Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
der Pentonville Road zugewandten Teil des Gebäudes gekommen war.
Noch immer nichts. Schließlich ging ich zu Suzy hi-nüber und hob dabei vorsichtig die Füße, um nicht den gleichen Fehler wie jemand über uns zu machen. Ich drückte ihren linken Arm, wies auf die rechte Seite der Decke über uns und zuckte fragend mit den Schultern.
Sie deutete mehr in die Mitte, wedelte aber mit der Hand, um zu zeigen, sie sei sich ihrer Sache nicht ganz sicher.
Unabhängig davon, wo das Geräusch genau
hergekommen war, stand für uns beide fest, dass
Menschen es verursacht hatten.
Hier vergeudeten wir nur unsere Zeit. Dort oben
konnte es Schlösser geben, Hindernisse, die zu
überwinden waren, oder Alarmanlagen, die wir überlisten mussten. Aber das brauchte ich Suzy nicht zu erzählen; sie war bereits zu der noch immer offenen Tür unterwegs.
Ich drehte mich nur langsam um, ließ meine auf
Einzelfeuer gestellte Waffe an der Schulter und folgte Suzy.
Ich trat an die rechte Seite des Türrahmens und ging in die Hocke, bis ich ungefähr die Hälfte der nach oben führenden Treppe überblicken konnte. Ich presste meine Wange enger an das Stahlrohr der Schulterstütze und sah kurz durchs Visier. Kreis und Punkt leuchteten mir beruhigend entgegen. Als ich über den Treppenabsatz schlich und mich daranmachte, links die Treppe
hinaufzusteigen, kam Suzy durch die Tür, um mir
Feuerschutz zu geben.
Ich blieb auf jeder zweiten Stufe stehen und horchte, bevor ich das nächste Paar in Angriff nahm. Das von unten kommende Licht war gerade hell genug, um mich den Treppenabsatz im zweiten Stock erkennen zu lassen.
Dieser hier erstreckte sich nach beiden Seiten.
Als mein Kopf sich auf Höhe der obersten Stufe
befand, nahm ich die linke Hand von der Waffe, richtete die MP5 auf die Decke über mir und sicherte sie, damit kein unbeabsichtigter Schuss fallen konnte. Was ich jetzt brauchte, war eine gute, stabile Position, aus der ich den gesamten Treppenabsatz überblicken konnte. Er führte fünf bis sechs Meter nach links und rechts und endete jeweils an einer massiven Brandschutztür mit quer angeordnetem Bügelgriff. Der sich zusammenfaltende Gummi meiner Überschuhe quietschte leise, als ich mich auf der Treppe niederließ und Suzy zu mir heraufwinkte.
Was sich hinter diesen Türen befand, wusste ich nicht, aber ich konnte es mir ziemlich gut vorstellen, und wollte sie neben mir haben, bevor wir weitermachten.
Wenig später lag Suzy rechts neben mir und zeigte mit dem Daumen nach links, um anzudeuten, in welche
Richtung wir uns ihrer Ansicht nach bewegen sollten. Ich nickte zustimmend, machte mich auf den Weg dorthin und hielt die MP5 dabei weiter nach oben gerichtet. Ich wollte Suzy nicht mit ihr anstoßen oder – noch
schlimmer – den metallischen Zusammenprall zweier Maschinenpistolen hören. Suzy ging hinter mir in
Stellung, um die Treppe und die andere Tür zu
überwachen, bis ich ihr signalisierte, sie solle
nachkommen.
Die bündig in die Wand eingelassene Tür mit
Linksanschlag und einem oben montierten Türschließer ließ sich rechts öffnen und würde dabei ins Treppenhaus schwingen. Ich bewegte mich auf sie zu, hielt die MP5
wieder im Anschlag und blinzelte mehrmals heftig, um wieder klar sehen zu können, obwohl mir der Schweiß in die Augen lief, und legte den Kopf an die Tür. Damit der Filtereinsatz nicht ans Metall schlagen konnte, benutzte ich das rechte Ohr, um oberhalb des Bügelgriffs an dem Spalt zwischen Türblatt und Rahmen zu lauschen. Einige Sekunden lang hatte ich den Eindruck, in eine große Muschel hineinzuhorchen und nur Meeresrauschen zu hören; dann waren auf der anderen Seite das leise Knarren einer Tür und näher kommende Schritte zu
hören.
Ich trat lautlos zwei Schritte zurück, hielt meine Waffe schussbereit, hatte die Tür im Visier und blinzelte jetzt nicht mehr. Was war, wenn zwei herauskamen? Wenn
nur einer herauskam, dem ein anderer im Hintergrund Feuerschutz gab? Die Antwort war im Prinzip immer die gleiche: Kam jemand aus dieser Tür, musste ich zum Angriff übergehen. Ich konnte nicht erst auf Suzy warten; sie würde meine Reaktion richtig deuten und mich
unterstützen.
Die Schritte kamen näher. Mein Zeigefinger fand den ersten Druckpunkt.
Die Schritte verstummten. Ich atmete tief durch, starrte durchs HDV weiter die Tür an und hielt mich bereit, jeden zu erschießen, der ins Treppenhaus kam.
Noch immer nichts.
Dann hörte ich gleich hinter der Tür ein
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