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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Videorecorder, aber kein Telefon. Die Firma hielt sie in Schuss und bezahlte die Rechnungen, aber sie gehörte einer Tarnfirma.
    Nachdem ich eine Viertelstunde lang herumgefahren war, parkte ich schließlich am Warwick Square. Ich warf meinen gesamten Vorrat an Münzen in die Parkuhr und hoffte, dass sie ausreichen würden. Mit etwas Glück konnte ich in ein bis zwei Stunden auf der Rückfahrt nach Bromley sein.
    Ich ging über den Platz zur Nummer 66, wobei Sundance und Laufschuhe mich hilfsbereit eskortierten, und klingelte bei Apartment drei, das im obersten Stock lag. Die Stimme, die sich meldete, gehörte Yvette, der persönlichen Assistentin des Jasagers, die buchstäblich sein Mädchen für alles war. Sie sprach immer sehr leise, als sei das Leben eine einzige große Verschwörung. Ich musste mein Ohr dicht an den kleinen Lautsprecher halten, um ihr »Hallo?« zu hören.
    »Ich bin’s, Nick.«
    Dann war das Summen des elektrischen Türöffners zu hören, und ich wurde in den schmalen Hausflur geschoben. Der ruppige Stoß ließ keinen Zweifel daran, dass die beiden Jungs auf ein Rückspiel hofften.
    Der Umbau des Hauses war offenbar auf Kosten der Gemeinschaftsflächen gegangen. Das Treppenhaus begann praktisch unmittelbar hinter der Haustür, und ich fing an, die Treppe hinaufzusteigen. Den letzten Anstrich hatte das Treppenhaus irgendwann in den achtziger Jahren bekommen, als magnolienfarben modern gewesen war, und der Teppichläufer war nicht viel jünger. Der Teufel mochte wissen, welche Farbe er ursprünglich gehabt hatte.
    Die durch mehrere Absätze unterbrochene Treppe wand sich die Raufasertapete entlang bis in den obersten Stock. Yvette erwartete mich auf dem obersten Treppenabsatz. Suzy und ich hatten ihr den Spitznamen Golfschläger gegeben. Sie trug ihr dünnes braunes Haar in einer praktischen Kurzfrisur und war schlank, vielleicht zu schlank. Wäre sie mit Kelly ein paar Mal ausgegangen, um Hamburger mit Pommes zu essen, hätte das keiner von beiden geschadet - sogar der Hintern in ihren hautengen Jeans war zu dünn. Sie war Mitte vierzig und hätte ihrem Gesicht nach sehr gut ins Women’s Institute gepasst. Ihr einziger Schmuck war ein Ehering, und sie war für den Mount Everest angezogen. Ich hatte sie in verschiedenen Goretex-Anoraks erlebt, und ihre restliche Bekleidung sah wie von Helly Hansen gesponsert aus. Ich warf einen Blick auf ihre Füße. Natürlich trug sie auch diesmal Bergstiefel; von der Seite erinnerte sie damit an etwas, mit dem Tiger Woods vom ersten Tee hätte abschlagen können.
    Bei der Vorbereitung unseres Einsatzes in Penang hatte Yvette äußerst profihaft gearbeitet. Schon bevor sie den Revolver im Starbucks in Georgetown zurückgelassen hatte, hatte sie unsere Reisepässe und Legenden kollationiert, uns alle benötigten Informationen beschafft und die Anweisungen des Jasagers weitergeleitet - alles, ohne ihre Stimme jemals über ein Flüstern zu erheben. Dank ihrer umsichtigen Arbeit hatte ich ihn nach der ersten Besprechung nicht mehr sehen müssen, was mir nur recht gewesen war. Ich überlegte mir, dass ich wirklich eine Möglichkeit finden musste, diesen Mann zu beseitigen und dann Sundance und Laufschuhe umzulegen, bevor ich alt und grau wurde. Das würde ein Job sein, für den mich niemand bezahlen musste.
    Sie öffnete die Tür weiter und bat mich flüsternd herein. »Hallo, Nick. Wir sind letztes Mal nicht mehr dazu gekommen, uns zu verabschieden.«
    »Das wäre Zeitvergeudung gewesen, oder nicht?«, antwortete ich ebenfalls flüsternd. Hätte ich in normaler Lautstärke mit ihr gesprochen, hätte es geklungen, als benützte ich einen Handlautsprecher. Ich konnte nur hoffen, dass ich mich nie mit ihr auf einem Berggipfel wiederfinden und darauf angewiesen sein würde, dass sie um Hilfe rief.
    Das entlockte ihr ein schwaches Lächeln, und ich grinste, als ich die Wohnung betrat. Ich konnte den Jasager sofort hören. Das war gut, denn in Gedanken übte ich bereits, was ich zu ihm sagen würde. Die kahlen Wände der rechteckigen kleinen Diele waren ebenfalls scheußlich magnolienfarben gestrichen. Geradeaus vor mir hatte ich die Schlafzimmertür; rechts lagen das Bad und eine ziemlich heruntergewirtschaftete weiße Resopalküche. Ich folgte dem billigen grauen Büroteppichboden nach links ins Wohnzimmer mit Blick auf das verblüffende Grün des Platzes unter uns.
    Der Jasager hielt den Kopf gesenkt und nahm das gesamte rote Samtsofa in Beschlag, während er in

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