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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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endlich erzählt, was mit meinem Ex passiert ist. Sie hat erfrischend wenig Mitleid mit mir, was mich im ersten Moment sauer gemacht hat. Doch inzwischen kann ich ihren Standpunkt verstehen. Jeder normale Mensch wäre nach so langer Zeit darüber schon längst weg.
    „Süße, ich habe da gestern noch lange drüber nachgedacht. Ich verstehe, dass dich die Summe der Umstände damals so fertig gemacht hat. Aber Sam ist nicht so. Er würde dich niemals so behandeln.“
    „Das weiß ich auch. Theoretisch. Der Kerl ist nur einfach viel zu gut, um wahr zu sein.“
    „Ich denke, ich sollte dir nächste Woche den Nippel piercen“, wechselt sie ohne Umschweife das Thema. Leider so laut, dass die älteren Damen am Nebentisch tödliche Blicke in unsere Richtung abfeuern.
    „Und ich habe gesagt, ich denke darüber nach.“ Die Ohrenpiercings haben wir erst mal aufgeschoben, da ich regelmäßig bei Sam auf dem Motorrad mitfahre.
    „Emma, kann ich dir was erzählen? Eigentlich wollten wir es niemandem sagen, aber ich platze bald, wenn ich es nicht irgendwo loswerden kann.“ Nadine kaut auf ihrem Daumennagel, als würde sie erwarten, dass ich es nicht hören möchte.
    „Oh mein Gott, du bist schwanger.“ Das war mein erster Gedanke, doch Nadine schüttelt den Kopf.
    „Nein, noch nicht. Aber wir probieren es. Ich habe vor zwei Wochen die Pille abgesetzt.“ Sie sieht mehr nervös als aufgeregt aus.
    „Hey, das ist doch großartig. Freust du dich nicht?“
    „Doch, ich freu mich wahnsinnig. Aber ich hab auch eine Scheißangst. Was ist, wenn ich das nicht packe? Die Verantwortung ist so überwältigend, und ich bin noch nicht mal schwanger.“
    „Du gehst jeden Tag mit Babys um, du schaffst das schon.“ Auch wenn ich einen Funken Bitterkeit nicht abstreiten kann, freue ich mich sehr für sie.
    „Du weißt schon, dass die nicht immer so klein bleiben?“
    „Ja, das weiß ich“, antworte ich lachend und zwicke sie in den Oberarm. „Du wirst eine gute Mutter, da bin ich sicher.“
    „Und du eine tolle Patentante.“
    Ich brauche einen Moment, bis ich realisiere, was sie da sagt.
    „Ehrlich?“ Meine Augen füllen sich mit Tränen, ich kann gar nichts dagegen tun. In der letzten Zeit heule ich ganz schön viel.
    „Ich könnte mir keine Bessere vorstellen, Emma. Und jetzt hör auf zu weinen, sonst mache ich mit. Ich bin deswegen schon sentimental genug.“
     
    Auf dem Weg nach Hause setze ich Nadine für ihre Spätschicht im Krankenhaus ab. Als ich Zuhause ankomme, wartet meine Mutter schon auf mich.
    „Entschuldige Kind, dass ich nicht vorher angerufen habe, aber ich war gerade in der Nähe.“
    „Es ist in Ordnung, Mama. Ich hab dir gesagt, du kannst jederzeit vorbeikommen.“ Nach einer kurzen Umarmung schließe ich uns die Haustür auf.
    „Komm rein. Möchtest du einen Kaffee?“
    „Ja, gerne.“ Sie hängt ihren Mantel auf und folgt mir in die Küche.
    „Ich habe in den letzten Tagen ein paar Mal versucht, dich anzurufen, aber du warst nie da“, sagt sie, als wir uns am Küchentisch niederlassen.
    Meine Mutter weigert sich beharrlich, mich auf dem Handy anzurufen. Sollte sie jemals diese Nummer wählen, dann weiß ich, dass etwas wirklich Schlimmes passiert ist.
    „Ich war bei einem Freund.“ Meine Mutter wird sich damit nicht zufrieden geben, dafür kenne ich sie.
    „Definiere Freund!“ Ihre Eigenschaft, nicht um den heißen Brei herumzureden, kann manchmal ganz schön anstrengend sein.
    „Er ist mein Freund, denke ich. Nein, eigentlich weiß ich es. Er heißt Sam und er führt zusammen mit Markus den Tattooshop, von dem ich dir erzählt habe.“
    „Okay.“ Meine Mutter rührt sich einen Löffel Zucker in ihren Kaffee und wartet darauf, dass ich noch mehr erzähle.
    „Er ist anders. Zumindest hoffe ich das. Er ist so unkompliziert.“
    „Unkompliziert ist gut.“
    „Ich weiß, Mama. Trotzdem warte ich noch auf das böse Erwachen.“
    Meine Mutter nimmt meine Hände und lächelt mich über den Tisch hinweg an.
    „Emma, ich weiß, wie weh Christoph dir damals getan hat. Doch du machst dir kein Bild davon, wie froh ich war, als all das vorbei war. Natürlich habe ich mir nicht gewünscht, dass du dabei so verletzt wirst. Alles, was zwischen euch stattfand, war ein großes Drama. Christoph war in meinem Augen ein Gift, dass sich langsam in dich geschlichen und fast umgebracht hätte. Du hast diesen großen Schlag gebraucht, um überhaupt von ihm loszukommen. So langsam wird es jedoch Zeit, dieses

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