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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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waren die beiden auf der Heimfahrt nur rasch im Chip Shop gewesen, aber falls ihre
    Anwesenheit etwas mit uns zu tun hatte, würden wir’s früh genug erfahren.
    Suzy sah liebevoll lächelnd zu mir auf. »Kein
    Lebenszeichen in Nummer 88.«
    Ich erwiderte ihr Lächeln, als wir uns der Brücke näherten. »Der Focus parkt jetzt kurz vor der Kreuzung.«
    Sie wusste, dass wir weitermachen mussten. »Scheiße, was macht das schon?«
    Wir erreichten die Fußgängerbrücke, überquerten sie aber nicht, sondern bogen rechts ab. Mit diesem Job kam man nur zurande, wenn man zielstrebig weitermachte. Es hatte keinen Zweck, zu zögern und unschlüssig zu wirken
    – wir mussten so aussehen, als gehörten wir hierher.
    Wir folgten dem Trampelpfad, der im Schatten der
    Gartenmauern und -zäune lag. Suzy blieb etwas hinter mir, weil der Weg für uns beide und die Taschen zu schmal war. Wir zählten die Häuser ab. Drei Lichter, vier Lichter … Halblinks vor mir sah ich die Q8-Tanks am Hafen und entlang der Hauptverkehrsstraße die
    Straßenlampen, die einen schwachen Lichtschein über die unbebaute Fläche warfen.
    Dann erreichten wir das Zielobjekt, dessen obere
    Fenster weiter unbeleuchtet waren. Auf der Hauptstraße hinter mir dröhnte der Verkehr, und ich hörte, wie im linken Nachbarhaus ein Bad eingelassen wurde.
    Wir traten an die ungefähr zwei Meter hohe
    Gartenmauer mit der Holztür und blieben in ihrem
    Schatten stehen. Während wir unsere Gummihandschuhe anzogen, erfüllten normale häusliche Geräusche die Nachtluft. Von der Walker Street drang Geschrei
    herüber, dann kam das rasch lauter werdende Rattern von Fahrrädern. Im nächsten Augenblick flitzten die Jungen über die Fußgängerbrücke und bogen rechts ab. Suzy und ich drängten uns aneinander, als küssten wir uns im Schatten der Mauer. Die Straßenbeleuchtung der
    Hauptstraße ließ sie zu Silhouetten werden. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, möglichst nicht in den Bach zu fallen, während sie einander schnitten, sodass sie keine Zeit hatten, auf Unbekannte zu achten.
    Suzy weitete die Vorstellung etwas mehr aus, als ich erwartet hätte: Sie schlang mir die Arme um den Hals, zog mich zu sich herab und küsste mich heftig. Der Kuss dauerte nur ein paar Sekunden: nicht lange genug, dass ich darüber nachdenken konnte, was geschah, nur lange genug, dass ich einen leichten Geschmack von
    Erdbeerjoghurt mitbekam, der sehr gut war.
    »Ich dachte, so verzweifelt seist du noch nicht …«
    Sie zog meinen Kopf erneut zu sich herab, aber
    diesmal wollte sie nur in mein Ohr sprechen. »Bild dir bloß nichts ein, Norfolk-Boy. Ich hab mir nur überlegt, falls du alles vermurkst, könnte dies meine letzte Chance sein, einen Mann zu küssen.«
    Wir warteten, bis die Jungen, die lachend und
    kreischend davonstrampelten, in der Nacht verschwunden waren. Dann lösten wir uns voneinander, während
    Badezimmer-Billy nach Maureen rief, die ihm ein
    Handtuch bringen sollte.
    Ich trat an die Holztür und spähte durch den Spalt oberhalb der Klinke. Der kleine Garten hinter dem Haus war finster, aber trotzdem konnte ich auf der Rückseite rechts eine Tür und links davon ein Fenster erkennen.

    Aus dem Zielobjekt kam weiterhin kein Lebenszeichen.
    Das konnte bedeuten, dass das Haus tatsächlich
    unbewohnt war – oder dass die ASU-Mitglieder drüben im Burger-Restaurant waren. Denkbar war aber auch, dass sie sämtliche Fenster schwarz zugeklebt oder ein entbehrungsreiches Dasein auf sich genommen hatten –
    kein Licht, keine Zigaretten, auch kein Kochen –, während sie dasaßen und auf den richtigen Augenblick zum Angriff warteten.
    Ich zog die Tür etwas zu mir her, bevor ich die rostige Klinke herunterdrückte, und übte dann leichten Druck in Gegenrichtung aus. Sie gab nicht mehr als einen
    Zentimeter nach. Folglich klemmte sie oder war
    irgendwo verriegelt. Da ich den Druck nicht allzu sehr verstärken und Lärm riskieren wollte, stieß ich den unteren Türrand mit der Stiefelspitze an. Er gab nach. Ich wiederholte diesen Vorgang mit meiner freien Hand am oberen Türrand, der aber nicht nachgab. Ich trat zurück, legte beide Hände auf die Mauer und winkelte das rechte Bein an. Suzy legte ihre gefalteten Hände unter meinen Fuß, und ich zog mich hoch, bis ich mit dem Bauch auf der Mauerkrone lag. Ich beobachtete und horchte. Da alles in Ordnung zu sein schien, ließ ich mich lautlos auf der anderen Seite hinuntergleiten. Meine Füße berührten einen Holzstoß. Ich

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