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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Gott, Sam. Versteh das nicht falsch. Ich wollte nur eine allgemeine Antwort, das war kein Vorschlag nachzuziehen.“ Meine Wangen nehmen wieder eine unangenehm rote Färbung an.
    „Du bist echt süß, wenn du unsicher bist.“ Er steht auf und kommt um den Schreibtisch herum zu mir. Ich hebe die Bettdecke an und seufze, als er seinen warmen Körper an meinen schmiegt.
    „Kommst du damit klar, dass die beiden ein Baby wollen?“, fragt er leise. Ich lege den Kopf auf seinen Brustkorb und lasse mir von ihm den Nacken kraulen.
    „Ich hab mir darüber noch nicht so viele Gedanken gemacht. Natürlich freue ich mich. Nadine hat mich gefragt, ob ich Patentante werde, und das macht mich wahnsinnig stolz. Wir haben so lange keinen Kontakt gehabt, deswegen ehrt mich das besonders.“
    „Das war nicht meine Frage, Emma. Nimm es mir nicht übel, aber ich denke, ich habe ein Recht, das zu wissen. Hast du die Fehlgeburt von damals verarbeitet?“
    Darüber muss ich erst einen Augenblick nachgrübeln. Sam wartet geduldig auf meine Antwort und spielt währenddessen mit meinen Locken.
    „Keine Ahnung“, sage ich schließlich. „Ich denke schon. Es ist lange her und es war kein Wunschkind. Damals hatte ich so viele andere Sachen zu regeln, da trat das schnell in den Hintergrund.“ Wie von selbst wandert meine Hand auf seine Brust, wo sie über seinem spürbaren Herzschlag zu liegen kommt.
    „Meine Mama hatte sechs Fehlgeburten, bevor meine Eltern aufgegeben und mich adoptiert haben. Sie hat mir vor ein paar Jahren mal erzählt, dass sie noch lange daran geknabbert hat, auch als ich schon bei ihnen war.“
    „Das sechs Mal durchzumachen ist schon heftig.“
    „Ich möchte Kinder, Emma. Nicht unbedingt einen ganzen Stall voll, aber so ein bis zwei wären schön. Ich bin an einem Punkt, an dem ich einfach so weit bin. Beruflich läuft es super, die gute Kritik für den Shop zieht immer weitere Kreise. Emotional bin ich schon längst bereit, mich niederzulassen. Ich bin kein junger Bengel mehr, der sich austoben muss. Das hab ich alles hinter mir.“
    „Ich mag dich, Sam. Ich mag dich sehr. Darf ich jetzt sehen, was du zeichnest?“, versuche ich, das Thema zu wechseln, da es mir nun doch zu ernst wird.
    Sam lächelt wissend.
    „Noch nicht, Em. Und ich mag dich auch. Eigentlich ist das nicht genug, um mich angemessen auszudrücken, aber ich weiß, dass du noch nicht mehr hören willst.“
    Ich kann nichts dazu sagen, aber Sam erwartet es auch nicht. Stattdessen zeigt er mir mit zärtlichen Händen, Lippen und einer geschickten Zunge, wie er für mich fühlt.
     
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, heißt es. Das erklärt wohl auch, warum meine Mutter wie ein junges Mädchen kichert, wenn sie sich mit Sam unterhält. Mein Faible für große Männer habe ich scheinbar von ihr, denn mein Vater war auch fast zwei Meter groß, während ich die Körpergröße von meiner Mutter geerbt habe. Doch wie meine Mutter sich in Sams Gegenwart verhält, so habe ich sie noch nie erlebt.
    „Der ist toll, Emma. Gut gemacht“, flüstert sie mir zu. Sam steht in der Diele meiner Mutter auf der Leiter und tauscht die Batterien im Rauchmelder aus.
    „Mama, das hätte ich auch machen können. Du hättest wirklich nicht gleich Sam dafür ran ziehen müssen.“
    „Unsinn. Sam macht das gerne. Nicht wahr, Sam?“ Sie hängt sich bei mir ein und grinst zu ihm hoch.
    „Sicher, Regina. Ich muss mich doch für das köstliche Mittagessen revanchieren.“ Er zwinkert meiner Mutter zu, und spielt ihr kleines Spielchen mit.
    „Siehst du, Emma. Außerdem ist Sam so groß, für ihn ist das viel einfacher, als für uns.“
    Das Telefon im Wohnzimmer klingelt, doch meine Mutter denkt gar nicht daran, sich von ihrem Beobachtungsposten zu bewegen.
    „Geh du mal ran. Das ist bestimmt dein Bruder.“ Sie schiebt mich sofort zur Tür und eilt zu Sam, um ihm die Leiter zu halten. Schon klar.
    „Hey Mark“, rufe ich gleich in den Hörer, als ich die Anrufererkennung entziffere.
    „Hey Fremde. Wie geht es dir? Schön noch mal was von dir zu hören.“ Die Stimme meines Bruders verursacht mir einen dicken Kloß im Hals. Ich habe ihn vermisst. Wir haben uns bestimmt schon seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen, obwohl er nur eine Autostunde entfernt wohnt.
    „Mir geht’s gut. Und dir und Maleen?“
    „Bei uns ist alles prima, Emma. Lee bestellt schöne Grüße. Was machst du bei Mama?“
    „Ihr dabei zusehen, wie sie sich an meinen Freund ran macht“,

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