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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Sie grinste. »Wir haben uns immer gefreut, wenn du zu Besuch gekommen bist. Mom hat uns ermahnt, danke zu sagen, wenn du uns Süßigkeiten mitbringst - und sie bei ihr abzuliefern. Sie war die Bonbonpolizei.« Als die Schaukel sie zu mir zurücktrug, wurde ihre Miene wieder ernst, und ich hielt Kelly an, sodass ihr Kopf an meiner rechten Schulter lag, während ich zuhörte. »Ich habe mich immer sicherer gefühlt, wenn du mit Daddy hier warst. Weißt du noch? Mom hat euch >meine beiden starken Männer< genannt. Ich war immer ängstlich, wenn nur er hier war, weil ich wusste, dass Leute hinter ihm her waren.«
    »Ja, weil er so gute Arbeit geleistet hat.«
    »Habt ihr zusammengearbeitet?«
    »Wir waren gemeinsam beim Militär. Als er deine Mami geheiratet hat, ist er hierher gekommen.«
    Kelly betrachtete ihre Laufschuhe, dann hob sie ruckartig den Kopf. Ihre blauen Augen starrten mich durchdringend an. »Warum mussten Mom und Aida sterben, Nick?«
    Darüber hatten wir nie gesprochen. Ich hatte irgendwie angenommen, sie wisse Bescheid - vielleicht weil ihre Großeltern oder Dr. Hughes oder Josh mit ihr darüber gesprochen hatten. Mir kam es vor, als hätte ich versäumt, sie aufzuklären, weil ich gehofft hatte, sie werde sich das nötige Wissen selbst aneignen. Oder vielleicht wusste sie doch Bescheid und wollte nur hören, wie ich erneut versuchte, das Unerklärliche zu erklären.
    »Dein Vater war einer der guten Kerle. Aber sein Boss hat sich mit Drogenhändlern eingelassen, und dein Vater ist ihm auf die Schliche gekommen. Sein Boss hat ihn ermorden und dann alle beseitigen lassen, die als Zeugen hätten aussagen können.«
    »Mom und Aida?«
    »Ja.«
    »Wie kommt’s, dass ich nicht auch umgebracht worden bin, Nick? Wie kommt’s, dass ich als Einzige am Leben geblieben bin?«
    »Das weiß ich nicht, Kelly. Wären diese Leute fünf Minuten früher oder später ins Haus gekommen, hätten sie dich vielleicht auch erwischt.«
    »Das hätte allen viel Ärger erspart.«
    Ich ließ sie los, ging um die Schaukel herum und stellte mich vor Kelly hin. »Hey, das darfst du nicht sagen. Das darfst du nicht mal denken!« Ich beugte mich nach vorn und ergriff ihre Hände.
    »Manchmal fühle ich mich echt beschissen, Nick. Irgendwie von allem isoliert. Weißt du, was ich meine?«
    »So habe ich mich in meinem Leben oft gefühlt.« Ich zögerte, dann zog ich sie enger an mich. »Weißt du, ich habe als Achtjähriger erlebt, wie jemand gestorben ist.«
    Sie setzte sich gerade auf. »Wirklich?«
    Ich beschrieb ihr das ehemalige Fabrikgebäude in der Nähe unserer Sozialwohnsiedlung. Alle Fenster und Türen waren mit Brettern verschalt und außerdem mit Stacheldraht gesichert, aber das konnte uns nicht aufhalten. »Über eine kleine Tür auf der Rückseite des Gebäudes war eine alte Wellblechtafel genagelt, aber die war locker. Wir gelangten hinein und kletterten aufs Dach. Ich weiß noch, wie ich vor Anstrengung gekeucht und meinen Atem als weiße Wolke gesehen habe.« Die Luft in zehn Meter Höhe war mir viel kälter vorgekommen als am Boden. »Ich bin an die Dachkante getreten und habe auf die Lichtkreise unter den Straßenlaternen hinabgeblickt. Die Straße war menschenleer, sodass uns niemand sehen konnte. Alles wirkte so friedlich. Ich hatte die Straßen in unserer Umgebung noch nie so still erlebt. Und dann war ein Geräusch, ein wirklich schreckliches Geräusch zu hören.«
    »Was war es?« Sie drängte sich an mich.
    »Zersplitterndes Glas. Ich habe mich herumgeworfen und drei meiner Kumpel an einem der Oberlichter stehen gesehen. Es hätten aber vier sein müssen.«
    Im nächsten Augenblick war tief im Inneren des Gebäudes ein dumpfer Aufprall zu hören gewesen. »Schon bevor ich einen Blick durch das Loch im Glas werfen konnte, wusste ich, dass John tot war. Das wussten wir alle. Wir sind zur Dachluke zurückgelaufen und die Treppe hinuntergerannt. Er hat totenstill dagelegen, und wir sind einfach abgehauen.«
    »Ist die Polizei gekommen?«
    »Am nächsten Tag war die Polizei mit einem Großaufgebot da, aber keiner von uns hat zugegeben, dass wir mit John unterwegs waren. Wir sind uns alle wie Mörder vorgekommen. Ich hatte noch nie solche Angst gehabt.«
    Kelly blickte zu mir auf. »Hast du heutzutage auch manchmal Angst?«
    »Nicht nur manchmal.« Ich riskierte ein Lächeln. »Und bevor du fragst: Ich habe absolut nicht die Absicht zu sterben, bevor ich sehr alt bin.«
    »Aber keine Garantie dafür, stimmt’

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