Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
verdammt viel weniger
Klettverschlüsse als die neuen Anzüge aufwies.
Geräusche ließen sich dabei nie ganz vermeiden, aber diese waren zumindest halbwegs kontrolliert.
Als ich mich nach einem Geräusch umdrehte, erkannte ich, dass mit Suzy etwas nicht in Ordnung war. Sie krümmte sich, ihr ganzer Körper zuckte plötzlich, und dann riss sie die MP5 heraus, bevor sie ihren gesamten Mageninhalt in die Bereitschaftstasche entleerte.
Alles war bereits vorbei, als ich mich zu ihr
hinüberbeugte. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Schon in Ordnung«, sagte ich. »Mir passiert das auch dauernd.«
Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab
und räusperte sich mehrmals, als habe sie einen Kloß im Hals. Dann schob sie unwillig meine Hand weg. »Spar dir deine beschissen gönnerhafte Art. Mit dem Joghurt muss was nicht in Ordnung gewesen sein.«
Ich nickte, dann fing ich an, meine Caterpillars durch die Hosenbeine zu schieben, um die Hose anschließend hoch über meine Taille zu ziehen. Suzy war also doch menschlich. Angst zu haben, war nichts Schlimmes. Ich hatte schon Kameraden gehabt, die sich vor Angst in die Hose gemacht, aber trotzdem tapfer gekämpft hatten.
Hinten an den Hosenbund angenäht waren zwei lange Baumwollbänder, die als Hosenträger dienten. Ich legte sie mir über die Schultern, kreuzte sie vor der Brust, zog ihre Enden durch die vorn am Bund sitzenden Schlaufen und verknotete sie.
Suzy hatte die Jacke bereits angezogen und war fast fertig, als ich die Hände unten in meine Jacke steckte und anfing, sie mir über den Kopf zu ziehen. Das raue Gewebe zerkratzte mir das Gesicht.
Aus dem Fernseher im linken Nachbarhaus drang
Tonbandgelächter. Ich stellte mir vor, wie Billy jetzt mit seinem Tee vor dem Gerät saß, während Maureen mit dem Deostift zugange war. Als mein Kopf wieder
auftauchte, sah ich Suzy dicht vor mir: Ihre Miene war vorbildlich konzentriert, während sie die Hintertür anstarrte und sich in Gedanken auf ihre Aufgabe
vorbereitete.
Als ich mich auf dem rissigen Beton des Gartenwegs niederließ, wurde Maureen lautstark ermahnt, sich zu beeilen, weil sie sonst zu spät kommen würden. Ihre Antwort aus dem Schlafzimmer ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: »Halt die Fresse und stell den Scheißfernseher ein bisschen leiser, ja?«
Ich griff nach dem ersten Gummiüberschuh, zog ihn mühsam über meinen linken Stiefel, hakte die Bänder ein und straffte sie. Sobald ich auch den zweiten Überschuh trug, zog ich die Hosenbeine darüber und drückte die Klettverschlüsse an den Knöcheln fest.
Billy hatte jetzt genug. »Scheiße, mir reicht’s
allmählich! Wir gehen nur in den Pub, nicht ins
beschissene Spielkasino Monte Carlo!«
Suzy hob die MP5 auf und beugte sich mit der Maglite darüber, um ein letztes Mal zu kontrollieren, dass sie geladen war. Als ich ihr auf den Arm tippte, beugte sie sich zu mir hinüber und leuchtete mir, damit ich meine Waffe ebenfalls überprüfen konnte. Während wir im Halbdunkel einen Blick wechselten, kamen die Jungen das Bachufer entlang in Richtung Brücke zurückgeradelt
– weiter ohne Licht, noch immer mit ratternden
Eiscremestielen.
Wir mussten nur noch sicherstellen, dass die
Gummihandschuhe die Manschetten der Jackenärmel
bedeckten, und unsere ABC-Schutzmasken aufsetzen. Ich nahm meine in die linke Hand und zog mit der Rechten die Kopfgurte zurück, um sie aufsetzen zu können.
Wieder stieg mir der Geruch von neuem Gummi in die Nase, während ich mich vergewisserte, dass kein
Haarbüschel die Abdichtung beeinträchtigte. Ich
überzeugte mich davon, dass der Filtereinsatz
festgeschraubt war, bevor ich mir die Haube über den Kopf zog und sie mit der eingearbeiteten Zugkordel schloss. Das Atmen wurde sofort anstrengend: Ich
kämpfte darum, durch den Filtereinsatz Luft zu holen, und hatte ebenso Mühe, sie wieder auszustoßen. Diese Dinger waren jedenfalls nicht für Menschen konstruiert, die gern im Freien waren, und wären für jeden, der auch nur unter einem Anflug von Platzangst litt, ein Alptraum gewesen.
Taktisch konnten die Geräusche unter der
Schutzmaske ein großes Problem sein: Unsere eigene Atmung war lauter als die meisten Umgebungsgeräusche.
Aber das ließ sich nicht ändern. Und falls hinter dieser Tür tatsächlich Dark Winter lauerte, würde die Frage der Beeinträchtigung durch die eigenen Atemgeräusche
nebensächlich sein.
Suzy hob den Kopf, damit ich kontrollieren konnte,
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