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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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und der Karibik. Das Therapiegeschäft
    florierte offenbar.
    Kelly legte die Hände auf ihre in Jeans steckenden Oberschenkel, aber der Rest ihres Körpers schien zusammenzusacken. Ihr Zeigefinger war immer noch rot, und unter dem Pflaster löste sich die Haut ab. Ich nickte darauf hinunter. »Tut er weh? Ich denke, er müsste inzwischen verheilt sein.«
    »Er hat sich bloß ein bisschen entzündet. Nicht schlimm, okay?«
    Die Empfangsdame brachte unsere Getränke, und Kellys Laune schien sich etwas zu bessern. Dann kam Dr. Hughes strahlend und herzlich lächelnd herein. »Hallo, Kelly, wir haben uns lange nicht mehr gesehen.« Mich ignorierte sie, was verständlich war; schließlich war sie nicht meinetwegen hier. »Du hast dich zu einer bildhübschen jungen Dame entwickelt, muss ich sagen.«
    Kelly errötete leicht, als wir beide aufstanden, aber sie hatte bei Dr. Hughes’ Anblick wenigstens schwach gelächelt, sodass ich mich gleich erheblich besser fühlte.
    Hinter ihren halbmondförmigen Brillengläsern sah Hughes genauso imponierend aus wie früher. Sie musste inzwischen ungefähr sechzig sein, aber mit ihrer grauen Mähne wirkte sie eher wie eine amerikanische Fernsehmoderatorin als wie eine Psychiaterin. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug von der Art, die man nur mit einer Platinkarte von Amex kaufen kann. Während sie miteinander plauderten, nickte Kelly zunächst nur mehrmals, aber dann ließ sie plötzlich ein breites Grinsen sehen, und ich hatte das Gefühl, jeder Penny, den ich hier bezahlte, sei gut angelegt.
    »Sollen wir eine Zeit lang nach oben gehen, Kelly?« Sie öffnete die Tür und ließ sie vorausgehen.
    Kelly drehte sich nach mir um. »Du wartest hier, ja?« »Ich bleibe hier.«
    Ich ließ mich wieder aufs Sofa fallen, während die Brandschutztür sich mit einem Seufzen schloss.

 
12
    Genau fünfundfünfzig Minuten später wurde die Tür wieder geöffnet, dann erschien Hughes. Sie sah sich nach jemandem auf dem Korridor um und sagte: »Ja, er ist da.«
    Als Kelly ins Wartezimmer kam, sah ihr Gesicht nicht viel anders aus als auf der Herfahrt. Aber das war in Ordnung: Ich hatte Vertrauen zu Hughes. Hier ging es nicht um eine Blitzreparatur. Sie konzentrierte sich weiter ausschließlich auf Kelly. »Also bis Samstag zur gleichen Zeit?«
    Kelly nickte, während sie in ihren Mantel schlüpfte, und wir gingen zum Auto hinaus. Von früher wusste ich, dass ich nicht fragen durfte, wie es gelaufen war. Hughes hatte mir erklärt, wenn Kelly mir etwas mitteilen wolle, werde sie es unaufgefordert tun. Sie hatte mir auch gesagt, sie werde über nichts, was Kelly ihr erzählte, mit mir sprechen, außer die Kleine sei durch Schweigen gefährdet. Ich musste einfach die Klappe halten und abwarten.
    Die Blinker leuchteten zweimal auf, als ich die Infrarot-Fernbedienung betätigte, und wir stiegen ein. »Das alte Mädchen hat sich nicht sehr verändert, stimmt’s?«
    Sie schnallte sich an. »Nein.«
    Wir blieben beide stumm, während wir im Berufsverkehr in Richtung South London zurückkrochen. Ich sah auf meine Traser. Es war 18.10 Uhr. Wir konnten unmöglich bis 19 Uhr wieder in Bromley sein. Kelly beobachtete misstrauisch, wie ich mein Tri-Band-Handy aufklappte. »Ich rufe sie lieber an. Wir schaffen’s nicht rechtzeitig.«
    Wer am anderen Ende abhob, war keine Überraschung. Jimmy durfte nie ans Telefon gehen. »Carmen, hier ist Nick. Der Verkehr ist eine Katastrophe, und ich glaube nicht, dass wir’s schaffen, bis sieben da zu sein.«
    Kelly zeigte auf das Handy und schüttelte den Kopf.
    »Ach je, das ist aber schade. Wir sind extra zu Safeway’s gefahren. Und ich habe endlos lange gekocht. Jimmy kann bestimmt nicht warten. Wir essen immer um sieben zu Abend.«
    »Tut mir wirklich Leid. Wartet bitte nicht auf uns. Wir essen unterwegs eine Kleinigkeit.«
    »Kommt ihr jedes Mal zu spät zum Essen?«
    Ich atmete tief durch. »Das hängt vom Verkehr ab. Hör zu, wir müssten spätestens um neun da sein.«
    »Kann ich sie sprechen? Wie geht’s ihr? Wie war’s in der Klinik?«
    »Ihr geht’s gut. Sie schläft auf dem Rücksitz. Alles Weitere erzähle ich dir später. Keine Angst, ich sorge dafür, dass sie etwas zu essen bekommt. Aber jetzt muss ich aufhören - wir fahren gerade in einen Tunnel. Bye.« Ich drückte die rote Taste und grinste zu Kelly hinüber. »Dafür bist du mir echt was schuldig.« Immerhin sah ich im Scheinwerferlicht der entgegenkommenden Autos die Andeutung eines Lächelns über

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