeot-Kombi mit zwei blauen Blinkleuchten auf dem Dach. Er war mit drei Personen besetzt, und der Beifahrer sprach ins Mikrofon des Funkgeräts.
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Ich musste den schlimmsten Fall annehmen: Irgendwelche misstrauischen Dritten hatten die Polizei auf meinen Scudo aufmerksam gemacht, und diese drei Jungs waren kurz davor, befördert zu werden. Sie würden die Funkgeräte,
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