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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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dass du mir nie in die Augen siehst, nie mein Gesicht ansiehst? Weil du Schuldgefühle hast, bleibst du bei deinem bewährten Trick und klinkst dich einfach aus.«
    Ich klinkte mich nicht nur aus, ich blendete Josh vollständig aus. »Unsinn, Kumpel.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. Ein Straßenschild kündigte an, dass wir in Virginia eingefahren waren.
    »Meiner Überzeugung nach tut sie genau das Gleiche wie du – sie klinkt sich aus, hält alles unter Verschluss. Sie kann’s nicht ertragen, ihre Gefühle rauszulassen, weil sie Angst davor hat, was dann passieren könnte. Sie fürchtet, es könnte so ähnlich werden, als ließe man die Zootore offen, sodass die Löwen und Elefanten entkommen
    können, wenn du weißt, was ich meine.«
    Ich zuckte mit den Schultern, was vielleicht heißen sollte.
    »Mann, ich weiß, dass du dein Bestes für sie getan hast, ich weiß, dass die Umstände schrecklich waren, aber was geht ihr nachts durch den Kopf? Wovon träumt sie? Für dich ist’s vermutlich schon zu spät, aber ihr müssen wir helfen, den Deckel abzunehmen. Allerdings ganz langsam und vorsichtig, kapiert?« Wir fuhren von der Autobahn ab und folgten den Wegweisern nach
    Tyson’s Corner. »Das wird lange dauern, klar. Aber irgendwann kommen wir mit ihr dort an.«
    »Glaubst du?« Manchmal bewunderte ich seine
    unerschütterliche christliche Gewissheit, aber ebenso oft ging sie mir auf die Nerven. »Du hast wohl mit Gott darüber gesprochen, was?«
    Das war eine billige Spitze, das wussten wir beide.
    Sein Gesicht war plötzlich sehr traurig. Bestimmt enttäuschte ich ihn ständig. »Nein, Nick, ich habe Gott gesagt, dass wir’s übernehmen werden, uns an seiner Stelle um sie zu kümmern. Oder vielmehr, dass du dich um sie kümmern wirst. Ich nehme die Kinder morgen zu meinem nächsten Ausbildungsmodul ins Baptist College mit. Kelly wäre ohnehin nur widerstrebend mitgefahren.
    Wir kommen am Samstagnachmittag zurück. Das ist
    deine Chance, ein paar Tage mit ihr zu verbringen, Mann.«
    Sobald wir die Autobahn verließen, hätten wir uns irgendwo im grünen Surrey befinden können. Frei
    stehende große Einfamilienhäuser säumten die Straße, und in fast jeder Einfahrt schien ein siebensitziger Van zu stehen – natürlich unter einem Basketballring. Ich erinnerte mich nur allzu gut an die Route zu dem
    Wohngebiet, in dem Kevin und Marsha mit Kelly und ihrer kleinen Schwester Aida gelebt hatten.
    Wir bogen auf den Hunting Bear Path ab und fuhren ungefähr eine Viertelmeile weiter, bis wir ein kleines Einkaufszentrum mit Parkplätzen und U-förmig
    angeordneten Geschäften erreichten: hauptsächlich kleine Lebensmittelläden und Boutiquen, die auf Konfekt, Kerzen und Seife spezialisiert waren. Dort hatte ich an jenem Tag Halt gemacht, um für Aida und Kelly
    Süßigkeiten, die sie bei Marsha nie bekommen hätten, und weitere ähnlich unwillkommene Geschenke zu
    kaufen.
    Weit rechts oben zwischen den frei stehenden großen Einfamilienhäusern konnte ich gerade noch die Fassade von Kevins und Marshas »de luxe Colonial« ausmachen.
    Das »Zu verkaufen«-Schild von Century 21 stand jetzt seit fünf Jahren dort und war verblasst und verwittert. Als Testamentsvollstrecker der beiden – gemeinsam mit Josh
    – war ich nie allzu hoffnungsvoll, wenn jemand kam, um das Haus zu besichtigen. Niemand blieb sehr lange darin, sobald er seine Vorgeschichte erfuhr.

    8
    »Mr. Billman ist wieder da.« Josh nickte zu dem blauen Explorer in der Einfahrt fünfzig Meter vor uns hinüber.
    Die Häuser standen hier ziemlich weit auseinander. Er hielt so, dass er den anderen Geländewagen blockierte, stellte den Motor ab und verrenkte sich, um in seine Cargohose zu greifen. »Ich rede mit den Billmans, und du siehst dich inzwischen im Haus um. Hier.« Er warf mir einen Schlüsselbund mit einem Homer-Simpson-An-hänger zu. »Ich komme nicht nachsehen, okay? Ich
    bleibe im Wagen, damit ihr euch nicht gedrängt fühlen müsst. Du verstehst, was ich meine?«
    Wir stiegen beide aus dem Dodge, und während er die Einfahrt der Billmans hinaufging, blieb ich kurz stehen und sah zu dem teilweise mit weißen Brettern
    verkleideten hellbraunen Klinkerhaus hinauf. Ich hatte es ungefähr zwei Jahren nicht mehr gesehen, aber es hatte sich nicht wesentlich verändert: Es sah nur älter und etwas müder aus. Immerhin mähten die Nachbarn den Rasen und schnitten die Hecke, damit es in ihrer kleinen Welt nicht unordentlich aussah.
    Ich begann die

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