Nicolai
mich Nicolai, der wie aus
dem Nichts plötzlich vor mir stand. Ich erschrak so sehr, dass mir das Notizheft
aus der Hand fiel. Nicolai war jedoch so schnell, dass ich keine Chance hatte
es vor ihm aufzuheben, um es gleich an mich zu nehmen. Ich zerrte am Notizheft,
das er in seiner Hand fest hielt. Doch Nicolai gab nicht nach. Verschmitzt
lächelte er mich an. Das machte mich noch wütender. „Gib es mir.“, sagte ich
mit forschem Ton. Entsetzt über meinen unhöflichen Ton sah mich Nicolai
fragwürdig an. Seine Augen wechselten für einen Moment die Farben. Sie wurden
blutrot. Doch es jagte mir keine Angst mehr ein. Einige Sekunden hielt er das
Notizbuch noch fest, doch er merkte wie ernst es mir war. „Das muss dir ja sehr
wichtig sein.“ Nicolai lies locker und ich nahm das Notizbuch sofort an mich.
Um keinen Preis durfte Nicolai erfahren wer ich wirklich war. Noch nicht. „Entschuldige
bitte.“, sagte ich leise und blickte etwas beschämt zu Boden. „Ich weiß auch
nicht was mit mir los ist.“ „Ich schon.“, sprach Nicolai und nahm mich zärtlich
in seine Arme. „Es ist einfach alles zu viel für dich. Du weißt, dass dein
Leben in Gefahr ist. Das kann einem schon zusetzen. Nur Stephano zu vernichten,
das ist einfach unmöglich.“ Ich drückte mein Gesicht an seine Brust und kämpfte
mit meinen Tränen. Ich wollte ihm so gerne alles erzählen, dass mit meinem
Vater. Und das, wie sehr ich ihn liebte. Ich war einfach zwischen meinen Gefühlen hin- und
hergerissen.
„Komm,
zieh deine Jacke an. Ich nehme dich jetzt mit zu mir“. Ich blickte Nicolai an.
Zärtlich wischte er mir meine Tränen aus dem Gesicht. „Zu dir?“, fragte ich ihn
erstaunt. „Aber ich war noch nie bei dir?“ „Deswegen wird es jetzt auch Zeit,
dass ich dir zeige wo und wie ich wohne.“, antwortete mir Nicolai. Ich packte
meine Sachen zusammen. Das Notizheft verstaute ich in der Schatulle die ich auch sogleich wieder
abschloss. Die Kette hängte ich um meinen Hals.
Wir gingen
nach draußen zu seinem Auto. Galant öffnete er mir die Tür zum Einsteigen. Kaum
saß ich schnallte er mich auch sogleich an. Fast war ich schon ein wenig
genervt von so viel Fürsorglichkeit. Aber ich wusste, dass er es einfach gut mit
mir meinte. Es war ja auch ein schönes Gefühl, so umsorgt zu werden. Kurz bevor
er die Tür zumachte, küsste er mich auf meine Stirn. Ich schloss die Augen. Als
ich meine Augen wieder öffnete, saß bereits Nicolai neben mir und gab Gas. Mit
schnellem Tempo brausten wir in die Dunkelheit davon. Nicolai machte im Auto
leise Musik an. Chopin’s Raindrops, lief im Radio.
Ich blickte nach draußen in die Dunkelheit und schaute sehnsüchtig zum Mond,
der in voller Pracht vom Himmel leuchtete. Bis vor ein paar Wochen hatte ich
null Ahnung von der Existenz von Vampiren. Und nun sitzt einer von denen
friedlich neben mir und einer will mich töten. Was soll ich machen? Jagen oder
mich ergeben? Ich machte die Augen wieder zu und lauschte der Musik.
Als
ich meine Augen wieder aufmachte, gingen gerade die Scheinwerfer vom Auto aus. Es
war stockdunkel und alles ganz still. Ich blickte nach links und sah in zwei
rote funkelnde Augen die mir immer näher kamen. „Keine Angst, ich beiße dich nicht.
Obwohl? Eine Überlegung wäre es wert. Dann würde dich Stephano in Ruhe lassen.“
Nicolai beugte sich über mich hinüber und löste den Fahrergurt. „Ich habe keine
Angst vor dir.“, erwiderte ich ihm. Dann stiegen wir aus. In diesem Moment
schaltete sich automatisch das Licht an und ich sah endlich wo wir waren. In
einem Parkhaus. Um mich herum standen Autos. Viele Autos. Eines schöner als das
andere. In Rot, in Silber, in Schwarz. Und alle waren top gepflegt. „Sind das
alles deine?“, fragte ich Nicolai voller Neugier. „Nein. Was soll ich mit so
vielen Autos? Ich wohne hier in einer sehr teuren Wohngegend. Wer sich hier ein
Appartement leisten kann, der fährt automatisch auch ein teures Auto.“ „Und ich
dachte du wohnst in einer Gruft. Oder zumindest in einem alten Schloss.
Irgendwo draußen im Wald.“ Nicolai fing an zu lachen. „Ich merke schon, du hast
einfach zu viele Vampirfilme gesehen. Ich bevorzuge mehr die moderne Variante.“
Er legte seinen Arm um mich und wir gingen in Richtung Fahrstuhl. Wir stiegen
ein. Auf dem Armaturenbrett waren Zahlen von -1 bis 25. Er holte einen
Schlüssel aus seiner Hosentasche und steckte ihn neben die Zahl 25. Dann drehte
er den Schlüssel um. Der Fahrstuhl
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