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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Staubsaugen anzufangen, hatte der arme Kerl
    eben Pech.
    Ich griff mir eine Hand voll Mini Shreddies, die Kelly am liebsten aß, und kippte sie mir in den Mund. Auf dem Kühlschrank, wo immer die Post lag, sah ich meine beiden braunen Luftpolstertaschen. Ich nahm den Telefonhörer ab und hörte den Wählton. Wieso konnten sie das verdammte Ding nicht gelegentlich zur Kontrolle abheben? Das hätte das Leben sehr viel einfacher gemacht.
    Während ich die Getreideflocken mampfte, wählte ich die 1571 und hielt dabei den Hörer zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt. Die Tonbandstimme meldete, es seien zwei Nachrichten da. Ich griff mir den ersten Umschlag, packte das Aufreißband mit den Zähnen und begann daran zu ziehen. Es war ein gutes Gefühl, sein Leben zurückzubekommen, so beschissen es auch sein mochte, während ich mir anhörte, was ich bei meinen Anrufen auf Tonband gesprochen hatte.
    Ich sah in die Diele hinaus. Von hier aus war zu sehen, dass die Verbindungstür zur Garage nicht völlig geschlossen war. Dass Jimmy es gewagt haben sollte, eine Tür offen zu lassen, war eigenartig genug, aber ich konnte auch ein Stück seines auf Hochglanz polierten Rovers sehen, der noch in der Garage stand.
    Scheiße.
    Umschlag und Telefonhörer sanken langsam auf die Arbeitsplatte, und die letzten Getreideflocken fielen mir aus dem Mund, als mein Unterkiefer herabsank. Ich streckte eine Hand nach dem Griff der Besteckschublade aus und zog sie auf. Alles an seinem Platz:
    Kartoffelschäler, Brotmesser, Tischmesser, Gabeln und Löffel. Ich nahm zwei Tranchiermesser heraus, eines für jede Hand, ging damit in den Flur und bewegte mich vorsichtig über die Amtico-Fliesen, damit meine Caterpillars nicht quietschten.
    Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich den Flur entlangsah und mich nach rechts wandte.
    Nirgends ein Anzeichen für gewaltsames Eindringen. Natürliches Licht kam lediglich aus der Küche oder fiel durch die halb verglaste Haustür ein.
    Die Wohnzimmertür befand sich nur ungefähr drei Schritte rechts von mir. Der Raum war leer; hier war alles, wie es sein sollte: die Zeitschriften sauber gestapelt, die Kissen aufgeschüttelt und die Vorhänge vor dem Zubettgehen aufgezogen. Das einzige Geräusch war das Ticken der Standuhr in einer Ecke.
    Ich trat auf den Flur hinaus, schloss die Verbindungstür: zur Garage und sperrte sie ab, bevor ich ins Bad weiterging. Dort war keine Spur von morgendlichem Leben zu erkennen: keine Feuchtigkeit am Spiegel oder an den Fensterscheiben, kein Geruch nach Seife oder Deodorant. Die Duschwanne war ebenso staubtrocken wie die Badewanne. Trockene Handtücher hingen ordentlich zusammengefaltet über ihren Haltern.
    Ich betrat erneut den Flur und wandte mich nach links, wo die Schlafzimmer lagen. Die nächste Tür rechts führte in Carmens und Jimmys Schlafzimmer, die übernächste in Kellys. Beide standen eine Handbreit offen.
    Ich stieß die erste Tür leicht an und trat gleichzeitig zu Seite, um kein Ziel zu bieten.
    Im Schlafzimmer war es finster, denn nur wenige Lichtstrahlen schafften es, durch Spalten zwischen Carmens makellos gefütterten Vorhängen zu schlüpfen. Aber ich brauchte nicht zu sehen, dass sie dort drinnen waren: Ich konnte sie riechen.
    Der kupfrige Geruch von Blut. Der süßliche Gestank von Scheiße.
    Mein Herz jagte.
    Scheiße, nein, nicht noch mal ...
    Ich hastete zur nächsten Tür weiter. Meine Füße konnten die sechs bis sieben Schritte nicht so schnell zurücklegen, wie mein Kopf es von ihnen verlangte, damit ich ihr Zimmer erreichte, bevor der Videofilm abzulaufen begann.
    Ohne zu kontrollieren, ob jemand hinter der Tür lauerte, stürmte ich hinein und machte Licht.
    Das Zimmer war leer.
    Ich suchte unterm Bett, durchsuchte den Kleiderschrank. Nichts.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, kreischte eine Stimme in meinem Kopf, während ich in Carmens und Jimmys Schlafzimmer zurückrannte. Ich musste sicherstellen, dass sie nicht dort war. Ich knipste die Nachttischlampe an und schlug die Tagesdecke zurück. Die beiden sahen aus, als hätten sie einen Verkehrsunfall gehabt. Jimmy und Carmen wiesen weit mehr Messerstiche und Schnittwunden auf, als nötig gewesen war, um sie zu töten. Carmens Augen standen offen: trübe und glanzlos wie die eines Fischs, der zu lange auf der Verkaufstheke gelegen hat. Auf ihrem Gesicht lag ein merkwürdiges kleines Lächeln, das zahnloses Zahnfleisch sehen ließ, und in den tiefen Falten auf ihrem Gesicht, die nicht einmal

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