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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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gewesen, ihn mit Make-up zu verdecken.
    Ich klappte den Pass zu, schob ihn in die Innentasche meiner Jacke und steckte eben das Flugticket in die Umhängetasche zurück, als ein Nachbar aus seiner Haustür trat. Durch die Tüllgardinen konnte ich beobachten, wie er einen schwarzen Müllsack ans Gartentor schleppte. Er warf ihn in die Rolltonne und verschwand wieder nach drinnen.
    Als ich den purpurroten Umschlag beiseite schob, um nach der Geldbörse zu greifen, sah ich, dass er an mich adressiert wer. Ich blieb an die Wand gelehnt sitzen und riss ihn auf.
    Lieber Nick,
    wenn du dies hier liest, bin ich wieder bei Josh. Das heißt, wenn ich daran denke, meinen Brief zu deinen anderen zu legen, bevor ich wegfahre! Tut mir Leid, dass wir am Samstag gestritten haben. Das kommt nur daher, dass du mir wirklich fehlst, wenn du wieder mal verreisen musst.
    Weißt du noch, wie du mich gefragt hast, was ich denke, und wie dann die Verbindung abgerissen ist und ich nicht mehr antworten konnte? Nun, ich will dir sagen, was ich denke. Mein Vorsatz steht fest: Wenn ich wieder zu Hause bin, reiße ich mich zusammen, mache eine Therapie und gehe wieder in die Schule.
    Meine Augen brannten stark. Ich war anscheinend doch müder, als ich gedacht hatte.
    Ich weiß, dass ich dir oft Vorwürfe gemacht habe, weil du ständig arbeitest, aber jetzt fühle ich mich schrecklich, weil Josh mir den Grund dafür gesagt hat. Ich wusste nicht, dass du ihm dauernd Geld gegeben hast und dass meine Besuche bei Dr. Hughes und die Schule so viel kosten. Mir war nie klar, dass du deshalb ständig arbeiten musstest. Aus diesem Grund will ich versuchen, alles auf die Reihe zu bekommen. Ich denke, dass ich dich vielleicht öfter sehe, wenn du nicht mehr so viel für mich arbeiten musst. Abgemacht? Wir sehen uns, wenn du mit der Arbeit fertig bist.
    Alles Liebe Kelly
    P. S. Dieser Brief war das »Zeug«, mit dem ich beschäftigt war, als du angerufen hast.
    Tränen begannen mir übers Gesicht zu laufen. Ich geriet in Panik. Ich wusste nicht genau, welcher Teil des Alptraums diese Panik verursachte, aber ich konnte nichts gegen sie machen. Ich hatte sie nicht unter Kontrolle. Meine Brustschmerzen kamen wieder und wurden zu einem schweren Pochen, während ich Kellys Brief immer wieder durchlas.
    Ich zwang mich zum Aufstehen. Ich musste los. Ich
    wusste nicht genau, welche, aber es gab Dinge, die ich tun musste.
    Ich faltete den Brief wieder zusammen, steckte ihn zu ihrem Reisepass und ging dann in die Küche, um meine beiden Umschläge zu holen. Ich schob sie unter mein Sweatshirt und ging in Kellys Zimmer zurück, um ihre und meine Sachen zum Auto zu tragen.

 
49
    Auf meiner raschen Fahrt nach Norden machte ich bei einer Telefonzelle Halt, telefonierte hektisch, aber hoffentlich gelassen klingend mit Dr. Hughes’ Büro und bluffte, indem ich fragte, ob Kelly angerufen habe, um sich zu verabschieden. Vielleicht hatte sie irgendwie fliehen können und es geschafft, die Klinik zu erreichen. Vielleicht hatte sie sogar eine Nachricht für mich hinterlassen.
    Die Klinik hatte nichts von ihr gehört.
    Obwohl ich wusste, dass die Kontaktnummer des Jasagers jetzt außer Betrieb war, versuchte ich trotzdem, ihn über diese Nummer zu erreichen. Ich hatte richtig vermutet. Ich überlegte, ob ich George anrufen sollte, aber was hätte das genützt? Er wäre an allem beteiligt gewesen, was der Jasager ausheckte, das stand fest. Ich musste dorthin zurück, wo ich hingehörte - in die sichere Wohnung -, und dort wie befohlen warten. Es würde nicht lange dauern, bis der Jasager sich bei mir meldete und mir einen weiteren kleinen Auftrag erteilte, den ich unmöglich ablehnen konnte.
    Während ich am Warwick Square parkte, überlegte ich, wie ich es anstellen sollte, den Jasager zu erreichen. Ich konnte nicht warten. Ich musste so oder so Gewissheit haben. Dann hatte ich eine Idee: Ich würde auf den Panikknopf drücken. Dann würde die Schnelle Eingreiftruppe angerast kommen, und der Jasager würde wenig später aufkreuzen.
    Ein junges Paar ging an mir vorbei - mit Jutetaschen, die von Bambuspflanzen überquollen. Ich überquerte die Fahrbahn, holte den Hausschlüssel aus meiner ledernen Bomberjacke und rannte die Stufen zum Eingang hinauf, als ich hinter mir eine asiatisch klingende Stimme hörte: »Hallo? Hallo?«
    Ich drehte mich um. Grau, der dieselben Klamotten wie an den Tagen zuvor trug, war aus dem Nichts aufgetaucht und lächelte mir wie einem Kind zu, das sich

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