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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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Irgendwie waren sie aus Starhaven heraus auf einen Schotterweg gelangt. Was war nur mit den Wachen geschehen?
    »Lieber gehe ich qualvoll zugrunde, als dass ich Nicodemus an Euch ausliefere«, knurrte Shannon.
    »Richtet dem Jungen aus, dass nur der Smaragd von Arahest den Schwulstzauber in Euren Eingeweiden heilen kann.«
    »Ich werde ihm sagen, er soll die Beine in die Hand nehmen.«
    Fellwroth grunzte. »Wenn der Junge wegläuft, werden entweder ich oder der Tod ihn finden.« Der Dämon zerrte ihn scharf nach rechts.
    Sie hatten die Straße verlassen und bewegten sich raschelnd durch das kniehohe Gras.
    »Sagt Nicodemus, wenn er sich mir unterwirft, gestatte ich ihm, den Smaragd zu benutzen. Erinnert ihn, dass der Stein Euch heilen kann.«
    Abermals schüttelte Shannon den Kopf. »Ihr seid ein Narr.«
    Vor ihm blieb Fellwroth abrupt stehen. »Zwanzig Schritte von hier steht ein Pferd an einen niedrigen Ast gebunden. Euren blauen Papagei habe ich an den Sattel gekettet.«
    »Azure«, entfuhr es Shannon.
    Fellwroth lachte. »Die Wächter hatten den Vogel in die Ställe gesperrt. Nun geht und richtet aus, was ich Euch aufgetragen habe.«
    »Nie werde ich …«
    Zwei kalte Hände packten Shannon bei den Handgelenken und rissen seine Fesseln fort. Der alte Zauberer rang nach Atem, als ihm auch die Zensortexte vom Kopf gezerrt wurden. Beinahe schockartigkehrten seine Zauberfähigkeiten wieder zurück. Wie eiskalte Nadeln prickelte es auf seiner Haut.
    »Sagt es ihm!«, fauchte Fellwroth und versetzte Shannon einen Stoß.
    Der alte Mann taumelte rückwärts, stolperte und fiel hin.
    Er vernahm Schritte, die sich eilig über den mit Kiefernnadeln bedeckten Boden entfernten, dann herrschte Stille.
    »Eher sterbe ich, als ihm das zu sagen!«, brüllte Shannon dem Dämon hinterher.
    Keine Antwort.
     
    »Hier ist es schon«, sagte eine ältere Wächterin.
    Amadi stand im Korridor von einem der kleineren Vorratstürme. Der Himmel hatte sich bereits purpurn gefärbt.
    Die grauhaarige Frau neben Amadi war keine ihrer Getreuen aus Astrophell, sondern eine hiesige Wächterin. »Magistra«, sagte Amadi ungehalten, »ich habe nicht viel Zeit. Der Provost verlangt einen Bericht …«
    »Einer meiner jüngeren Reiter hat dies auf dem Weg nach Gray’s Crossing gefunden«, unterbrach die Frau sie. »Es lag im Straßengraben, also ist es nicht weiter verwunderlich, dass es sonst niemandem aufgefallen ist. Leider haben die Wachen dem Reiter zunächst keinen Glauben geschenkt.« Dann öffnete die alte Frau die Tür mit einem kurzen Numinuspasswort.
    Amadi legte die Stirn in Falten. »Was haben die Wachen ihm nicht geglaubt?«
    Die Wächterin schüttelte den Kopf. »Am besten zeige ich es Euch. Um kein Gerede aufkommen zu lassen, habe ich es hierher schaffen lassen.«
    Sie betraten einen von Kerzen erleuchteten Raum. Ein junger Zauberer zweiten Grades starrte mit aufgerissenen Augen auf den Boden, wo etwas Großes, Dunkles lag.
    Zunächst glaubte Amadi, eine Leiche vor sich zu haben. Bäuchlings lag sie, vom linken Arm war nur noch ein dürrer Strunk übrig. An Schulter und Brust klebte geronnenes, metallisches Blut.
    »Bei Los’ feurigem Blut!« Amadi trat einen Schritt heran. Der Kopf sah menschlich aus, nur dass sich über der Augenbraue eine rechteckige Öffnung befand. Amadi beugte sich herab. Der Kopf war hohl.
    »Reines Eisen«, bemerkte die Wächterin. »Zwei Zauberer und ein Eselskarren waren nötig, um es hier hochzuschleppen.«
    »Shannon, ich glaube, ich muss mich bei Euch entschuldigen«, raunte Amadi. »Ungeheuer aus Ton und Metall.«
    »Magistra Okeke!« Amadi wandte sich zur Tür. »Magistra!« Es war Kale.
    Amadi stöhnte. »Jedes Mal, wenn du auftauchst, bekomme ich neue Schreckensnachrichten zu hören. Also bevor du irgendetwas sagst, kümmern wir uns erst einmal um diese Sache.« Mit einem Nicken deutete sie auf den eisernen Kadaver. »Ich brauche drei vertrauenswürdige Wächter, die diese Überreste zum Provost in die große Halle tragen. Und ich möchte, dass Shannon geweckt wird, damit ich ihm Fragen stellen kann.«
    »Das ist es ja«, keuchte Kale. »Shannon ist verschwunden.«
    »Shannon verschwunden?«
    »Irgendjemand hat ihn entführt. Die Wache ist tot. Der Text um die Zelle war entzaubert und die Tür von außen eingeschlagen.«
    Amadi schossen tausend Fragen gleichzeitig durch den Kopf. Wer könnte Interesse an Shannon haben? Der Golem? Wie sollte sie das nur dem Provost erklären? »Wissen wir, wohin

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