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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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vertrautes Geräusch. Der Hundesohn pinkelte in einen Eimer.
    Es schien endlos lange zu dauern. In meinen
    Gummihandschuhen sammelte sich Schweiß an; er
    tropfte auch vom rechten Lid, brannte heftig und ließ mich sekundenlang nur verschwommen sehen.
    Als ich nochmals tief durchatmete, hörte ich
    Gemurmel. Es kam nicht von dem Kerl, der hier pinkelte, sondern irgendwo aus dem Hintergrund. Der
    plätschernde Strom wurde schwächer und versiegte
    schließlich ganz.
    Die Schritte entfernten sich wieder. Ich streckte meinen Zeigefinger und kehrte mit gesicherter Waffe und dem Finger seitlich am Abzugsbügel zu meinem Platz an der Tür zurück. Ich hörte noch ein Husten, aber dann wieder nur das Meeresrauschen.
    Der Eimer war eine taktisch richtige Entscheidung.
    Selbst wenn die Wasserversorgung noch funktioniert hätte, konnte so keine Klospülung rauschen.
    Es wurde Zeit, dass wir dort eindrangen. Ich entfernte mich von der Tür, bis mein Kopf sich auf gleicher Höhe mit Suzys befand. Sie überwachte mit schussbereiter Waffe die andere Stahltür.
    Ich konnte hören, wie sie schwer durch den
    Filtereinsatz atmete. Ich hielt Mittel- und Zeigefinger hoch, senkte den Daumen, zeigte auf ihr Gesicht und deutete zuletzt auf den Bügelgriff der Brandschutztür.
    Suzy machte kehrt und bewegte sich auf die andere Tür zu, während ich Schussposition einnahm und energisch den Kopf schüttelte, um den verdammten Schweiß aus den Augen zu bekommen.
    Suzy, die links neben der Tür blieb, sah ein letztes Mal zu mir herüber und zog dann langsam die Tür auf. Der Türschließer knarrte, nicht sehr laut, aber mir kam dieses Geräusch wie ein Pistolenschuss vor.
    Sowie der Türspalt breit genug war, schlüpfte ich ins Dunkel dahinter und kauerte mich nieder. Hier gab es keine Fenster, sondern rechts und links nur massive Wände. Mein Gesicht war schweißnass, meine Kehle wie ausgedörrt, als ich mit weit aufgerissenen Augen geduckt weiterschlich und langsam zu atmen versuchte, um jedes Geräusch zu vermeiden. Ich hörte das leise Klicken, mit dem die Brandtür sich unter Suzys Hand schloss, und spürte dann etwas Weiches, Glitschiges unter meinem Überschuh. Die Kerle hatten hier draußen nicht nur gepinkelt.
    Vor mir war ein Murmeln zu hören – vielleicht zehn Meter entfernt, vielleicht noch weiter. Ich erstarrte.
    Außer dem schwachen Leuchten des Visiers der MP5
    konnte ich nichts sehen, obwohl meine Augen sich

    langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Ich beugte mich nach vorn, um besser zu hören.
    Drei bis vier Minuten verstrichen, dann fing ich an, zwei Meter links vor mir eine geschlossene Tür zu erkennen. Ich schob mich näher an sie heran. Was war, wenn sie nicht zusammen waren? Wenn sie auf
    verschiedene Räume aufgeteilt waren? In dem Spalt unter der Tür war jedoch kein Lichtschein zu erkennen.
    Aus dem vorderen Teil des Korridors kamen
    gedämpfte Geräusche: zwei, vielleicht drei Stimmen, die leise miteinander redeten. Die Sprache erkannte ich nicht, aber was zum Teufel kümmerte mich das? Ich wusste nicht, ob Suzy mitbekommen hatte, was ich gehört hatte, aber wenn ich Halt machte, würde sie es ebenfalls tun. Es wurde Zeit, die Kopfhauben überzuziehen.
    Ich hielt meine Waffe nach oben und machte langsam kehrt, um nicht in ihr Schussfeld zu geraten oder gegen etwas zu prallen.
    Ich hatte erst zwei Schritte auf sie zugemacht, als Suzy von hinter mir aufflammendem Licht angestrahlt wurde.
    Während es von den Augenscheiben ihrer Schutzmaske reflektiert wurde, ließ ich mich auf die Knie fallen, damit sie freies Schussfeld hatte. Ich war noch dabei, mich wieder umzudrehen, als ich die Druckwelle ihres ersten Feuerstoßes seitlich an meinem Kopf spürte.
    Bum, bum, bum.
    Das Licht fiel aus einer weiteren Tür, die ungefähr zehn Schritte vor uns in die linke Wand eingelassen war.
    Ich sah keine Leiche auf dem Boden, nur eine fallen gelassene Stablampe und bläuliche Rauchschwaden, die auf den Flur hinausgewirbelt wurden.
    In dem Raum brach ein Chaos aus Rufen und Schreien aus, und Suzy war bereits vor mir, als wir mit
    schussbereiten Waffen auf das Licht zurannten. Jetzt gab es kein Zögern mehr: Sie stürmte hinein und wandte sich nach rechts.
    Vor ihr ein verschwommen erkennbares Ziel, das sie sich sofort vornahm.
    Ich wandte mich geduckt nach links, als Suzy einen weiteren aus drei Schuss bestehenden Feuerstoß abgab.
    Ein großer Raum. Lichtkreise von Deckenlampen auf dem Boden. Dunstig von Zigarettenqualm.

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