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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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glänzenden
    Regenschirmen warteten oder an den Schaufenstern von W.H. Smith lehnend Schutz vor dem Regen suchten, sah auch nur entfernt wie Suzy aus. Nach einem weiteren Blick auf die Traser wagte ich mich um 23.26 Uhr mit gesenktem Kopf und den Rucksackträgern über beiden Schultern – für den Fall, dass ich flüchten musste – in den Regen hinaus. Zwei Minuten später lehnte ich mit dem Rucksack zwischen den Füßen an einem
    Schaufenster von W.H. Smith und bildete mir ein, unter einem zehn Zentimeter breiten Vorsprung vor dem Regen geschützt zu sein. Ungefähr dreißig Meter rechts von mir hielten jenseits des Fußgängerübergangs ein
    Polizeibeamter und eine Polizeibeamtin Wache vor der geschlossenen U-Bahn-Station: natürlich gelangweilt, aber vermutlich froh darüber, besser vor dem Regen geschützt zu sein als ich, und bestimmt glücklich über die zu erwartende Überstundenvergütung. Eben lachten die beiden herzlich über etwas, das die Frau gesagt hatte.
    Hätten sie gewusst, was tatsächlich passierte, hätten sie keine Scherze gemacht.
    Zwei Männer gingen von rechts nach links an mir

    vorbei: beide in Geschäftsanzügen, mit Aktenkoffern in der Hand, unter einem kleinen Taschenschirm
    zusammengedrängt. Mein Blick folgte ihnen in Richtung King’s Road, dann konzentrierte ich mich auf eine Frau, die in Gegenrichtung unterwegs war. Ich atmete
    erleichtert auf. Sie hielt den Kopf gesenkt, aber es war eindeutig Suzy.
    Ein Mittzwanziger stellte sich neben mir unter. Er trug noch seinen NatWest-Anzug, Kragen hochgeklappt,
    Banklogo auf der Brusttasche. Als er sich eine Zigarette anzündete, trieb der Rauch zu mir herüber, und ich roch, dass der junge Mann eine Fahne hatte.
    Ich sah wieder nach links. Suzy hatte ihr
    hochgestecktes Haar mit einer Baseballmütze bedeckt, und ihre Jeansjacke und die sackartigen beigen
    Cargohosen waren vom Regen durchnässt. Über der
    linken Schulter trug sie einen großen ledernen
    Matchsack.
    Als sie näher kam, hob ich den Kopf. Sie lächelte strahlend. »Hallo, wie geht’s?« Sie begrüßte mich mit einem Kuss auf beide Wangen.
    »Danke, gut. Ich genieße das Wetter. Bin gerade auf dem Nachhauseweg.«
    »Mein Auto steht um die Ecke. Ich nehme dich mit.«
    Da es unnatürlich gewesen wäre, dorthin
    zurückzugehen, wo sie gerade hergekommen war, gingen wir in Richtung U-Bahn weiter und bogen davor nach Süden in Richtung Themse ab. Wir folgten der Straße, bis wir außer Sichtweite der beiden Polizeibeamten waren.

    Ungefähr auf halbem Weg zur nächsten T-förmigen
    Einmündung hob Suzy gerade genug den Kopf, dass ich sehen konnte, wie ihre Lippen sich unter dem tropfnassen Mützenschirm bewegten. »Hast du die geschlossenen U-Bahn-Stationen gesehen?«
    Ich nickte. »Bin an der Station Bank an die Luft
    gesetzt worden. Stromausfall, dass ich nicht lache! Das ist genauso wie bei Atomwaffentransporten auf den Autobahnen. Um drei Uhr morgens werden alle Ein- und Ausfahrten wegen eines rätselhaften Unfalls entlang der Strecke gesperrt, von dem plötzlich nicht mehr die Rede ist, wenn der Konvoi vorbei ist.«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen
    Lächeln. »Jetzt hat der Boss anscheinend doch die Nummer zehn informieren müssen. Natürlich! Ich würde auch nichts mehr riskieren wollen – du vielleicht?« Ihr Kichern klang leicht surreal. »Wetten, dass Tony
    verdammt nervös ist? Kannst du dir vorstellen, wie fieberhaft jetzt in der Downing Street beraten wird?«
    »Die Sache lässt sich unmöglich unter Verschluss
    halten. Morgen um diese Zeit ist sie längst ein
    Alptraum.«
    Suzy sah sich rasch um. »Um nicht auf der Straße
    herumlaufen zu müssen, habe ich die erste Hälfte des Abends in der Halle eines Hotels am Marble Arch
    verbracht. Aber dort bin ich rausgeflogen, weil sie mich für eine Nutte auf Kundenfang gehalten haben. Also habe ich rasch eine Runde durch ein paar Läden gemacht und mich umgezogen, und jetzt bin ich hier.«
    »Mich hätten sie im B&Q auf der anderen Seite des Bahnhofs beinahe erwischt. Sundance – der Scheißkerl hat mich mit seiner Waffe bedroht. Aber wichtig ist nur, dass wir wieder zusammen sind.«
    »Was nun?«
    »Ich muss ihn anrufen.«
    Wir erreichten die T-förmige Einmündung. Links
    waren die Victoria Station und Pimlico angezeigt, aber dorthin wollten wir nicht. Ich wusste, dass wir rechts und wieder links abbiegen mussten, um an den Chelsea
    Barracks vorbei zur Brücke zu gelangen.
    Hinter dem hohen

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