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Nicolai

Nicolai

Titel: Nicolai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Balasch
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Nicolai erwartete. Doch ich blieb wie versteinert stehen. Ich
erblickte Stephano. In Sekundenschnelle stand Nicolai schützend vor mir. Stephano
kam mit langsamem Schritt näher auf uns zu. Als er vor uns stand nahm er einen
tiefen Atemzug durch die Nase. „Was für ein köstliches Mädchen du doch da hast.“,
sprach er und machte mir Angst. „Nicolai, ich bin dein Bruder. Schon vergessen?
Brüder teilen sich doch alles. Also lass uns doch beide Spaß haben mit ihr.“ Meine
Knie zitterten wie Espenlaub. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz vor
Aufregung jeden Moment aus meiner Brust springen würde. Ich verkroch mich
hinter dem Rücken von Nicolai. Doch ich war neugierig und blickte zaghaft über die
Schulter von Nicolai zu Stephano. Ich spürte den Zorn, der in Nicolai aufstieg,
denn seine Hand drückte meine immer fester. So fest, dass ich vor Schmerzen
leicht mein Gesicht verzog. Stephano ging langsam um uns herum. Es machte ihn
sichtlich Spaß, uns in die Enge zu treiben. Plötzlich öffnete sich die Tür des
Waisenheims und   Kinder rannten fröhlich
kreischend heraus, gefolgt von zwei Ordensschwestern. Eine der Ordensschwester
blickte in die Augen von Stephano und kreuzte sich sogleich dreimal. Ich sah
wie sich ihre Lippen bewegten. Irgendetwas sprach sie vor sich hin. Stephano
sah mit bösem Blick in ihr Gesicht, dann drehte er sich in Richtung Ausgang und
ließ uns stehen. Als er das große Tor hinter sich zuschlug, war er wie vom
Erdboden verschluckt. Die Ordensschwester kam auf uns zu. Sie sah mit
strafendem Blick in Nicolais Augen, dann in meine. „Gott beschütze dich.“,
sagte sie zu mir und ging weg.  
    Auf dem Weg nach Hause schwieg Nicolai
die ganze Zeit. Ich spürte, dass er große Angst um mich hatte. „Ich muss mich
stärken, wir müssen in die Firma. In meinem Safe habe ich immer Vorrat.“,
sprach er auf einmal ganz ernst. „Stärken?“ fragte ich ihn. „Ja, du isst Toast
mit Erdbeermarmelade, ich trinke Blut. Ganz legal, keiner wird getötet.“
antwortete er ernst. „Also ich kenne da einen Film, da trinken die guten
Vampire Tierblut , sie jagen Tiere.“ sagte ich etwas
leise zu ihm. Er sah mich von oben herab an und lächelte. „Ja, den Film kenne
ich, ist aber nur ein Film. Ich glitzere ja auch nicht wenn ich im Sonnenlicht
bin“. „Schade, das hätte mir sehr gefallen.“, sagte ich zu ihm während er
seinen Arm um mich legte. Gedanklich war ich tatsächlich bei diesem Film. Es
war eine wunderschöne Liebesgeschichte in der das Mädchen ja unbedingt zum
Vampir werden wollte. Wollte ich das aber auch? Ich wollte Nicolai, das war
klar. Ich war verliebt in ihn, das war auch klar. Aber nie wieder Toast mit
Erdbeermarmelade essen? Leise stieß ich einen Seufzer aus. Wie soll das nur
alles Enden?

 
Rendezvous vor Mitternacht

 
    Ich
hatte es geschafft, Nicolai davon zu überzeugen, mich für eine Weile alleine zu
lassen. Na ja, was man so alleine lassen nennen konnte. Wir waren in seiner
Firma, ich in meinem Büro und er in seinem. Die Türen standen offen, er hatte
mich stets im Visier. Ich nahm aus meiner Tasche die Schatulle und öffnete sie.
Als erstes fiel mir das Foto mit meiner Mutter in die Hände. Wie gerne hätte
ich sie kennengelernt. Wie wäre mein Leben mit meinen Eltern verlaufen? Meine
Kindheit? Meine Einschulung? Den ersten Freund nach Hause bringen? Na gut, dass
mit dem ersten Freund lassen wir mal aus. Traurig legte ich das Foto wieder
zurück und nahm das braune Notizheft meines Vaters heraus. Ich schlug es auf
und blätterte wahllos darin rum. Es war mit schwarzer Tinte geschrieben und
manche Zeilen waren schon so verwischt, dass man sie nicht mehr richtig lesen
konnte. Ehrlich gesagt, ich wollte das eigentlich auch alles gar nicht lesen. Aber
vielleicht hatte mein Vater etwas hineingeschrieben, was für mich wichtig sein
könnte. Denn eines war klar. Stephano würde mich Weiterjagen, bis er mich hat.
Also müssen wir ihm zuvorkommen. Das heißt, ich muss Stephano zuvor kommen.
Schließlich fließt in mir das Blut eines berühmten Vampirjägers. Und dem musste
ich gerecht werden. Ob das aber Nicolai verstehen würde? Dann müsste er ja auch
Angst haben vor mir. Aber Nicolai liebe ich. Und er ist ein guter Vampir.
Irgendwie verzweifelte ich gerade ein wenig. Meine Gedanken waren einfach zu
widersprüchlich. Ich versuchte, die Notizen meines Vaters zu lesen und vertiefte
mich immer mehr darin.
    „Na,
das muss ja spannend sein was du da liest?“, fragte

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