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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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S. wichtig kiene Aufmerksmk zu eregen. Wie geplan kommst du morgen diretk nach dem Frütück in mein Studierzimmer. Von deinen Lerlingsverplichtungen bis du für den Tag befreit.  
    –Mg. Shannon  
    Wieder hielt Azure das Köpfchen hin. »Kraulen?«
    Geistesabwesend streichelte ihr Nicodemus übers Gefieder. Shannons Anweisung, ja keine Aufmerksamkeit zu erregen, beunruhigte ihn. Nicodemus hatte keine Ahnung, was den alten Mann veranlasst haben könnte, mit einem Mal so wachsam zu sein, aber er zweifelte nicht am Ernst der Lage.
    »Ach, du sonniger Himmel, die Druiden«, flüsterte Nicodemus. Gerade war ihm wieder eingefallen, dass sein Versuch, Deidre zu beeindrucken, damit geendet hatte, dass sie ihn mit Fragen über die Prophezeiung und seine Schreibschwäche gelöchert hatte. »Dafür bringt mich der Magister um.«
    »Kraulen?«, wiederholte Azure.
    Nicodemus schaute hinab auf den Schutzgeist und bemerkte, dass er in seiner Zerstreutheit aufgehört hatte, das Tier zu streicheln. »Tut mir leid, Azure. Ich bin fix und fertig.« Es stimmte – seine Augen brannten, die Knochen schmerzten und die Gedanken schienen so zähflüssig wie Kiefernharz. »Ich gehe jetzt mal lieber ins Bett, wenn ich morgen dem Magister helfen soll.«
    »Kraulen?«
    »Morgen vielleicht.«
    Nachdem Azure endgültig davon überzeugt war, keine Streicheleinheiten mehr einzuheimsen, hopste die Vogeldame zum Fenster. Sie pfiff ihre beiden Töne und flatterte in die Nacht davon.
    Schläfrig blinzelnd tappte Nicodemus zu seinem Waschtisch. Als er in den blanken Metallspiegel sah, stellte er entsetzt fest, dass auf seiner Stirn zwei rosa Sätze prangten.
    Zunächst einmal verdüsterte sich seine Miene, doch dann lachte er los.
    Sie musste ziemlich geistreiche Prosa geschrieben haben, um diesen Jejunus-Fluch so unbemerkt an ihm vorbeigeschmuggelt zu haben.
    Vorsichtig, um in dem trüben Licht des Feuers nicht zu stolpern, durchquerte Nicodemus den Gemeinschaftsraum und gelangte so zu Devins Kammer. Von drinnen waren gedämpfte Stimmen zu vernehmen. Er klopfte an und trat ein.
    Simple John und Devin saßen auf dem Bett und spielten Abnehmen, Johns Lieblingsspiel. Sie hoben die Köpfe.
    »Das hast du richtig gut gemacht«, sagte Nicodemus und deutete dabei auf seine Stirn, auf der in rosa Buchstaben stand:
     
    Ich Hasse Spaß.  
    Dafür LIEBE Ich Eselspisse!  
     
    Nachdem Devin Nicodemus’ Stirn entflucht hatte, tratschten die drei über die anderen Kakographen und Lehrlinge: Wer wohl einen Grad bekäme, wer sich in wessen Bett schlich, derlei Dinge eben.
    Obgleich Nicodemus immer noch müde und erschöpft war, machte es ihn glücklich, mit seinen Freunden aufzubleiben und darüber die Druiden, die Abgesandten aus Astrophell und die anderen nebulösen Gefahren der Nacht zu vergessen.
    John und Nicodemus nahmen sich beim Abnehmespiel abwechelnd die Fäden aus der Hand, und Devin kämmte derweil Nicodemus’ rabenschwarze Mähne.
    »Was hat sich der Schöpfer bloß dabei gedacht«, murrte sie, »diese glänzende Pracht an einen Mann zu vergeuden.«
    Danach begann sie, ihre eigenen roten Borsten zu flechten. »Wisst ihr«, sagte sie, »irgendwie ist mir nie ganz klar geworden, warum alle magischen Völker ihre Gesandten auf diese Konzile schicken.«
    »Hat es denn bislang noch keines in Starhaven gegeben?«, fragte Nicodemus, ohne von seinem Spiel aufzusehen.
    »Jedenfalls nicht, so lange ich hier bin. Die finden nur alle dreißig Jahre statt, und dabei müssen sich alle Bibliotheken, Klöster und sonst was abwechseln.«
    Nicodemus kaute an den Lippen. »Na ja, ganz genau weiß ich natürlich auch nicht, worum es bei diesen Konzilen geht, aber –«
    »– aber du hast dir alles gemerkt, was Shannon je darüber gesagt hat«, unterbrach ihn Devin höhnisch feixend.
    Er streckte ihr die Zunge raus und fuhr fort: »Also, damals, zur Zeit der Dialektkriege, als das Neosolare Reich kurz vor dem Untergang stand und sich neue Königreiche bildeten, da haben die Zauberschreiberin den Kampf eingegriffen. Es endete in einem Blutbad, das die Menschen so schutzlos zurückließ, dass sie sich nicht mehr gegen die Werwölfe, die Kobolde und dergleichen wehren konnten. Eine Zeitlang sah es sogar so aus, als hätte von den Menschen keiner überlebt, daraufhin haben alle magischen Völker vertraglich vereinbart, nie wieder in die Kriege der Königreiche einzugreifen.«
    Devin knurrte: »Und jetzt müssen alle magischen Völker auf diesem Konzil ihre Verträge

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